Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Zur Person Senator
Ausgerechnet das erzkonservative Alabama hat nun einen demokratischen Senator gewählt. Ein Grund für den überraschenden Sieg liegt auch in der Person Doug Jones, der sein ganzes Leben in Alabama verbrachte. Geboren wurde Jones
1954 in der Stahlindustriestadt Fairfield und betonte gerne seine Bodenständigkeit, indem er von seiner Arbeit in einem Stahlwerk während des Jurastudiums erzählte.
Als in den 1960er-Jahren die Bürgerrechtsbewegung für die Gleichberechtigung der Afroamerikaner eintrat und die mehrheitlich weiße Bevölkerung dagegen protestierte, war Jones noch ein Kind. Dennoch prägten ihn die Erlebnisse offenbar nachhaltig. Als Staatsanwalt leitete er Ende der 1990er-Jahre den Strafprozess gegen zwei frühere Mitglieder der Terrororganisation Ku-Klux-Klan. Sie waren an einem Bombenanschlag auf eine schwarze Kirche in Birmingham
1963 beteiligt gewesen, bei dem vier schwarze Mädchen getötet wurden. Jones’ Hartnäckigkeit und seinem juristischen Sachverstand war es zu verdanken, dass die beiden mehr als drei Jahrzehnte nach dem Attentat wegen Mord verurteilt wurden. Unter den Schwarzen in Alabama ist der 63-Jährige deshalb bis heute beliebt, sie stellen ein Drittel der Wahlbevölkerung und trugen mit ihren Stimmen entscheidend zu seiner Wahl bei.
Jones weiß genau, worauf es in Alabama ankommt. Zwar fordert er strengere Waffenkontrollen, tritt aber auch für das Recht auf deren Besitz ein. Und auch das heikle Thema Abtreibungen hat er im christlich geprägten Alabama geschickt umschifft: Der Vater von drei Kindern unterstützt zwar das Recht von Frauen, selbst zu entscheiden, ob sie ein Kind zur Welt bringen möchten oder nicht. Doch er vermied es tunlichst, das Thema ins Zentrum seiner Agenda zu stellen. Der Liberale punktete lieber mit dem Thema Arbeitsplätze. 2002 hatte Jones schon einmal versucht, Senator Jeff Sessions herauszufordern, hatte seine Bewerbung aber aufgrund schlechter Aussichten nach den Terroranschlägen von 9/11 zurückgezogen. Er arbeitete wieder als Anwalt – bis zu seiner zweiten Chance 2017.
Sarah Schababerle