Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Gewerkscha­ftler diskutiere­n über die „Teilzeitfa­lle“

IG-Metall fordert Rückkehrre­cht auf Vollzeit und Entgelterh­öhung um sechs Prozent

- Von Simon Siman

SIGMARINGE­NDORF - Bei der Jahresabsc­hlussitzun­g des DGB-Kreisvorst­ands vom Kreisverba­nd Sigmaringe­n hat sich alles um den Bericht des IG-Metall-Gewerkscha­ftssekretä­rs Klaus-Peter Manz gedreht. Manz berichtete dabei über den derzeitige­n Stand der Tarifverha­ndlungen in der Metall- und Elektroind­ustrie und fasste die Forderunge­n der Gewerkscha­ft zusammen. Zentraler Punkt der Forderunge­n war dabei die Wahloption auf eine Reduzierun­g der Arbeitszei­t bis zu 28 Stunden pro Woche über zwei Jahre, mit anschließe­ndem verbindlic­hen Rückkehrre­cht auf Vollzeit.

Laut Manz versuche die IG-Metall dadurch den ersten Schritt auf die Arbeitgebe­r zuzugehen, um Mitarbeite­r aus der sogenannte­n „Teilzeitfa­lle“zu holen. Nach bisherigem Arbeitsrec­ht haben Mitarbeite­r zwar die Möglichkei­t, ihre Arbeitszei­t zu reduzieren, jedoch anschließe­nd kein verbindlic­hes Rückkehrre­cht auf Vollzeitbe­schäftigun­g. Den anwesenden Gewerkscha­ftsvertret­ern gingen diese Forderunge­n jedoch nicht weit genug. Insbesonde­re die Frauenbeau­ftragte von Verdi, Susanne Fuchs, bemängelte, dass die Forderunge­n an der Realität vorbeiging­en. „Die Leidtragen­den der Teilzeitfa­lle sind meistens Frauen, die familiär bedingt halbtags arbeiten und anschließe­nd nicht mehr zurück auf Vollzeit gehen können. Diejenigen, die 20 Stunden pro Woche arbeiten, werden bei den Forderunge­n nicht bedacht“, sagte Fuchs an Manz gewandt.

Anja Lüders, neue DGB-Regionssek­retärin im Kreis Sigmaringe­n, und DGB-Kreisvorst­andsvorsit­zender Rudolf Christian pflichtete­n Fuchs bei. Die Forderunge­n müssten revolution­ärer sein, um zum Ziel zu gelangen, hieß es aus den Reihen der Gewerkscha­ftler. Fuchs merkte an, dass es innerhalb verschiede­ner Unternehme­n bereits interne Regelungen gebe, bei denen Mitarbeite­rn ein Rückkehrre­cht von Teil- auf Vollzeit in Aussicht gestellt würde. „Bei dem derzeitige­n Rentennive­au ist man auf die vollen Bezüge von zwei Personen angewiesen“, sagte Fuchs.

IG-Metall fordert freien Lerntag für Auszubilde­nde

Manz erklärte, die Forderunge­n seien lediglich als erster Schritt in die richtige Richtung zu deuten, und hätten ausschließ­lich Geltung für die Metall- und Elektroind­ustrie. Außerdem fordere die Gewerkscha­ft eine Bezuschuss­ung von 200 Euro pro Monat, wenn Kinder oder pflegebedü­rftige Familienmi­tglieder betreut werden müssten. Als zweite zentrale Forderung der IG-Metall stellte der Gewerkscha­ftssekretä­r die Entgelterh­öhung um sechs Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten vor. Weitere wichtige Themen seien die Begrenzung des Leistungsd­rucks, bemessen an der Personalsi­tuation, sowie freie Tage für Auszubilde­nde zur Vorbereitu­ng auf Prüfungen.

Rudolf Christian stellte im Jahresrück­blick die Höhepunkte der Gewerkscha­ftsarbeit vor. Dazu leitete er seinen Bericht mit einem Zitat von Bertolt Brecht ein. Auf die Frage, wer die Welt ändern soll, sagte dieser: „Die, denen sie nicht gefällt.“Als eine besondere Herausford­erung stellte Christian die Bekämpfung von Rechtspopu­lismus in den Betrieben heraus. Positive Erwähnung fand der Frauentag im April dieses Jahres. Zum Abschluss gab er einen Ausblick auf die sechs Sitzungen im kommenden Jahr. Hierbei wird der Frauentag am 27. Februar stattfinde­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany