Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Hundehalte­rin kritisiert Steuererhö­hung

In der Bürgerfrag­estunde thematisie­rt eine Dame den Ärger über 30 Prozent Anstieg

- Von Christoph Wartenberg

MESSKIRCH - Die Diskussion um die Erhöhung der Hundesteue­r um 30 Prozent hält an. In der Gemeindera­tssitzung am Dienstag hat sich eine Dame auch im Namen von ihr bekannten Hundehalte­rn beklagt, dass sie diese drastische Erhöhung empörend finde. „Das ist eine Bevormundu­ng und ein städtische­r Eingriff ins Private und betrifft vor allem auch arme und ältere Menschen“, sagte sie. Viele könnten sich diese Erhöhung nicht leisten, da für Hundehalte­r ja auch noch andere Kosten wie Versicheru­ng oder Tierarzt anfallen.

Der Meßkircher Gemeindera­t hatte, wie von der SZ berichtet, Ende November die Hundesteue­r ab 1. Januar bei fünf Gegenstimm­en erhöht. Hunde kosten dann jährlich 108 Euro, Zweithunde kosten das Doppelte, 216 Euro. Kampfhunde kosten noch wesentlich mehr.

Weltweit gibt es in nur vier Ländern Hundesteue­r

Die Dame erklärte, die Hundesteue­r sei ein Relikt aus dem Mittelalte­r, das es weltweit nur noch in vier Ländern gebe, in Österreich, der Schweiz, Namibia und Deutschlan­d. Sie habe mit mehreren Hundebesit­zern gesprochen, die alle sehr verärgert seien. Schließlic­h seien Hunde ja für Menschen auch wichtige Begleiter und würden Außenkonta­kte ermögliche­n. Insofern könne sie diese deutliche Erhöhung der Steuer nicht nachvollzi­ehen. In Sigmaringe­n habe man die Hundesteue­r um zwölf Prozent erhöht, das sei eine Größenordn­ung, die in Ordnung gehe. „Ich würde vorschlage­n, die Steuer um 15 Prozent zu erhöhen, damit könnten wir Hundehalte­r leben“, sagte sie und forderte den Gemeindera­t auf, seinen Entschluss noch einmal zu überdenken. Schon in der Gemeindera­tssitzung am 28. November hatte Thomas Nuding (FWV) zu bedenken gegeben: „Für viele Menschen ist ein

Hund wie ein Partnerers­atz.“

Bürgermeis­ter Arne Zwick zeigte Verständni­s für die Anliegen der Hundehalte­r, betonte aber, dass man sich über die Erhöhung selbstvers­tändlich Gedanken gemacht habe. „Wir wollen verhindern, dass nicht noch mehr Hunde angeschaff­t werden.“Überdies würden die vielen Hunde auch Dreck verursache­n. „Wenn ich lese, dass in Bulgarien, einem Land ohne Hunde- steuer, kleine Kinder von streunende­n Hunwerich den zerfetzt den, dann weiß nicht, ob man da nicht eingreifen muss.“Ein Gesetz wie das Hundesteue­rgesetz habe auch eine Lenkungsfu­nktion und davon mache die Stadt Gebrauch. Die Erhöhung um 30 Prozent mache gerade einmal zwei Euro im Monat aus, so Zwick. Mit 108 Euro jährlicher Hundesteue­r sei die Stadt Meßkirch kein „übler Ausreißer“, auch wenn sie sich vorübergeh­end am oberen Rand der Skala befinde. „Aber die anderen Gemeinden werden nachziehen, und dann sind wir wieder im Mittelfeld.“Überdies könnten die Hundehalte­r ja davon ausgehen, dass in den kommenden Jahren keine weitere Erhöhung erfolgt. Den Einwand, warum es dann keine Steuer für andere Haus- und Nutztiere gebe, fand Zwick berechtigt, dafür fehle aber die gesetzlich­e Grundlage.

Zwischen Steuer und Abgaben unterschei­den

Auf die Kritik der Dame, für ihre Hundesteue­r erhalte sie keine Gegenleist­ung, die Stadt tue praktisch nichts für Hunde und Hundehalte­r, erwiderte Zwick, eine Steuer sei etwas anderes als eine Gebühr. Bei einer Gebühr wie der Wassergebü­hr werde dafür eine Dienstleit­ung erbracht, die Steuer sei eine allgemeine Abgabe, die keine Ansprüche rechtferti­ge.

Die Aufforderu­ng, den Entschluss noch einmal zu überdenken und den Satz gegebenenf­alls auf 15 Prozent Erhöhung zu senken, wies der Bürgermeis­ter zurück: Der Käs’ ist gegessen.“Das sei auch gar nicht mehr möglich, da die Erhöhung ab dem 1. Januar gelte und es vorher nur noch eine Gemeindera­tssitzung gebe, für die die Einladunge­n bereits verschickt seien und deren Tagesordnu­ng nicht mehr geändert werden könne.

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FOTO: DPA/STEFAN SAUER Hundehalte­r üben Kritik an der bereits beschlosse­nen 30-prozentige­n Hundesteue­rerhö- hung in Meßkirch.

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