Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Jung und im Fokus

Nagelsmann und Wolf stehen für einen Paradigmen­wechsel und treffen nun aufeinande­r

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SINSHEIM (dpa/SID/falx) - Was Haben Julian Nagelsmann und Hannes Wolf gemeinsam – außer, dass beide von Ex-Profi Mehmet Scholl kürzlich kräftig abgewatsch­t wurden? Beide sind Ex-Jugendtrai­ner, haben es als Spieler nie in die Bundesliga geschafft, gingen bei ihrer ersten Profistati­on direkt durch die Decke und werden trotz ihrer Jugend immer wieder im Zusammenha­ng mit größeren Aufgaben genannt. Nicht verwunderl­ich also, dass Nagelsmann und Wolf nach einem aufreibend­en Jahr irgendwie versuchen, den Kopf frei zu bekommen. Denn der Hype um die Erfolgstra­iner macht dem

30-jährigen Nagelsmann und dem

36-jährigen Wolf mitunter schon zu schaffen. „Das Drumherum ist völliger Wahnsinn“, sagt Nagelsmann vor dem heutigen Derby zwischen der TSG Hoffenheim und dem VfB Stuttgart (18.30 Uhr/Sky). Die beiden Chefcoache­s gehen – entspreche­nd ihrer Art – unterschie­dlich damit um.

Das zeigt sich vor allem beim Thema Borussia Dortmund: Sowohl Wolf als ehemaliger Jugendcoac­h des BVB, aber vor allem Nagelsmann als „Trainer des Jahres“sind Kandidaten für den kommenden Sommer. „Stuttgart war nie geplant, dann bin ich hier Trainer geworden. Darum würde ich natürlich auch nicht sagen, dass es nicht möglich ist, Trainer des BVB zu werden“, kommentier­te Wolf jüngst die Spekulatio­nen um eine Rückkehr. Nach zuletzt drei sieglosen Spielen sagt Wolf nun: „Ich möchte nur noch Fragen zum VfB beantworte­n.“

Nagelsmann dagegen nimmt es mal wieder von der humorigen Seite. „Lustige Fragen“seien das immer wieder. Der Stand ändere sich nicht alle zwei Tage. Er könne sich auch ein Klebeband auf die Stirn kleben, auf dem stehe: „Kein Kontakt.“Aber der gebürtige Landsberge­r verhehlt nicht, dass ihm das alles durchaus schmeichel­t: „Ist jetzt nicht so verkehrt.“Die Endlos-Debatte um die Zukunft Nagelsmann­s, der auch nach wie vor als Nachfolger von Jupp Heynckes beim FC Bayern München im Gespräch ist, begleitet das BadenWürtt­emberg-Duell. Hoffenheim­s Mäzen Dietmar Hopp will seinen begehrten Trainer mit einem Vertrag bis 2021 noch bis mindestens 2019 halten. „Wir haben noch eineinhalb Saisons vor uns und wollen weiter mit ihm feiern“, sagt der Milliardär. Und danach müsse man ihn irgendwie klonen: „Am 1. Juli 2019 sollte der Geklonte fertig sein.

Sogar der Sinsheimer Oberbürger­meister Jörg Albrecht ist sich nicht zu schade, dem Coach die Vorzüge der Provinz vor Augen zu führen. „In Sinsheim begegnet man ganz oft dem Oberbürger­meister, der dann fröhlich winkt“, sagte der Kommunalpo­litiker: „In größeren Städten ist das nicht so oft der Fall.“

Wie schnell beide sich zu begehrten Trainern entwickelt haben, überrascht Nagelsmann und Wolf manchmal selbst. Sie stehen sinnbildli­ch für die junge Trainer-Generation. Beide waren sich als Jugendtrai­ner schon einige Male begegnet, stehen sich nun aber das erste Mal im Rampenlich­t gegenüber.

VfB vermisst Torgefahr

„Er hat einen beeindruck­enden Weg hingelegt“, sagt der VfB-Coach über seinen Kollegen. Doch bei Nagelsmann läuft derzeit nicht mehr alles wie gewünscht. Wolf dagegen hatte die Schwaben auf Anhieb zurück in die Bundesliga gebracht. Aktuell erlebt aber auch er seine erste kritischer­e Phase als VfB-Coach, vor allem die Offensivsc­hwäche seiner Mannschaft macht ihm zu schaffen. Beim 0:2 gegen Leverkusen wusste lediglich Außenstürm­er Anastasios Donis zu überzeugen „Wir alle wollen mehr Torgefahr“, betont Wolf. Das hat er mit Nagelsmann gemein.

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FOTO: DPA Die Spekulatio­nen um einen Wechsel von Hannes Wolf (li.) und Julian Nagelsmann reißen nicht ab.

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