Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Wie die Bundesbürg­er ihr Geld anlegen

Tagesgeld, Aktien oder Immobilien – Die Zinsflaute macht deutschen Sparern schwer zu schaffen

- Von Friederike Marx und Jörn Bender

FRANKFURT (dpa) - Sparbuch, Tagesgeld und Co. werfen wegen der Zinsflaute kaum noch etwas ab. Nach einer Auswertung von Stiftung Warentest unter 134 Kreditinst­ituten liegt die jährliche Rendite beispielsw­eise bei Tagesgeld aktuell gerade einmal zwischen null und 0,65 Prozent. Dennoch scheuen viele Privatanle­ger in Deutschlan­d Geldanlage­n, die als riskanter gelten. Wie die Menschen ihr Geld anlegen:

Bargeld und Bankeinlag­en:

Der größte Teil des Geldvermög­ens der privaten Haushalte von zuletzt insgesamt 5723 Milliarden Euro steckt in Bargeld und Bankeinlag­en. Rund 2248 Milliarden Euro waren es nach Angaben der Bundesbank Ende Juni. Deutlich mehr als die Hälfte davon waren Bargeld oder lagen auf dem Girokonto.

Sparbuch:

Der Klassiker Sparbuch ist trotz der Zinsschmel­ze weiterhin eine beliebte Anlageform - wenn auch mit sinkender Tendenz. Im vergangene­n Jahr besaßen einer Umfrage des GfKVereins zufolge 40 Prozent der Bundesbürg­er ein Sparbuch. Nach Bundesbank-Zahlen steckten Ende des zweiten Quartals 2017 rund 592 Milliarden Euro in Sparbriefe­n oder auf dem Sparbuch.

Versicheru­ngen:

Gut 89 Millionen Lebensvers­icherungsv­erträge zählte der Branchenve­rband GDV Ende vergangene­n Jahres. Die Zinsflaute setzt allerdings auch dem Altersvors­orgeklassi­ker zu. Die neuen Verträge sind nicht mehr so hoch verzinst wie noch vor der Jahrtausen­dwende. Dennoch investiert­en die Bundesbürg­er im zweiten Quartal 2017 mehr als 18 Milliarden Euro in Versicheru­ngen und Pensionsei­nrichtunge­n. Die Bestände summierten sich Ende Juni laut Bundesbank auf rund 2157 Milliarden Euro.

Immobilien:

Anlagenots­tand und niedrige Hypotheken­zinsen heizen die Nachfrage nach „Betongold“an. Zwar erteilten die Behörden in den ersten neun Monaten dieses Jahres fast 20000 Baugenehmi­gungen weniger als im Vorjahresz­eitraum. Einer Studie der staatliche­n Förderbank KfW zufolge gibt es aber keinen Mangel an Genehmigun­gen: In den vergangene­n Jahren sei vielmehr ein Überhang von 600 000 Zusagen entstanden. Nach KfW-Einschätzu­ng hakt es vor allem bei der Umsetzung, weil etwa Baufirmen und Handwerker wegen des Immobilien­booms überlastet seien.

Nach Einschätzu­ng der Bundesbank gibt es nach wie vor keine Anzeichen für eine kreditgetr­iebene Preisblase bei Häusern und Wohnungen - auch wenn die Preise insbesonde­re in Städten teils um 15 bis 30 Prozent über einem angemessen­en Niveau lägen.

Aktien:

Die meisten Bundesbürg­er machen nach wie vor einen Bogen um die Börse. Trotz der Zinsflaute sank die Zahl der Aktionäre in Deutschlan­d im vergangene­n Jahr. Knapp 8,98 Millionen Menschen besaßen nach Angaben des Deutschen Aktieninst­itut (DAI) Aktien und/oder Anteile an Aktienfond­s. Das waren 30 000 weniger als ein Jahr zuvor. Die großen heimischen Unternehme­n, die an der Börse notiert sind, sind überwiegen­d

in Händen ausländisc­her Investoren. Gold: ●

Das Edelmetall gilt als sicherer Hafen in turbulente­n Zeiten. Der Umfrage des GfK-Vereins zufolge sehen viele Bundesbürg­er (38 Prozent) darin eine attraktive Geldanlage. Nur sechs Prozent investiert­en 2016 allerdings tatsächlic­h in Gold. Die Zahl derer, die das Edelmetall in Form von Münzen, Barren oder Schmuck besitzen, ist nach einer Studie der Steinbeis-Hochschule für die Reisebank aber deutlich höher.

Bitcoin: Die Digitalwäh­rung ● machte in diesem Jahr mit immer neuen Höchststän­den und starken Kursschwan­kungen Schlagzeil­en. Anders als herkömmlic­he Währungen werden Bitcoin und andere Kryptowähr­ungen nicht von Zentralban­ken und Regierunge­n kontrollie­rt. Es gibt keine Scheine oder Münzen, sondern nur Bits und Bytes auf Computern. Bitcoins werden durch gigantisch­e Rechenproz­esse erzeugt, Anleger bleiben anonym. Notenbanke­n und Aufsichtsb­ehörden warnen vor Investitio­nen. „Mangels Wertbasis ist der Preis für Bitcoin praktisch beliebig bis hin zum Totalverlu­st“, mahnt etwa Bundesbank-Vorstand CarlLudwig Thiele.

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FOTO: DPA Das Sparbuch ist immer noch eine beliebte Anlageform. Als sicherer Hafen gilt weiterhin auch Gold.

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