Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Begehbare Melone am Strand

Belgien begeht den 50. Todestag von René Magritte – In Brüssel sind dem Maler bis 2018 sogar gleich zwei Ausstellun­gen gewidmet

- Von Sabine Glaubitz

BRÜSSEL (dpa) - Eine riesige Melone am Strand oder Bilder in Übergröße: Belgien erinnert an den Tod von René Magritte vor 50 Jahren. Brüssel widmet dem Maler zurzeit gleich zwei Ausstellun­gen: „Magritte, Atomium meets Surrealism“(bis 10.9.2018) sowie die Schau „Magritte, Broodthaer­s & Die zeitgenöss­ische Kunst“(bis 18.2.), die sich in den Königliche­n Museen der Schönen Künste mit dem künstleris­chen Erbe des Surrealist­en beschäftig­t. Gezeigt werden 150 Werke, darunter das berühmte Gemälde „Der Verrat der Bilder“.

„Es hat keine Schule oder Gruppe von Künstlern gegeben, die nach ihm benannt wurde, doch hat er zahlreiche Maler beeinfluss­t“, sagt Michel Draguet, der Leiter der Königliche­n Museen der Schönen Künste, über Magritte. Und so sind zwei Drittel der ausgestell­ten Arbeiten von Marcel Broodthaer­s, Andy Warhol oder auch Jasper Johns, Robert Rauschenbe­rg und Gavin Turk.

Allein rund 50 Werke sind von dem surrealist­ischen Dichter und Künstler Broodthaer­s, denn er war mit Magritte bis zu dessen Tod am 15. August 1967 befreundet. In seinen Arbeiten trieb er Magrittes Spiele mit Wort und Sinn bis zum Absurden weiter.

Magritte gehört zu Belgiens berühmtest­en Künstlern. Ihm zu Ehren wurde 2009 in Brüssel auch das Magritte-Museum eröffnet, das mit rund 230 Werken und Dokumenten weltweit die umfangreic­hste Sammlung des Künstlers besitzt. Aus diesem Grund hatte man in Brüssel auf eine Retrospekt­ive verzichtet, zumal in den vergangene­n Monaten eine bedeutende Ausstellun­g seiner wichtigste­n Werke in Paris und anschließe­nd auch in Frankfurt am Main zu sehen war.

Mit zahlreiche­n Werken von Broodthaer­s in der Sammlung der Königliche­n Museen bot sich eine Ausstellun­g zum künstleris­chen Erbe Magrittes an. Magritte hat die Beziehung zwischen Objekt, seiner Darstellun­g und seinem Namen hinterfrag­t. Zu seinen Ikonen zählen „Reprodukti­on verboten“und „Der Verrat der Bilder“. Das Gemälde – es bildet eine Pfeife ab und den Satz: Das ist keine Pfeife – ist seit mehr als 45 Jahren erstmals wieder in Belgien zu sehen.

Magritte hatte es 1929 gemalt, als er noch in Paris lebte, bevor er sich mit André Breton, dem wichtigste­n Theoretike­r des Surrealism­us, endgültig überschlug und nach Brüssel zurückkehr­te.

Magritte feierte im Amerika der 1960er-Jahre Erfolge. Maßgeblich dazu beigetrage­n hatte sein Galerist Alexander Iolas, der seine Werke in den USA förderte, wo 1947 in New York seine erste Ausstellun­g stattfand. Magritte beeinfluss­te viele Pop-Art-Künstler.

Bei der Infrageste­llung der Wahrnehmun­g hat sich Magritte auch mit dem Maßstab der Dinge beschäftig­t. Damit spielt das Atomium in Brüssel. Unter dem Titel „Magritte, Atomium meets Surrealism“sind in den Eisenund Kristallku­geln des für die Weltausste­llung 1958 erschaffen­en Bauwerks rund zehn der bedeutends­ten Werke von Magritte in Übergroße reproduzie­rt. Durch einige kann der

„Es hat keine Schule gegeben, die nach ihm benannt wurde, doch hat er zahlreiche Maler beeinfluss­t.“ Michel Draguet, Leiter der Königliche­n Museen der Schönen Künste

Besucher auch hindurchsc­hreiten – eine Kulissensc­hau im Sinne Magrittes.

Tür, Pfeife, Apfel, Kerze und Melone sind wiederkehr­ende Motive in Magrittes Gesamtwerk. Unter einem riesigen Bowlerhut am Strand von Knokke-Heist fand eine der ersten Jubiläumsa­usstellung­en statt. Das Seebad in Westflande­rn schickte Besucher in der Melone auf eine virtuelle Reise durch die Bilderspra­che des Malers.

Seit Oktober gibt es Magritte zu Ehren in limitierte­r Auflage auch ein belgisches Bier: Etwas ganz Besonderes. Ein surrealist­isches Bier natürlich. Ein Weißbier, das braun ist.

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FOTO: DPA Diese riesige Melone liegt am Strand von Knokke-Heist: Unter dem Bowlerhut findet eine Ausstellun­g anlässlich des 50. Todestages des belgischen Malers René Magritte statt.

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