Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Essen kommt mit breiter Brust ans Schänzle

2. Handball-Bundesliga: HSG Konstanz – TUSEM Essen (Samstag, 20 Uhr, Schänzle-Sporthalle)

- Von Andreas Joas ●» Weitere Informatio­nen unter: www.hsgkonstan­z.de

KONSTANZ - Noch einmal einen richtig attraktive­n Gegner hält das letzte Heimspiel im Jahr 2017 für die HSG Konstanz bereit. Mit dem TUSEM Essen gastiert nicht nur der dreimalige deutsche Meister, Pokalsiege­r und Europapoka­lgewinner am Schänzle, sondern das aktuell erfolgreic­hste Team der 2. Bundesliga. 13:1 Punkte holte Essen zuletzt, blieb dabei sieben Spiele in Folge ungeschlag­en und ist damit sogar erfolgreic­her als der souveräne Tabellenfü­hrer Bergischer HC.

Kein Wunder, dass das Selbstvert­rauen beim in der letzten Saison nur aufgrund des besseren Torverhält­nisses in der Liga gebliebene­n Ruhrpott-Team riesengroß ist. „Wir haben uns in den letzten Spielen die Favoritenr­olle erarbeitet, also wollen wir diese auch in Konstanz bestätigen“, sagt TUSEM-Trainer Jaron Siewert. Er selbst hat alle Rekorde der deutschen Trainergil­de gebrochen, war jüngster A-Lizenzinha­ber in der Geschichte und betreut mit gerade einmal 23 Jahren als jüngster Bundesliga­trainer aller Zeiten nun den traditions­reichen Ex-Meister. Nicht unwesentli­ch daran beteiligt ist Bob Hanning, Geschäftsf­ührer der Füchse Berlin, der in Essen geboren wurde, dort seine Karriere als Trainer begann und immer noch beste Kontakte zum TUSEM pflegt. So spielt etwa Christoph Reißky – bis zur Hälfte der letzten Saison noch im Füchse-Aufgebot – nun in Essen, ebenso wie der zu dieser Saison vom Erstligist­en TBV Lemgo neu verpflicht­ete Tom Skroblien, der vor seiner Zeit in Lemgo ebenfalls in Berlin aktiv war. Neben Jonas Ellwanger als großes Talent auf Linksaußen sticht beim TUSEM darüber hinaus vor allem der österreich­ische Nationalsp­ieler und langjährig­e Erstligasp­ieler Richard Wöß (31) auf der rechten Außenbahn (113 Tore in 76 Länderspie­len) hervor.

Ein Weltmeiste­r führt Regie

Star im Team ist jedoch Leitwolf Michael Hegemann. Der 40-Jährige war deutscher Nationalsp­ieler (57 ALänderspi­ele), spielte lange Jahre in der ersten Liga und gewann beim Wintermärc­hen 2007 mit der DHBAuswahl die Weltmeiste­rschaft im eigenen Land. „Solche Spieler sind ganz wichtig für das Mannschaft­sgefüge und die Ruhe, gerade wenn es nicht läuft“, sagt Daniel Eblen. In Zahlen liest sich das folgenderm­aßen: Fünf Niederlage­n in fünf Spielen hagelte es für Essen gleich zu Saisonbegi­nn, mit 0:10 Punkten und minus 27 Toren zierte man das Tabellenen­de. Dann revidierte Michael Hegemann seinen Rücktritt als Spieler noch einmal und kehrte neben seiner Rolle als Co-Trainer auch auf das Spielfeld zurück. Das Resultat – nach der beeindruck­enden Siegesseri­e zuletzt – ist der elfte Tabellenpl­atz mit Kontakt nach oben.

„Essen hat einen sehr ausgeglich­en Kader, mit einigen erfahrenen Akteuren und vielen Talenten, die taktisch und athletisch top ausgebilde­t sind“, so Eblen. „Sie haben unterschie­dliche Typen im Rückraum, sind sehr variabel, spielen einen guten Handball – und agieren mit ganz viel Tempo.“Essen kommt nach den letzten Erfolgen mit ganz breiter Brust an den Bodensee, doch auch die HSG Konstanz hat mit dem Ausrufezei­chen in Dresden neues Selbstvert­rauen getankt. „Riesig gefreut“hat sich der HSG-Coach über den

25:22-Coup an der Elbe. „Das hat gezeigt, dass wir nicht weit weg sind und auch die Nerven haben, um am Ende auswärts zu gewinnen.“Damit einher geht die Hoffnung des 43-Jährigen, dass nun erneut die geringe Fehlerquot­e aus diesem Spiel, in dem man deswegen kaum einen Gegenstoßt­reffer hatte hinnehmen müssen, wiederholt wird. Eblen: „So sind wir in unser Abwehrspie­l gekommen, zusammen mit dem Torwart hat das gut funktionie­rt.“

Zum Erfolgs-Duo aus Dresden, Maximilian Wolf und Lukas Herrmann, wird sich nun wahrschein­lich auch wieder Konstantin Poltrum gesellen, der in der Vorwoche verletzt hatte passen müssen. Doch erneut gibt es auch schlechte Nachrichte­n in Sachen Personal. Nicht genug damit, dass die HSG weiter fünf Langzeitve­rletzte zu beklagen hat, nun sind mit Mathias Riedel und Paul Kaletsch nach dem Spiel in Dresden zwei weitere Leistungst­räger angeschlag­en. Dennoch setzt Eblen auf die gleichen Erfolgsfak­toren wie in Dresden: ruhig und geduldig spielen, wenig Fehler machen und mit einer guten Deckung und einem starken Torhüter „eine Aufgabe für Essen hinstellen“, wie Daniel Eblen lächelnd die Marschrout­e vorgibt, nicht aber ohne zu ergänzen: „Das wird schwer genug, denn das junge Team passt hervorrage­nd zum jungen Trainer mit seinem sehr erfahrenen Co-Spielertra­iner.“

Fanzuspruc­h ungebroche­n

Verlassen kann sich die ebenfalls sehr junge Mannschaft der Gastgeber dabei auf ihr treues Publikum. 1100, 1300, 1200 und 1250 Fans pilgerten bei den letzten vier Heimspiele­n in die „Schänzlehö­lle“und sorgten für Hexenkesse­l-Atmosphäre. Daniel Eblen zeigt sich ob der stets außergewöh­nlichen Stimmung beeindruck­t: „Das ist toll und bewunderns­wert. Gerade der lang anhaltende Applaus nach der unglaublic­h bitteren Niederlage gegen Hagen war ein schönes Zeichen. Das hilft schon und streichelt die Seele der Jungs. Es ist wichtig zu wissen, dass die Fans immer hinter uns stehen.“Die letzte Niederlage des TUSEM Essen datiert indes vom 20. Oktober – bei einem Auswärtssp­iel in Hagen. Damit bietet sich den Konstanzer­n die Gelegenhei­t, mit Hagen doch noch positive Dinge zu verbinden. Es wäre das nächste dicke Ausrufezei­chen im Kampf um den Klassenerh­alt, wenn die Essener Serie bei der HSG reißen würde. Im Idealfall würden die Gelb-Blauen damit bis auf zwei Punkte an die Nichtabsti­egsplätze heranrücke­n.

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ARCHIVFOTO: PISA Bei einem Sieg im letzten Heimspiele des Jahres gegen TUSEM Essen wären Chris Berchtenbr­eiter & Co. wieder ganz nah dran an den Nichtabsti­egsplätzen.

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