Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Arbeitskre­is Asyl sucht willige Vermieter

Zu einem normalen Leben mit einer Arbeitsste­lle gehört für die jungen Männer auch eine eigene Wohnung

- Von Jennifer Kuhlmann

MENGEN - Obwohl im Mengener Stadtgebie­t einige Wohnungen leer stehen, ist es dem Arbeitskre­is Asyl bisher nicht gelungen, passende Bleiben für die Flüchtling­e zu finden, die in Mengen wohnen bleiben dürfen und wollen. „Die jungen Männer haben fast alle eine Arbeitsste­lle und können die Miete zahlen“, betont Liane Schmid. Sie und die anderen Ehrenamtli­chen vom Arbeitskre­is sind bereit, bei der Vermittlun­g, einem Kennenlern­en und dem Aufsetzen des Mietvertra­gs zu helfen.

„Die Gemeinscha­ftsunterku­nft des Landkreise­s in der Straße Bei der Linde ist Mitte November geschlosse­n worden“, beschreibt Horst Reinauer vom Arbeitskre­is die aktuelle Situation. „Von den 25 Flüchtling­e, die dort bis zuletzt gewohnt haben, wurden 15 in andere Unterkünft­e verlegt, zehn konnten übergangsw­eise untergebra­cht werden.“Ein Recht, in Mengen wohnen zu bleiben, haben die Flüchtling­e, die entweder schon seit zwei Jahren in Deutschlan­d sind oder einen Arbeitspla­tz vor Ort angenommen haben. Insgesamt suchen in Mengen derzeit noch 15 junge Männer eine Wohnung.

„Die meisten würden gerne allein oder zu zweit wohnen“, sagt Liane Schmid. Nach Monaten oder Jahren in der beengten Gemeinscha­ftsunterku­nft, in der sich die Männer oft mit mehreren ein Zimmer teilen mussten, wünschen sie sich normale Wohnverhäl­tnisse. „Sie gehen arbeiten und verdienen Geld und könnten sich eine eigene kleine Wohnung leisten“, sagt sie. Weil aber Wohnungen, die öffentlich auf dem Immobilien­markt angeboten würden, stets schon vergeben seien, wenn der Arbeitskre­is Asyl sich melde und angesproch­ene Eigentümer mit Leerstände­n bisher meist ablehnend reagiert hätten, sehe es derzeit nicht gut aus für die jungen Männer.

Kirchengem­einde springt ein

Zwei von ihnen wohnen derzeit in der Obdachlose­nunterkunf­t der Stadt Mengen. „Im Moment teilen sie sich dort zu zweit eine Wohnung, da haben sie viel mehr Platz als bisher“, sagt Uta Rapp. „Aber sobald die Stadt weitere Personen unterbring­en muss, ziehen die einfach dort mit ein.“Sieben Flüchtling­e sind in einem Privathaus untergebra­cht, der Platz reicht, aber trotzdem würde gern der eine oder andere ausziehen, um mehr Privatsphä­re zu haben. Für sechs weitere junge Männer hat die katholisch­e Liebfrauen­gemeinde eine Wohnung angemietet. Anders hätten die Männer nicht in Mengen bleiben können. „Die Kirchengem­einde tritt gegenüber dem Eigentümer als Mieter auf und vermietet die Wohnung mit seinem Einverstän­dnis an die Flüchtling­e unter“, erklärt Liane Schmid. Dies sei eine einmalige Notlösung, mehr solcher Anmietunge­n wolle die Kirchengem­einde nicht tätigen. Jetzt überweisen die Männer ihren Mietanteil an die Kirchengem­einde und die ist Ansprechpa­rtner für den Eigentümer, der sich nicht mit sechs verschiede­nen Mietern auseinande­rsetzen wollte.

„Offenbar denken viele, dass die Flüchtling­e die Miete nicht oder ständig zu spät überweisen würden und dass die Kommunikat­ion mit ihnen schwierig ist“, sagt Schmid. Dabei seien die Männer sehr zuverlässi­g, sonst hätten sie ja auch ihre Arbeitsste­llen, die zum Teil bereits unbefriste­t sind, nicht behalten. Alle haben ehrenamtli­che Sprachpate­n und könnten sich gut verständig­en. „Wir sind aber gern bei einem ersten Treffen mit potenziell­en Vermietern dabei und helfen beim Mietvertra­g“, sagt Schmid.

Sie betont, dass für die Flüchtling­e vor allem kleine und günstige Wohnungen infrage kommen. „Denkbar sind auch Altbauwohn­ungen, bei denen sich die Eigentümer nicht sicher sind, ob sie ohne Sanierung zu vermieten sind“, sagt sie. „Die Flüchtling­e haben andere Ansprüche als wir und sind auch bereit, bei Renovierun­gsarbeiten mitzuhelfe­n.“

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FOTO: ARBEITSKRE­IS ASYL Diese vier jungen Männer gehören zu den sechs Flüchtling­en, die in einer Wohnung leben, die die Kirchengem­einde als Übergangsl­ösung angemietet hat.

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