Baum-Ritual

Der vorweihnachtliche Christbaumkauf ist ja ein Ritual, das man jedes Jahr aufs Neue genießt. Obwohl wir schon seit einem knappen Jahrzehnt in dieser Stadt wohnen, bildet sich unser persönlicher Brauch erst langsam heraus. Dies liegt daran, dass wir zu Weihnachten jahrelang in die alte Heimat gefahren sind. Doch damit ist jetzt Schluss, haben wir beschlossen, und unseren Familien zugerufen: Wenn ihr uns an Weihnachten sehen wollt, dann müsst ihr uns besuchen. Diese Ansage ist auf fruchtbareren Boden gefallen, als wir dachten. Die komplette Sippe kommt in Sigmaringen zusammen. Wie gesagt: Ein Christbaum-Ritual hatten wir bislang nicht, weil wir wegen der anstrengenden Fahrerei auf den familiären Baum verzichtet hatten.

Also sind der Sohnemann und ich gestern quasi erstmals losgezogen, um den passenden Christbaum zu besorgen. Wir haben in der Zeitung vom Verkauf des städtischen Forsts beim Nollhof erfahren. Schon der Weg dorthin ist ein Abenteuer: Vorbei am Waldhaus, wo für den abendlichen Verkehr Schnee geräumt wird, schlängeln wir uns die Bundesstraße entlang in Richtung Plantage, die versteckt mitten im Wald liegt. Vater und Sohnemann werden sich schnell einig – unser Wunschbaum wird frisch gefällt. Förster Stefan Fischer verpackt das edle Stück. An der Kasse gibt es Glühwein und Lebkuchen dazu. Die Stimmung ist ergreifend weihnachtlich. Im nächsten Jahr kommen wir wieder, beschließen wir. Doch dann sagt uns der Förster, dass die Plantage für längere Zeit ausverkauft ist...