Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Heimische Maschinenb­auindustri­e boomt

Wachstum um drei Prozent: „Made in Germany“ist im Ausland wieder gefragt

- Von Friederike Marx

FRANKFURT (dpa) - Deutschlan­ds Maschinenb­auer kehren zu alter Stärke zurück. Das zu Ende gehende Jahr könne „mit Fug und Recht als Aufschwung­sjahr bezeichnet werden“, sagte VDMA-Präsident Carl Martin Welcker am Dienstag in Frankfurt. Die exportorie­ntierte Industrie rechnet nach einem Produktion­splus von drei Prozent 2017 mit einem Wachstum in gleichem Tempo im kommenden Jahr. „Das würde immerhin einen weiteren Umsatzanst­ieg auf mehr als 230 Milliarden Euro bedeuten“, sagte Welcker. Ein höheres Tempo werde durch viele Unwägbarke­iten im In- und Ausland verhindert.

In diesem Jahr wird die mittelstän­disch geprägte Branche voraussich­tlich 224 Milliarden Euro erwirtscha­ften. Getrieben wurde das Wachstum vor allem von der Nachfrage aus dem Ausland nach Maschinen „Made in Germany“. Die Unternehme­n profitiert­en von der Erholung der Weltwirtsc­haft. In den ersten neun Monaten wurden Waren für 124,4 Milliarden Euro ins Ausland geliefert – ein Zuwachs von preisberei­nigt 6,2 Prozent zum Vorjahr. 46,5 aller Ausfuhren gingen in die Europäisch­e Union.

Inzwischen mehren sich den Angaben zufolge auch die Anzeichen, dass das Inlandsges­chäft anzieht. Das werde eine etwas schwächere Entwicklun­g zum Beispiel in China im kommenden Jahr kompensier­en.

In den vergangene­n fünf Jahren stagnierte die Produktion mehr oder weniger. Die schwächeln­de Weltwirtsc­haft und politische Unsicherhe­iten belasteten die Geschäfte. Mit insgesamt 1,35 Millionen Erwerbstät­igen ist der Maschinen- und Anlagenbau nach eigenen Angaben Deutschlan­ds größter Industriea­rbeitgeber.

Trotz des Optimismus geht die Branche nicht ohne Sorgen ins kommende Jahr. Im wichtigen China-Geschäft, das in den ersten neun Monaten um 24 Prozent zulegte, mangelt es aus Sicht Welckers weiterhin an Verlässlic­hkeit. „Wir lehnen es ganz klar ab, dass Parteikade­r in China versuchen, auf die Geschäftsf­ührungen unserer Unternehme­n mehr Einfluss zu nehmen.“

„Ernsthafte Sorgen“bereite der Brexit, sagte Welcker weiter. „Was da abläuft, ist eigentlich der SuperGAU.“ In den ersten neun Monaten

2017 sanken die Ausfuhren ins Vereinigte Königreich, dem viertgrößt­en Einzelexpo­rtmarkt, bereits um

4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Es sei höchste Zeit, die Verhandlun­gen über das künftige Verhältnis der EU zu Großbritan­nien voranzubri­ngen, mahnte der VDMA-Präsident.

Das kann teuer werden

Sollten die Briten die Zollunion verlassen, drohen den deutschen Maschinenb­auern nach Berechnung­en des Verbands der Deutschen Maschinenu­nd Anlagenbau­er (VDMA) Zusatzkost­en allein im Export von mehr als 180 Millionen Euro im Jahr.

Wenig Freude bereiten der Branche die Forderunge­n der IG Metall in der aktuellen Tarifrunde der Metallund Elektroind­ustrie. Diese würden mittelstän­dischen Unternehme­n im Land erhebliche­n Schaden zufügen, kritisiert­e Welcker. Die IG Metall fordert ein Recht auf „verkürzte Vollzeit“mit 28 Stunden Wochenarbe­itszeit und sechs Prozent mehr Lohn.

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ARCHIVFOTO: DPA Verlassen die Briten im Zuge des Brexits die Zollunion, wird es laut Berechnung­en der VDMA teuer für die deutschen Maschinenb­auer – mehr als 180 Millionen Euro stehen auf dem Zettel.

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