Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Arbeitskreis Asyl sucht willige Vermieter
Zu einem normalen Leben mit einer Arbeitsstelle gehört für die jungen Männer auch eine eigene Wohnung
MENGEN - Obwohl im Mengener Stadtgebiet einige Wohnungen leer stehen, ist es dem Arbeitskreis Asyl bisher nicht gelungen, passende Bleiben für die Flüchtlinge zu finden, die in Mengen wohnen bleiben dürfen und wollen. „Die jungen Männer haben fast alle eine Arbeitsstelle und können die Miete zahlen“, betont Liane Schmid. Sie und die anderen Ehrenamtlichen vom Arbeitskreis sind bereit, bei der Vermittlung, einem Kennenlernen und dem Aufsetzen des Mietvertrags zu helfen.
„Die Gemeinschaftsunterkunft des Landkreises in der Straße Bei der Linde ist Mitte November geschlossen worden“, beschreibt Horst Reinauer vom Arbeitskreis die aktuelle Situation. „Von den 25 Flüchtlinge, die dort bis zuletzt gewohnt haben, wurden 15 in andere Unterkünfte verlegt, zehn konnten übergangsweise untergebracht werden.“Ein Recht, in Mengen wohnen zu bleiben, haben die Flüchtlinge, die entweder schon seit zwei Jahren in Deutschland sind oder einen Arbeitsplatz vor Ort angenommen haben. Insgesamt suchen in Mengen derzeit noch 15 junge Männer eine Wohnung.
„Die meisten würden gerne allein oder zu zweit wohnen“, sagt Liane Schmid. Nach Monaten oder Jahren in der beengten Gemeinschaftsunterkunft, in der sich die Männer oft mit mehreren ein Zimmer teilen mussten, wünschen sie sich normale Wohnverhältnisse. „Sie gehen arbeiten und verdienen Geld und könnten sich eine eigene kleine Wohnung leisten“, sagt sie. Weil aber Wohnungen, die öffentlich auf dem Immobilienmarkt angeboten würden, stets schon vergeben seien, wenn der Arbeitskreis Asyl sich melde und angesprochene Eigentümer mit Leerständen bisher meist ablehnend reagiert hätten, sehe es derzeit nicht gut aus für die jungen Männer.
Kirchengemeinde springt ein
Zwei von ihnen wohnen derzeit in der Obdachlosenunterkunft der Stadt Mengen. „Im Moment teilen sie sich dort zu zweit eine Wohnung, da haben sie viel mehr Platz als bisher“, sagt Uta Rapp. „Aber sobald die Stadt weitere Personen unterbringen muss, ziehen die einfach dort mit ein.“Sieben Flüchtlinge sind in einem Privathaus untergebracht, der Platz reicht, aber trotzdem würde gern der eine oder andere ausziehen, um mehr Privatsphäre zu haben. Für sechs weitere junge Männer hat die katholische Liebfrauengemeinde eine Wohnung angemietet. Anders hätten die Männer nicht in Mengen bleiben können. „Die Kirchengemeinde tritt gegenüber dem Eigentümer als Mieter auf und vermietet die Wohnung mit seinem Einverständnis an die Flüchtlinge unter“, erklärt Liane Schmid. Dies sei eine einmalige Notlösung, mehr solcher Anmietungen wolle die Kirchengemeinde nicht tätigen. Jetzt überweisen die Männer ihren Mietanteil an die Kirchengemeinde und die ist Ansprechpartner für den Eigentümer, der sich nicht mit sechs verschiedenen Mietern auseinandersetzen wollte.
„Offenbar denken viele, dass die Flüchtlinge die Miete nicht oder ständig zu spät überweisen würden und dass die Kommunikation mit ihnen schwierig ist“, sagt Schmid. Dabei seien die Männer sehr zuverlässig, sonst hätten sie ja auch ihre Arbeitsstellen, die zum Teil bereits unbefristet sind, nicht behalten. Alle haben ehrenamtliche Sprachpaten und könnten sich gut verständigen. „Wir sind aber gern bei einem ersten Treffen mit potenziellen Vermietern dabei und helfen beim Mietvertrag“, sagt Schmid.
Sie betont, dass für die Flüchtlinge vor allem kleine und günstige Wohnungen infrage kommen. „Denkbar sind auch Altbauwohnungen, bei denen sich die Eigentümer nicht sicher sind, ob sie ohne Sanierung zu vermieten sind“, sagt sie. „Die Flüchtlinge haben andere Ansprüche als wir und sind auch bereit, bei Renovierungsarbeiten mitzuhelfen.“