Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Thermen-Investor stirbt bei Absturz
Josef Wund unter Opfern der Flugzeugtragödie von Waldburg – Wetter mögliche Ursache
WALDBURG (jam/hag/olli/fh/hey) Beim Absturz eines Business-Jets bei Ravensburg ist der als „Thermenkönig“bekannte Unternehmer Josef Wund ums Leben gekommen. Wund verantwortete die größte Therme Europas in Erding. Auch die Thermen in Bad Wörishofen und Titisee-Neustadt wurden von ihm gebaut. In Friedrichshafen errichtete er einst die Messehalle, in der heute die Volleyballer des VfB Friedrichshafen spielen.
Unter den Toten ist zudem der Chef des Bregenzer Luftfahrtunternehmens Skytaxi. Er kommandierte die Maschine, die am Flughafen Friedrichshafen stationiert war, um für Geschäftsreisende zu fliegen.
Das Flugzeug war am Donnerstagabend in einem Waldstück bei Waldburg nahe Ravensburg abgestürzt. Dabei starben alle drei Passagiere, unter ihnen auch ein 49-Jähriger aus Wien.
Derweil wird über die Absturzursache der Cessna Citation 510, auch Mustang genannt, spekuliert. Das Flugzeug, das sich im Landeanflug auf Friedrichshafen befand, kam aus großer Höhe und durchstieß die Wolkendecke. Laut einem Luftfahrtexperten gilt die Mustang als besonders sicher und leicht zu steuern. Der Absturz des Flugzeugs müsse also plötzlich und unerwartet passiert sein. Dafür spricht auch, dass der Pilot – der Chef der Airline Skytaxi – nicht einmal einen Notruf abgesetzt hatte.
Wie die „Schwäbische Zeitung“außerdem aus Pilotenkreisen erfuhr, könnte es aufgrund des dichten Schneetreibens zu einer Tragflächen-Vereisung gekommen sein. In einem solchen Fall lässt sich die Maschine nicht mehr gezielt steuern und stürzt ab. Unklar ist, warum ein offenbar vorhandenes Anti-Eis-System den Absturz nicht verhindert hat.
Weil es an Bord der abgestürzten Maschine keinen Flugdatenschreiber gab, müssen die Experten die Geschehnisse anhand des Wracks und etwa mithilfe von Radardaten rekonstruieren. Zeugen hatten beim Absturz einen Knall gehört und setzten einen Notruf ab.
Nach Angaben der Polizei könnte es Monate dauern, bis die Unfallursache feststeht. Das Wrack der abgestürzten Cessna wird vermutlich am Samstag geborgen.
WALDBURG - Das kleine Wäldchen liegt malerisch inmitten der Hügel von Waldburg. Die Sonne spiegelt sich am Freitag in den Eiskristallen in den hochgewachsenen Tannen. Der Schnee auf den Wiesen und Feldern macht die Szenerie zu einem Idyll. Polizeiwagen, die den Zugang zum Waldstück abriegeln, und der Polizeihubschrauber in der Luft erinnern jedoch an den eiskalten, verschneiten Donnerstagabend, an dem drei Männer hier ihr Leben verloren haben. An der Unfallstelle mitten im Wald offenbart sich dann das ganze Ausmaß des Unglücks.
Über 200 Meter hinweg zieht sich eine Schneise der Verwüstung. Viele Bäume sind abgeknickt oder umgestürzt. Kabel und Metallteile hängen vereinzelt von den Ästen herab. Ein Triebwerk der Cessna liegt etwas abgelegen im Wald. Ein schneebedeckter Sitz steht inmitten der Schneise. Kleidungsstücke liegen verstreut in den Büschen und Bäumen.
„Das ist schon eine Unfallstelle mit einem hohen Zerstörungsgrad. Der ist nicht immer so“, sagt Axel Rokohl von der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU). „Auch die Länge der Unfallstelle, die durch das ganze Waldgebiet geht, ist nicht ganz üblich. Das zeigt schon, dass eine gewisse, hohe Energie vorhanden war, als das Flugzeug hier in den Wald gestürzt ist.“
Rokohl ist noch in der Nacht mit seinem Team aus Braunschweig angereist und für die Spurensicherung sowie die Bergung des Flugzeugwrackes verantwortlich. Gemeinsam mit seinen Kollegen schaut er sich die Unfallstelle ganz genau an, misst die Abstände der unzähligen Teile untereinander und versucht, sie zuzuordnen.
Eine große Herausforderung, schließlich sind durch die Wucht des Aufpralls nur wenige große Trümmerteile erhalten geblieben, von der Maschine ist nicht mehr sehr viel zu finden. „Und diese Teile gilt es jetzt natürlich genau unter die Lupe zu nehmen“, erklärt Polizei-Pressesprecher Markus Sauter, der schon am Vorabend vor Ort war.
Für ihn und seine Kollegen wird es nun darum gehen, die Unfallstelle weiter abzusichern, bis alle relevanten Wrackteile geborgen sind. Noch im Laufe des Samstags wollen die Experten damit beginnen. Die Flugzeugreste werden dann nach Braunschweig zur BFU gebracht, damit die Sachverständigen der Unfallursache auf die Spur kommen können. Dort versuchen sie, die Maschine, so gut es geht, wieder zusammenzusetzen, um festzustellen, ob Teile fehlen.
Auch wollen sie die wenigen digitalen Speichermedien finden, um sie bestenfalls auszulesen. Allerdings scheint schon jetzt klar, dass dieses aufwendige Prozedere einige Zeit in Anspruch nehmen wird. „Das Gesetz sagt, dass wir innerhalb von zwölf Monaten fertig sein sollen, und das probieren wir auch“, sagt Rokohl. Das hänge davon ab, „wie wir das zusammenkriegen und wo wir was finden“.
Kleiner Brand nach dem Aufprall
Und das ist gar nicht so einfach. Zusätzlich zu der Länge der Schneise und dem schlechten Zustand des Wrackes erschwert das ausgetretene Kerosin die Arbeiten an der Unfallstelle. Die Einsatzkräfte sind daher mit höchster Vorsicht am Werk. Doch zumindest im weiteren Umkreis bestehe keine Brandgefahr mehr, erklärt Polizeisprecher Sauter. Einzig direkt nach dem Aufprall hatte es wohl einen kleinen Brand gegeben, der aber schnell von den Feuerwehrleuten gelöscht werden konnte. Daher werden aktuell auch keine Bindemittel oder Ähnliches eingesetzt.
Es geht bei den Untersuchungen auch um mögliche Umweltschäden, schließlich hat sich das Kerosin beim Aufprall nach Angaben der Experten flächendeckend auf dem Gelände verteilt. Noch den gesamten Abend lang hatte es rund um das Waldstück stark nach Treibstoff gerochen. „Da ist natürlich die Behörde, also das Landratsamt, mit im Boot. Da muss geprüft werden, ob jetzt durch den Flugzeugabsturz entsprechende Umweltschäden entstanden sind. Aber das ist Thema des Landratsamtes“, sagt Sauter.
Bis dahin wird es aber wohl noch eine Weile dauern. Sauters Kollegen werden sich wohl noch auf einige Nachtschichten einstellen müssen, bis die Absturzstelle wieder freigegeben werden kann. Es gilt, das kleine Wäldchen zu schützen, das mit etwas Abstand weiterhin so idyllisch wirkt. Einzig der Hauch von Kerosin liegt noch immer in der Luft.
Ein Video von der Unfallstelle: www.schwäbische.de/ absturzwaldburg