Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Mehr Aufträge erfordern bessere Maschinen
Werkstättle erwirtschaftet Gewinn in Höhe von 66 000 Euro
PFULLENDORF - Nach einem finanziell turbulenten Jahr 2015, das aufgrund personeller Veränderungen mit einem Verlust von rund 65 000 Euro endete, verzeichnet das Werkstättle wieder bessere Zeiten. Bei der Versammlung der Vereinsmitglieder am Montag zog Joseline GräbnerReutter, die im Frühjahr dieses Jahres das Amt der geschäftsführenden Vorsitzenden von Rüdiger Semet übernommen hatte, eine insgesamt erfreuliche Bilanz. Das Jahr 2016 endete für das Sozialprojekt, das Menschen in Langzeitarbeitslosigkeit oder schwierigen Lebenssituationen Arbeit gibt, mit einem Gewinn von 66 000 Euro.
„Unser Eigenkapital ist mit 51 000 Euro wieder im positiven Bereich“, sagte Joseline Gräbner-Reutter sichtlich erleichtert. „Wir sind sehr froh, dass es dank der Anstrengung aller wieder so ist.“Ein zu großes Gefühl der Sicherheit kommt aber trotz der wieder erstarkten Eigenkapitaldecke nicht auf, denn allein die monatlichen Personalkosten belaufen sich auf rund 130 000 Euro. „Unsere Krux ist, dass wir keine Grundfinanzierung haben. Es gibt keine Zuverlässigkeit bei den Fördermitteln“, sagte Rüdiger Semet, der ebenso wie Thomas Spähler weiterhin Mitglied im Werkstättle-Vorstand ist.
Gewinn auch bei den Golfanlagen
„Wir machen das Projekt für die Menschen und nicht für den Überschuss. Das ist unser Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und Sozialem“, sagte Rüdiger Semet. „Es ist unbezahlbar, wenn ein Mensch wieder Arbeit hat und Mut fasst.“Ein Plus von 17 900 Euro im vergangenen Jahr verzeichneten auch die zuletzt defizitären Golfanlagen im Seepark, die das Werkstättle gemeinsam mit Mariaberg als gemeinnützige Gesellschaft betreibt. Insgesamt beschäftigt das Werkstättle derzeit 150 Menschen: 100 im Werkstättle selbst, 20 bei den Golfanlagen und 30 in geförderten Arbeitsgelegenheiten des Jobcenters und des Europäischen Sozialfonds, beispielsweise bei der Bürgerarbeit oder in der Klosterstadt Campus Galli in Meßkirch.
Mit dem Gewinn aus dem Jahr
2016, einem Zuschuss des Kommunalverbands für Jugend und Soziales sowie einem Darlehen hat sich das Werkstättle, das für das Jahr 2017 eine „schwarze Null“erwartet, auf künftige Aufgaben vorbereitet.
207 000 Euro wurden in neue Maschinen investiert oder für seit Jahren gewünschte Verbesserungen am Gebäude ausgegeben.
Der größte Teil der Investitionen floss in den Bereich Industrieservice, denn der größte Auftraggeber hat ein höheres Auftragsvolumen in Aussicht gestellt, das bessere Maschinen erfordert. „Wir glauben, dass die Ausgaben dazu beitragen, dass wir mehr Geld verdienen, weil wir höhere Stückzahlen erreichen können“, sagte Joseline Gräbner-Reutter. Menschliche Arbeit werde nicht eingespart. Stattdessen könnten mehr Menschen an den speziell konstruierten Maschinen arbeiten.
Im kommenden Jahr will das Werkstättle sein 30-jähriges Bestehen feiern. Aus diesem Anlass sind ein Mitarbeiterfest und eine offizielle Veranstaltung geplant.
Außerdem müsse spätestens Ende des Jahres 2018 der chronisch defizitäre Druck- und Mailingservice auf den Prüfstand gestellt werden, befand Joseline Gräbner-Reutter – auch, weil die Leasingverträge für die Maschinen auslaufen würden. „Wir machen es uns nicht leicht, denn es geht ja um Arbeitsplätze. Aber wir wissen, dass etwas passieren muss.“