Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Musiker entführen ins dunkle Mittelalter
Frohnstetter Musikverein gibt ein beeindruckendes Jahreskonzert
FROHNSTETTEN - Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, wie vielseitig und facettenreich moderne Blasmusik heutzutage dargeboten werden kann, so wurde dieser beim Jahreskonzert des Musikvereins Frohnstetten in der vollbesetzten Hohenzollernhalle auf eindrucksvolle Weise erbracht.
Dem selbstgewählten Konzertmotto „Sagenhafte Blasmusik“wurden die Musiker an diesem Abend in hohem Maße gerecht und ließen das begeisterte Publikum tief in die mystische Welt von Sagen und Legenden eintauchen. Musikdirektorin Christine Burkhart legte die Messlatte bei der Auswahl der Musikstücke diesmal sehr hoch an, doch unter ihrer virtuosen Stabführung meisterten die Musiker selbst schwierigste Passagen mit Bravour. Mühelos gelang der Kapelle der Spagat zwischen dem konzertanten und überaus anspruchsvollen ersten Programmteil und der heiter beschwingten zweiten Hälfte mit Blasmusikentertainment vom Allerfeinsten. Wesentlichen Anteil am Gelingen des Konzertabends hatte in besonderem Maße auch Moderator Michael Adelbert, der es verstand, einfühlsam und spannend in die Themen der einzelnen Stücke einzuführen.
Weshalb Christine Burkhart die imposante Tondichtung „Return to Ithaca“von Kees Vlak gleich an den Anfang des Programms gesetzt hat, wurde den Zuhörern schnell klar, verlangte doch die musikalische Umsetzung des berühmten OdysseusEpos mit seinen zahlreichen Tempi und Rhythmuswechseln von allen Registern höchste Konzentration und präzise Abstimmung. Nicht weniger anspruchsvoll auch die sinfonische Tondichtung „Carthago“, in der die Musiker verschiedene Elemente wie Fanfarenklänge oder den Ausmarsch Hannibals mit seiner Streitmacht ausdrucksstark interpretierten.
Ins düstere Mittelalter, in die Hochzeit von Inquisition und Hexenverfolgung, wurde das Publikum mit dem programmatischen Werk „The Witch and The Saint“entführt, bevor das reizvolle Arrangement „The Mask of Zorro“mit spanischen Klängen den heroischen Einsatz des berühmten Freiheitskämpfers mit der Maske beschrieb. Majestätisch intoniert wurde die „Alpina Saga“von Thomas Doss, mit der die Musiker noch einmal ein musikalisches Ausrufezeichen hinter den ersten, mit Höchstschwierigkeiten gespickten Programmteil setzten.
Kapelle erweist Musiklegenden ihre Reverenz
Mit sichtlicher Spielfreude und losgelöst von konzertanten Mustern schlugen die Musiker nach der Pause schnell eine Brücke zu heiter-beschwingter Blasmusik mit hohem Unterhaltungswert. Unvergessenen Musiklegenden wie den Beatles oder Elton John erwies die Kapelle mit mitreißenden Medleys ihrer größten Hits ihre Reverenz. Dass gestandene Musiker neben der Beherrschung ihres Instruments auch noch ein ausgeprägtes Sangestalent besitzen, findet man außerhalb von Frohnstetten eher selten. Wie hier Gerd Moser und seine Frau Regina, Harry Kempf und Manfred Kraus mit ihrem Gesang den Melodien und Arrangements von Elton John über Joe Cocker bis hin zu Harry Belafonte zusätzlichen Drive und Schwung verliehen, das war schon Extraklasse und fand beim Publikum begeisternden Zuspruch. Nicht zu vergessen das virtuos vorgetragene Saxofonsolo von Dieter Seßler aus dem Stück „Yakety Sax“.