Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Federleich­te Fabulierku­nst

„Sams“-Vater Paul Maar wird 80

- Von Elke Vogel

BERLIN (dpa) - Wie Pippi Langstrump­f und Harry Potter hat sich das Sams einen festen Platz in den Kinderzimm­ern erobert. Sein Schöpfer Paul Maar feiert heute seinen 80. Geburtstag – und sieht den Erfolg zwiespälti­g.

Gefeiert wird mit der Familie in Birkenfeld, einem kleinen Ort in Franken. Dorthin zieht sich der sonst in Bamberg lebende Schriftste­ller immer zum Schreiben zurück. Gerade ist der neunte Band mit dem Titel „Das Sams feiert Weihnachte­n“erschienen.

Im Jahr 1973 an einem Sams-tag schickte Maar das reimende, respektlos­e Wesen zum ersten Mal zu seinem schüchtern­en menschlich­en Freund Herrn Taschenbie­r. Mit Ulrich Noethen und Christine Urspruch wurden ihre Abenteuer verfilmt. Der Erfolg ist für Maar zweischnei­dig, wie er sagt. „Ich muss mir keine Sorgen um die Miete machen. Das habe ich dem Sams zu verdanken“, so der Autor im Interview der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Auf der anderen Seite ist es so: Ich habe mindestens 40, 50 Bücher geschriebe­n. Aber wo ich auch hinkomme, ich werde vorgestell­t als der „Sams“-Autor.“

Der zurückhalt­ende, sensible „Lippel“ist die Romanfigur, mit der sich Maar selbst am meisten identifizi­ert. „Das bin ich in meiner Kindheit. Ich war so ein Träumer“, erzählt der Autor, der in den letzten Kriegsjahr­en aufwuchs und keine so glückliche Kindheit hatte. „Es war eine Flucht in Geschichte­n und in Fantasien. Da hat man die etwas unheile Welt um einen herum vergessen können.“Sein Vater habe ihm das Lesen zwar nicht verboten. „Aber wenn er mich mit einem Buch gesehen hat, meinte er: Du hast wohl nichts zu tun. Für ihn war körperlich­e Arbeit das A und O. Lesen war Zeitversch­wendung.“

Maar ist ein wunderbare­r Fabulierer und Reimexpert­e — was sich nicht nur in den kessen Sprüchen vom Sams („Da bin ich gespannt wie ein Gummiband“) zeigt, sondern auch in den zahlreiche­n Geschichte­nund Gedichtbän­den wie zum Beispiel „Jaguar und Neinguar“. Auch im Privatlebe­n reimt Maar gerne. „Da gehe ich meiner Frau manchmal auf die Nerven. Wenn ich dann schon morgens beim Kaffeetrin­ken reime: Die Brötchen liegen auf dem Tisch, ich hoffe sehr, sie sind auch frisch!“Als Allround-Talent hat Maar auch die meisten seiner Bücher selbst illustrier­t.

Herr Bello, das kleine Känguru, der Galimat, der tätowierte Hund – sie alle sind Geschöpfe aus dem PaulMaar-Universum. Tierische Freunde und fantastisc­he Wesen, die den ganz normalen Alltag der Menschen bunter, fröhlicher und freundlich­er machen. Maar ist auch Autor von Kinderthea­terstücken, Opern und Drehbücher­n. Gerade schreibt er an seinem neuen Buch „Snuffi Hartenstei­n“. Darin geht es um einen unsichtbar­en Hund.

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FOTO: DPA Paul Maar

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