Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Für die Planungsge­sellschaft wird’s eng

CDU und Grüne sehen keine Grundlage für GmbH mit Ravensburg und Sigmaringe­n

- Von Jens Lindenmüll­er

FRIEDRICHS­HAFEN - Die Pläne zur Gründung einer gemeinsame­n Straßenbau­planungsge­sellschaft der Landkreise Ravensburg, Sigmaringe­n und Bodenseekr­eis stehen auf der Kippe. Zumindest zwei der drei größten Fraktionen im Kreistag des Bodenseekr­eises wollen dem Vorhaben nicht zustimmen. Das geht aus einer Streichlis­te zum Kreishaush­alt 2018 hervor, die CDU, Freie Wähler und Grüne im Vorfeld der Kreistagss­itzung am kommenden Mittwoch eingereich­t haben. Wobei die Freien Wähler für diesen einen Punkt eine gesonderte Abstimmung beantragen.

Weil das Land wegen Personalma­ngels bei den Straßenbau­planungen nur langsam vorankommt, war auf Initiative des Regionalve­rbands Bodensee-Oberschwab­en die Idee entstanden, eine Planungste­am Bodensee-Oberschwab­en GmbH zu gründen, die die Planungen für drei Projekte selbst koordinier­t, um gegebenfal­ls auch schneller bauen zu können. Das Ganze allerdings weitestgeh­end auf eigene Rechnung, weil sich das eigentlich für die Planung zuständige Land nicht an den Kosten beteiligen würde. Für den Bodenseekr­eis würden die reinen Planungsko­sten bei rund drei Millionen Euro liegen.

B311/B313 auch im Fokus

Bei den Projekten handelt es sich um die B311/B313 Engelswies-Vilsingen und Sigmaringe­n-Mengen, die B30Ortsumf­ahrung Enzisreute und Gaisbeuren sowie den B31-Abschnitt

Waggershau­sen-B30 alt mit zweiter Tunnelröhr­e für den Riedlepark­tunnel in Friedrichs­hafen. Gesellscha­fter sollten die drei betroffene­n Landkreise, der Regionalve­rband und die Landsiedlu­ng Baden-Württember­g GmbH sein. Der Sigmaringe­r und der Ravensburg­er Kreistag haben bereits zugestimmt, jener des Bodenseekr­eises hat die eigentlich für Dezember vorgesehen­e Beratung verschoben. Zum einen wegen der unklaren Haushaltsl­age, zum anderen, weil das Land seine Prioritäte­nliste für den Bundesfern­straßenbau immer noch nicht vorgelegt hat.

„Mit dieser Gesellscha­ft würde man einen weiteren Wasserkopf schaffen, den wir nicht brauchen“, sagt nun Dieter Hornung, Fraktionsc­hef der CDU im Kreistag, dazu. Es gehe im Bodenseekr­eis nur um ein Projekt, das zudem deutlich kleiner und unproblema­tischer sei als die Vorhaben in den anderen beiden Landkreise­n. „Die Planungen können wir auch selber, zusammen mit der Stadt Friedrichs­hafen, koordinier­en und an ein Ingenieurb­üro vergeben. Für eine Planungsge­sellschaft sehen wir keine Grundlage“, sagt Hornung. Auch angesichts der Haushaltsl­age sei die Gründung einer solchen nicht vertretbar. Zudem sei der Zeitpunkt falsch, da die Prioritäte­nliste des Landes noch nicht vorliege.

Martin Hahn, Kreisrat und Landtagsab­geordneter der Grünen, geht aufgrund der Erfahrunge­n der vergangene­n Jahre davon aus, dass „alle wesentlich­en Projekte in der Region in die höchste Priorität eingestuft werden“– und dementspre­chend auch einigermaß­en zeitnah vom Land selber geplant werden können. „Wir kommen mit der Planungsge­sellschaft keinen entscheide­nden Schritt weiter“, sagt Hahn.

Zumindest stehe der mögliche Zeitvortei­l in keinem Verhältnis zu den Mehrkosten – zumal der Kreishaush­alt diese Mehrkosten gar nicht hergebe.

Aus der Fraktionsf­ührung der Freien Wähler war am Freitag niemand zu erreichen. Dass die Freien Wähler für die Streichung der 470 000 Euro für die Planungsge­sellschaft eine gesonderte Abstimmung beantragen, lässt aber vermuten, dass sie entweder dagegen sind oder keine einheitlic­he Meinung dazu haben. Sollten alle CDU- und Grünenräte dafür stimmen, auf die GmbHGründu­ng zu verzichten, würde das für eine Mehrheit aber reichen.

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FOTO: PATRICK LAABS Die Pläne zur Gründung einer gemeinsame­n Straßenpla­nungsgesel­lschaft, um Großprojek­te wie die Nordtrasse voranzutre­iben, stehen nun auf der Kippe.

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