Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Wenn Weihnachts­träume wahr werden

Das russische Nationalba­llett bringt Tschaikows­kis „Nussknacke­r“in die Stadthalle

- Von Gabriele Loges

SIGMARINGE­N - Das russische Nationalba­llett brachte mit dem „Nussknacke­r“von Pjotr Tschaikows­ki nach einer Erzählung von E.T.A. Hoffmann getanzten Weihnachts­zauber auf die Bühne der Stadthalle. Es bescherte damit den Zuschauern aller Altersstuf­en zwei Stunden Leichtigke­it und Romantik pur. Kleine „Ballett-Mäuse“aus der Ballettsch­ule Koop aus Saulgau lockerten das Spiel in unterschie­dlichen Verkleidun­gen und Szenen zusätzlich auf.

1816 veröffentl­ichte E.T.A. Hoffmann seine Erzählung „Nussknacke­r und Mäusekönig“. In einer „abgespeckt­en Version“von Marius Petipa wurde das Weihnachts­märchen mit der Kompositio­n von Tschaikows­ki

1892 als Ballett in Sankt Petersburg uraufgefüh­rt. Seither begeistert es in vielen Interpreta­tionen weltweit. Auch in Sigmaringe­n konnten die Tänzer des russischen Ensembles mit ihrem Tanz, der kraftvoll ist und doch so aussieht, als sei jeder Schritt leicht, überzeugen.

Eine „bezaubernd­e Jeannie“(Marina Beniashvil­i) sitzt in einer offenen Flasche und liest abseits des Geschehens aus einem Märchenbuc­h vor, was sich gleich auf der Bühne abspielen wird: „An einem frostigen Heiligen Abend feiert Familie Stahlbaum das Weihnachts­fest.“Und schon geht der Vorhang auf und mehrere bunt gekleidete Paare tanzen zur Abendstund­e. Plötzlich funkelt der Weihnachts­baum, und Onkel Drosselmei­er verteilt Geschenke. Tochter Marie (Anna Serogina) bekommt einen Nussknacke­r (Dmitrii Poliakov), den ihr Bruder zerstört, der jedoch vom Onkel wieder repariert wird. Glücklich schläft sie unter dem Weihnachts­baum ein, und die Figuren werden lebendig.

Der Mäusekönig (Aleksei Riumin) kommt mit einem Heer von großen und kleinen Mäusen. Die Zinnsoldat­en des Bruders kämpfen zwar gegen das graue Heer, aber erst nachdem Marie ein Kissen gegen den Mäusekönig geworfen hat, werden sie in die Flucht geschlagen. Danach, so Jeannie und ihr Märchenbuc­h, ist Marie zur Frau geworden und der Nussknacke­r zum Mann. Zusammen mit „lieblichen Schneefloc­ken“tanzen sie im Zauberwald den Schneefloc­kentanz.

Prinz kontra Mäusekönig

Im zweiten Teil des Stücks werden sie erneut vom Mäusekönig und seinen Helfern bedroht, nun schlägt ihn der Prinz in die Flucht. Auf der „Süßigkeite­nburg“treffen sie auf Tanzpaare aus aller Herren Länder und erleben – wie das Publikum – fantastisc­he Tänze: Ein Schokolade­ntanz aus Spanien, ein arabischer KaffeeTanz aus dem Orient, dazu gibt es getanzten chinesisch­en Tee und russische Pfeffermin­ze sowie französisc­he Zuckerstüc­kchen. Am Ende rundet alles ein Marzipanba­llett ab. Den Höhepunkt des Abends tanzen Prinz und Prinzessin mit ihrem Pas de deux. Jeannie ruft den Zuschauern zu: „Ihr sollt niemals aufhören zu träumen.“Und das Publikum dankte mit anhaltende­m Applaus.

Vieles machte den Reiz des Stücks und dieser Umsetzung aus: Neben der „klassische­n Dekoration“und den Ballettele­ven aus Saulgau war es Anna Serogina, die als Marie ihr Publikum selig anlächelte und elegant über die Bühne schwebte. Aber auch ihr Partner Dmitrii Poliakov konnte mit Kraft und Eleganz überzeugen. Der Bösewicht „Mäusekönig“wurde frisch und ausdruckss­tark von Aleksei Riumin, der später als „russisches Pfeffermin­z“ebenso begeistert­e, interpreti­ert. Nicht zu vergessen, die vielen altersmäßi­g sehr unterschie­dlichen Akteure, die auch in kleinen Tänzen und Bewegungen den Traum von Weihnachte­n und dem großen Glück wahr werden ließen.

Für die Theateratm­osphäre wäre es schön gewesen, wenn die Bestuhlung früher ansteigend gewesen wäre. Anderersei­ts hätten dann nicht alle Interessie­rten Platz gefunden. Für eine Besucherin aus Laiz war es „traumhaft“: „Ich bin froh, dass es so etwas in Sigmaringe­n gibt.“Und eine Gymnasiast­in aus Gammerting­en fasziniert­e besonders, dass „alles mit so einer Leichtigke­it rübergebra­cht“wurde.

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FOTO: GL Marie und ihr Nussknacke­r tanzen mit „lieblichen Schneefloc­ken“in der Sigmaringe­r Stadthalle.

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