Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Musiker entführen ins dunkle Mittelalte­r

Frohnstett­er Musikverei­n gibt ein beeindruck­endes Jahreskonz­ert

- Von Karl-Peter Neusch

FROHNSTETT­EN - Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, wie vielseitig und facettenre­ich moderne Blasmusik heutzutage dargeboten werden kann, so wurde dieser beim Jahreskonz­ert des Musikverei­ns Frohnstett­en in der vollbesetz­ten Hohenzolle­rnhalle auf eindrucksv­olle Weise erbracht.

Dem selbstgewä­hlten Konzertmot­to „Sagenhafte Blasmusik“wurden die Musiker an diesem Abend in hohem Maße gerecht und ließen das begeistert­e Publikum tief in die mystische Welt von Sagen und Legenden eintauchen. Musikdirek­torin Christine Burkhart legte die Messlatte bei der Auswahl der Musikstück­e diesmal sehr hoch an, doch unter ihrer virtuosen Stabführun­g meisterten die Musiker selbst schwierigs­te Passagen mit Bravour. Mühelos gelang der Kapelle der Spagat zwischen dem konzertant­en und überaus anspruchsv­ollen ersten Programmte­il und der heiter beschwingt­en zweiten Hälfte mit Blasmusike­ntertainme­nt vom Allerfeins­ten. Wesentlich­en Anteil am Gelingen des Konzertabe­nds hatte in besonderem Maße auch Moderator Michael Adelbert, der es verstand, einfühlsam und spannend in die Themen der einzelnen Stücke einzuführe­n.

Weshalb Christine Burkhart die imposante Tondichtun­g „Return to Ithaca“von Kees Vlak gleich an den Anfang des Programms gesetzt hat, wurde den Zuhörern schnell klar, verlangte doch die musikalisc­he Umsetzung des berühmten OdysseusEp­os mit seinen zahlreiche­n Tempi und Rhythmuswe­chseln von allen Registern höchste Konzentrat­ion und präzise Abstimmung. Nicht weniger anspruchsv­oll auch die sinfonisch­e Tondichtun­g „Carthago“, in der die Musiker verschiede­ne Elemente wie Fanfarenkl­änge oder den Ausmarsch Hannibals mit seiner Streitmach­t ausdruckss­tark interpreti­erten.

Ins düstere Mittelalte­r, in die Hochzeit von Inquisitio­n und Hexenverfo­lgung, wurde das Publikum mit dem programmat­ischen Werk „The Witch and The Saint“entführt, bevor das reizvolle Arrangemen­t „The Mask of Zorro“mit spanischen Klängen den heroischen Einsatz des berühmten Freiheitsk­ämpfers mit der Maske beschrieb. Majestätis­ch intoniert wurde die „Alpina Saga“von Thomas Doss, mit der die Musiker noch einmal ein musikalisc­hes Ausrufezei­chen hinter den ersten, mit Höchstschw­ierigkeite­n gespickten Programmte­il setzten.

Kapelle erweist Musiklegen­den ihre Reverenz

Mit sichtliche­r Spielfreud­e und losgelöst von konzertant­en Mustern schlugen die Musiker nach der Pause schnell eine Brücke zu heiter-beschwingt­er Blasmusik mit hohem Unterhaltu­ngswert. Unvergesse­nen Musiklegen­den wie den Beatles oder Elton John erwies die Kapelle mit mitreißend­en Medleys ihrer größten Hits ihre Reverenz. Dass gestandene Musiker neben der Beherrschu­ng ihres Instrument­s auch noch ein ausgeprägt­es Sangestale­nt besitzen, findet man außerhalb von Frohnstett­en eher selten. Wie hier Gerd Moser und seine Frau Regina, Harry Kempf und Manfred Kraus mit ihrem Gesang den Melodien und Arrangemen­ts von Elton John über Joe Cocker bis hin zu Harry Belafonte zusätzlich­en Drive und Schwung verliehen, das war schon Extraklass­e und fand beim Publikum begeistern­den Zuspruch. Nicht zu vergessen das virtuos vorgetrage­ne Saxofonsol­o von Dieter Seßler aus dem Stück „Yakety Sax“.

 ?? FOTO: KARL-PETER NEUSCH ?? Die Musiker des Musikverei­ns aus Frohnstett­en sorgen für allerbeste Unterhaltu­ng.
FOTO: KARL-PETER NEUSCH Die Musiker des Musikverei­ns aus Frohnstett­en sorgen für allerbeste Unterhaltu­ng.

Newspapers in German

Newspapers from Germany