Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Wenn Weihnachtsträume wahr werden
Das russische Nationalballett bringt Tschaikowskis „Nussknacker“in die Stadthalle
SIGMARINGEN - Das russische Nationalballett brachte mit dem „Nussknacker“von Pjotr Tschaikowski nach einer Erzählung von E.T.A. Hoffmann getanzten Weihnachtszauber auf die Bühne der Stadthalle. Es bescherte damit den Zuschauern aller Altersstufen zwei Stunden Leichtigkeit und Romantik pur. Kleine „Ballett-Mäuse“aus der Ballettschule Koop aus Saulgau lockerten das Spiel in unterschiedlichen Verkleidungen und Szenen zusätzlich auf.
1816 veröffentlichte E.T.A. Hoffmann seine Erzählung „Nussknacker und Mäusekönig“. In einer „abgespeckten Version“von Marius Petipa wurde das Weihnachtsmärchen mit der Komposition von Tschaikowski
1892 als Ballett in Sankt Petersburg uraufgeführt. Seither begeistert es in vielen Interpretationen weltweit. Auch in Sigmaringen konnten die Tänzer des russischen Ensembles mit ihrem Tanz, der kraftvoll ist und doch so aussieht, als sei jeder Schritt leicht, überzeugen.
Eine „bezaubernde Jeannie“(Marina Beniashvili) sitzt in einer offenen Flasche und liest abseits des Geschehens aus einem Märchenbuch vor, was sich gleich auf der Bühne abspielen wird: „An einem frostigen Heiligen Abend feiert Familie Stahlbaum das Weihnachtsfest.“Und schon geht der Vorhang auf und mehrere bunt gekleidete Paare tanzen zur Abendstunde. Plötzlich funkelt der Weihnachtsbaum, und Onkel Drosselmeier verteilt Geschenke. Tochter Marie (Anna Serogina) bekommt einen Nussknacker (Dmitrii Poliakov), den ihr Bruder zerstört, der jedoch vom Onkel wieder repariert wird. Glücklich schläft sie unter dem Weihnachtsbaum ein, und die Figuren werden lebendig.
Der Mäusekönig (Aleksei Riumin) kommt mit einem Heer von großen und kleinen Mäusen. Die Zinnsoldaten des Bruders kämpfen zwar gegen das graue Heer, aber erst nachdem Marie ein Kissen gegen den Mäusekönig geworfen hat, werden sie in die Flucht geschlagen. Danach, so Jeannie und ihr Märchenbuch, ist Marie zur Frau geworden und der Nussknacker zum Mann. Zusammen mit „lieblichen Schneeflocken“tanzen sie im Zauberwald den Schneeflockentanz.
Prinz kontra Mäusekönig
Im zweiten Teil des Stücks werden sie erneut vom Mäusekönig und seinen Helfern bedroht, nun schlägt ihn der Prinz in die Flucht. Auf der „Süßigkeitenburg“treffen sie auf Tanzpaare aus aller Herren Länder und erleben – wie das Publikum – fantastische Tänze: Ein Schokoladentanz aus Spanien, ein arabischer KaffeeTanz aus dem Orient, dazu gibt es getanzten chinesischen Tee und russische Pfefferminze sowie französische Zuckerstückchen. Am Ende rundet alles ein Marzipanballett ab. Den Höhepunkt des Abends tanzen Prinz und Prinzessin mit ihrem Pas de deux. Jeannie ruft den Zuschauern zu: „Ihr sollt niemals aufhören zu träumen.“Und das Publikum dankte mit anhaltendem Applaus.
Vieles machte den Reiz des Stücks und dieser Umsetzung aus: Neben der „klassischen Dekoration“und den Balletteleven aus Saulgau war es Anna Serogina, die als Marie ihr Publikum selig anlächelte und elegant über die Bühne schwebte. Aber auch ihr Partner Dmitrii Poliakov konnte mit Kraft und Eleganz überzeugen. Der Bösewicht „Mäusekönig“wurde frisch und ausdrucksstark von Aleksei Riumin, der später als „russisches Pfefferminz“ebenso begeisterte, interpretiert. Nicht zu vergessen, die vielen altersmäßig sehr unterschiedlichen Akteure, die auch in kleinen Tänzen und Bewegungen den Traum von Weihnachten und dem großen Glück wahr werden ließen.
Für die Theateratmosphäre wäre es schön gewesen, wenn die Bestuhlung früher ansteigend gewesen wäre. Andererseits hätten dann nicht alle Interessierten Platz gefunden. Für eine Besucherin aus Laiz war es „traumhaft“: „Ich bin froh, dass es so etwas in Sigmaringen gibt.“Und eine Gymnasiastin aus Gammertingen faszinierte besonders, dass „alles mit so einer Leichtigkeit rübergebracht“wurde.