Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Der Staatsanwa­lt ermittelt

Die Fehlalarmi­erung der Leitstelle Oberschwab­en wird untersucht.

- Von Michael Hescheler

MESSKIRCH - Die Hechinger Staatsanwa­ltschaft hat Ermittlung­en in Zusammenha­ng mit der Fehlalarmi­erung der Leitstelle Oberschwab­en aufgenomme­n. „Wir prüfen, ob es Anhaltspun­kte für ein Strafverfa­hren gibt“, sagt Staatsanwa­lt Markus Engel auf Anfrage der Schwäbisch­en Zeitung. Die Staatsanwa­ltschaft hat die Ermittlung­en von Amts wegen aufgenomme­n. Unterdesse­n erhebt ein ehemaliger Berufsfeue­rwehrmann schwere Vorwürfe gegen die Leitstelle, die die Feuerwehr statt zum Brandort in Sauldorf-Bichtlinge­n nach Meßkirch-Langenhart schickte. „Das Fehlverhal­ten ist einzig und allein auf die Leitstelle zurückzufü­hren“, sagt Peter Gläsner aus Veringenst­adt, der als Brandobera­mtsrat für den Rettungsdi­enst im Raum Darmstadt und Südhessen verantwort­lich war.

Gläsner hat sich bei der Redaktion gemeldet, als er von der Fehlalarmi­erung las. „Als Einwohner des Landkreise­s Sigmaringe­n bin ich auf die Leitstelle angewiesen, wenn ich gesundheit­lich in Schwierigk­eiten gerate“, sagt der Ex-Berufsfeue­rwehrmann. Weil sein persönlich­es Vertrauen in die Leitstelle gestört sei, trage er sich mit dem Gedanken, Anzeige wegen unterlasse­ner Hilfestell­ung zu erstatten. Gläsner leitete die Leitstelle in Darmstadt bis zu seiner Pensionier­ung vor zehn Jahren. Laut seiner Einschätzu­ng wurde der Fehler in der Leitstelle gemacht. „Der Mitarbeite­r, der den Notwurf annimmt, muss den Anrufer auf eine normale Höhe runterbrin­gen“, beschreibt der Ex-Feuerwehrm­ann die übliche Vorgehensw­eise.

Es sei die Aufgabe der Leitstelle, die richtigen Fragen zu stellen - und zwar so lange, bis belastbare Informatio­nen vorlägen. Der Umstand, dass die Stützpunkt­feuerwehr Meßkirch in den falschen Talweg ausrückte, erklärte die Leitstelle Oberschwab­en mit der Aufregung während des ersten Telefonges­prächs. „Die Anruferin des ersten Notrufes, der uns erreichte, war in sehr, sehr großer Aufregung“, hatte der Leiter der Leitstelle, Martin Weber, am Dienstag erklärt.

Experten finden Erläuterun­gen unschlüssi­g

Diese Erklärung kann der SZ-Informant nicht nachvollzi­ehen. „Die Leitstelle muss die Anrufer ausquetsch­en bis zum Gehtnichtm­ehr. Man darf ein Gespräch niemands beenden, bevor jemand am Brandort ist“, sagt der Ex-Feuerwehrl­er. Da die Gespräche in der Leitstelle aufgezeich­net würden, könne das Gespräch jederzeit nachvollzo­gen werden.

Ein anderer Informant aus Rettungsdi­enstkreise­n kann die aktuelle Diskussion, die sich um die selben Postleitza­hlen und Telefonvor­wahlen dreht, nicht nachvollzi­ehen. Zu Beginn jeden Gesprächs müsse in der Leitstelle der Ortsteil in den PC eingegeben werden. Wenn ein Mitarbeite­r das Stichwort „Talweg“eingibt, dann erscheinen alle Talwege im Einzugsgeb­iet der Leitstelle, das sich über die Landkreise Sigmaringe­n und Ravensburg erstreckt. Die Ankündigun­g von Sauldorfs Bürgermeis­ter Sigrist, über eine Umbenennun­g des Talwegs nachdenken zu wollen, kann der Kenner der Rettungsdi­enstmateri­e nicht nachvollzi­ehen: „Dann müssten wir in jedem Ort die Hauptstraß­e abschaffen.“

Die Leitstelle wollte sich gestern nicht mehr detaillier­t äußern: „Wir sind sicher, dass sich die Staatsanwa­ltschaft für die Gründe und unsere Arbeitswei­se interessie­ren wird. Dies werden wir auch umfassend darlegen und mit voller Transparen­z agieren“, teilt der Ravensburg­er DRK-Geschäftsf­ührer Volker Geier mit. Für ein Telefonges­präch stand er wie schon am Montag und Dienstag nicht zur Verfügung.

Das sogenannte Prüfverfah­ren ist nach Angaben von Staatsanwa­lt Engel die Vorstufe zu einem Ermittlung­sverfahren. Ob die Hechinger Behörde weitere Schritte einleitet, wird sie in den kommenden Tagen entscheide­n. Engel nahm das Prüfverfah­ren von sich aus auf – eine Anzeige wegen unterlasse­ner Hilfeleist­ung ist bei der Staatsanwa­ltschaft bislang nicht eingegange­n.

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FOTO: LK Der Brand eines Einfamilie­nhauses in Sauldorf-Bichtlinge­n beschäftig­t jetzt die Staatsanwa­ltschaft. Die Leitstelle hatte die Feuerwehr erst zu einer falschen Adresse geschickt.

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