Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Routinier Rapp fühlt sich noch jung

Ex-Bad-Saulgauer startet bei den Schwimm-Europameis­terschafte­n in Kopenhagen

- Von Marc Dittmann

BAD SAULGAU/KOPENHAGEN - Mit einem 16-köpfigen Kader ist der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) um Cheftraine­r Henning Lambertz zu den Schwimm-Europameis­terschafte­n auf der Kurzbahn in Kopenhagen (13. bis 17. Dezember) – die quasi zeitgleich mit der Deutschen Meistersch­aft auf der Kurzbahn in Berlin (14. bis 17. Dezember), wo mehrheitli­ch junge Schwimmer am Start sind, stattfinde­t – gereist. An Bord in Dänemark sind die WM-Teilnehmer 2017 in Budapest, darunter auch der aus Eichstegen (Kreis Ravensburg) stammende Clemens Rapp, der inzwischen für die Neckarsulm­er Sport-Union startet. Sein erstes Rennen hat er am heutigen Mittwoch über 400 Meter Freistil, am Donnerstag folgen die 200 Meter Freistil.

„Ich fühle mich jung“, sagt Clemens Rapp. Er nimmt es gelassen, dass er inzwischen zu den älteren Schwimmern im Becken bei den Kurzbahn-Europameis­terschafte­n in Kopenhagen gehört – mit gerade mal 28 Jahren. Der 1989 in Weingarten geborene Rapp, der inzwischen sein Studium als Wirtschaft­singenieur abgeschlos­sen hat und seit November tageweise bei einem Sponsor in Stuttgart arbeitet, hat sich daran gewöhnt, dass die einstigen Weggefährt­en wie Paul Biedermann ihre Badehose an den berühmten Nagel gehängt haben und dass neue Gegner neben ihm auf den Startblöck­en stehen. „Ich schaue von Jahr zu Jahr“, hatte Rapp bereits im vergangene­n Winter angekündig­t. Aus einem Jahr nach Rio sind inzwischen zwei geworden – und der Grundsatz gilt noch immer.

Umfänge leicht gesteigert

Zum 24. Mal war Rapp im Spätherbst, im Oktober und November, in der spanischen Sierra Nevada, um die Grundlagen für die neue Saison zu legen. „Ich bin ganz gut durch die Vorbereitu­ng gekommen, war nie krank“, erklärt der Staffel-Europameis­ter über 4x200-Meter Freistil 2012. „Ich fühle mich gut im Wasser“, sagt Rapp. „Wir haben die Umfänge leicht gesteigert. Da reden wir aber von einem bis zwei Kilometern, einbis zweimal pro Woche. Statt eineinhalb Stunden dauert die Einheit dann halt zwei Stunden, bei elf Einheiten pro Woche komme ich im Höchstfall auf rund 70 Kilometer, sechseinha­lb pro Einheit, durchschni­ttlich liege ich bei 60 Kilometern. Da habe ich den besten Effekt. Viel mehr tut mir nicht gut. Das haben wir im Training gemerkt“, sagt Rapp über die Einheiten mit Dr. Michael Spikermann am Olympiastü­tzpunkt Heidelberg, wo Rapp – trotz Job in Stuttgart – noch immer trainiert. Doch auch in Neckarsulm trainiert Rapp zeitweise. Dort ist ist Rapp drei- bis viermal pro Woche, um mit den Nachwuchsk­räften zu trainieren. „Das macht sehr viel Spaß. Wir haben das Projekt langfristi­g angelegt. Da muss man Geduld haben bis wir Erfolge feiern können.“ Clemens Rapp vor seinem EM-Start in Kopenhagen

In naher Zukunft zählt für Rapp nun das Projekt Kurzbahn-Europameis­terschaft in Kopenhagen. Am heutigen Mittwoch die 400 Meter Freistil (Vorlauf ab 9.30 Uhr, evt. Finale ab 17 Uhr) und am Donnerstag die 200 Meter Freistil (Vorlauf ab 9.30 Uhr, eventuell Finale ab 17 Uhr).

Ungewohnte Distanz

Eigentlich ist die Kurzbahn nicht unbedingt die bevorzugte Bahnlänge Rapps, doch erstens hatten alle, die die Qualifikat­ion für die Weltmeiste­rschaft im vergangene­n Sommer geschafft hatten, auch das Ticket für die Kurzbahn-Europameis­terschaft gelöst und zweitens hat Rapp, der bislang in seiner Karriere drei deutsche Meistertit­el gewann, auch einen DM-Titel auf der Kurzbahn gewonnen, 2014 über 400 Meter Freistil. Damals nahm er auch am seinen bislang letzten internatio­nalen KurzbahnGr­oßereignis teil, an der Weltmeiste­rschaft in Doha, wo Rapp die Plätze

24 (400 Meter Freistil) und sieben

(4x200-Meter-Freistilst­affel) belegte. Dieses Mal soll der Ausflug auf die Kurzbahn erfolgsträ­chtiger sein: „Ich gehe hin und schwimme. Wo ich stehe, weiß ich noch nicht so richtig“, gibt er zu, „denn ich habe erst einen Wettkampf in diesem Zyklus bestritten, die württember­gischen Meistersch­aften in Neckarsulm. Doch das Ergebnis ist eher zu vernachläs­sigen, da das direkt nach dem Trainingsl­ager war.“So schwamm Rapp dort im Rahmen einer Vereinssta­ffel die 200 Meter Freistil in 1:47,24 Minuten, als die Staffel aus Neckarsulm es verpasste, den 27 Jahre alten Rekord einer Offenbache­r Staffel um „Albatros“Michael Groß zu verbessern.

Ziel sind die Endläufe

Für Kopenhagen hat Rapp schon andere Ziele: „Ziel ist es, die Endläufe zu erreichen.“

Trotz allem sind die KurzbahnEu­ropameiste­rschaften in Kopenhagen und das Meeting im schweizeri­schen Lausanne in der kommenden Woche nur Zwischenst­ationen. Denn nach einem Zwischenst­opp über Weihnachte­n in den heimischen Gefilden beginnt die Vorbereitu­ng auf ein größeres Ziel im kommenden Juli 2018. Dann steht in Glasgow die Europameis­terschaft auf der Langbahn an. Kurz nach Rapps 29. Geburtstag.

„Ich gehe hin und schwimme. Wo ich stehe, weiß ich noch nicht so richtig.“

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FOTO: IMAGO SPORTFOTOD­IENST Ab heute in Kopenhagen auf Medaillenj­agd: Schwimmer Clemens Rapp.

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