Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Gammerting­er Notariat macht dicht

Bewohner im nördlichen Kreisgebie­t müssen sich umorientie­ren.

- Von Ignaz Stösser

GAMMERTING­EN - Es ist schon seit langem bekannt, dass das Gammerting­er Notariat geschlosse­n wird, doch Ende des Jahres wird es nun Wirklichke­it. Für die Gammerting­er bedeutet das, sich müssen künftig einen freiberufl­ichen Notar in Sigmaringe­n oder in einer anderen Stadt aufsuchen, wenn sie bestimmte Dinge notariell regeln wollen.

„Das Land zieht sich weiter mit seiner Dienstleis­tung aus dem ländlichen Raum zurück“, sagt Bürgermeis­ter Holger Jerg, der diese Entwicklun­g nicht gut findet. Das Gammerting­er Notariat werde auf dem Altar der europaweit­en Gleichmach­erei geopfert. Das bedeute sowohl für die Stadtverwa­ltung als auch für die Bürger längere Wege und mehr Zeit. Allerdings muss dieser Kritik hinzugefüg­t werden, dass BadenWürtt­emberg das letzte Bundesland ist, in dem die Notariatsr­eform umgesetzt wird.

Der Bürgermeis­ter ist aber auch unzufriede­n, weil er befürchtet, dass das Erdgeschos­s des markanten Gebäudes in der Gammerting­er Hohenzolle­rnstraße wohl längerfris­tig leer stehen wird. Das Land, dem das Gebäude gehört, hat erst vor wenigen Jahren den Polizeipos­ten im ersten Obergescho­ss dieses Hauses eingericht­et. „Da mussten große statische Veränderun­gen vorgenomme­n werden“, so Jerg. Jetzt erscheine es logisch, die Polizei wäre im Erdgeschos­s untergebra­cht. Dass das Land noch keine Idee hat, wie die Räumlichke­iten des Notariats genutzt werden können, glaubt Jerg daran zu erkennen, dass das Amt für Vermögen und Bau des Landes Baden-Württember­g im Gammerting­er Rathaus angefragt hat, ob die Stadt jemanden kenne, der Interesse habe, hier einzuziehe­n.

Aufgaben werden geteilt

Die Aufgaben des bisherigen traditione­llen Notariats werden künftig geteilt. Die notarielle­n Dienstleis­tungen wie Vorsorgevo­llmachten, Testamente, Grundstück­sverkäufe erbringen künftig freiberufl­ich tätige Notare. Die Betreuungs- und Nachlasssa­chen des Amtsgerich­tsbezirks Sigmaringe­n bearbeitet künftig die entspreche­nde Abteilung des Amtsgerich­ts Sigmaringe­n (Außenstell­e Antonstraß­e 11, 72488 Sigmaringe­n, Postanschr­ift Karlstraße 17, 72488 Sigmaringe­n). Für Grundbuchs­achen in den Landgerich­tsbezirken Hechingen und Rottweil (also auch im Amtsgerich­tsbezirk Sigmaringe­n) ist das zentrale Grundbucha­mt Sigmaringe­n (Fidelis-Graf-Straße 2, 72488 Sigmaringe­n) zuständig.

Im Landkreis Sigmaringe­n wird es künftig fünf freiberufl­iche Notare geben: Zwei in Sigmaringe­n, zwei in Bad Saulgau und eine Notarin in Pfullendor­f. Die bisherige Gammerting­er Notarin Margot Steinhart wird Beamtin bleiben und eine Stelle beim Amtsgerich­t Sigmaringe­n erhalten. In Sigmaringe­n und Bad Saulgau bilden jeweils zwei freiberufl­iche Notare eine Sozietät und betreiben gemeinsam eine Kanzlei. Die beiden Sigmaringe­r Notare sind Peter Deuringer und Heiner Huber. Sie richten derzeit ihre Kanzlei in der Karlstraße

37 ein. Ab dem 8. Januar soll es offiziell losgehen. Termine können auch jetzt schon fürs nächste Jahr vereinbart werden, und zwar unter der bisherigen Notariatst­elefonnumm­er 07571/645 25 35.

„Wir wollen für einen möglichst reibungslo­sen Übergang sorgen“, sagt Peter Deuringer gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“. Er macht auch deutlich, dass die freiberufl­ichen Notare eine Zulassung benötigen, ähnlich wie die Ärzte. Die fünf Notarstell­en im Landkreis seien vorgegeben. Der Notar sei zwar freiberufl­ich, jedoch einer Beurkundun­gspflicht unterworfe­n und damit auch Träger eines öffentlich­en Amtes.

Die beiden Sigmaringe­r Notare sind ab dem kommenden Jahr unter Telefon 07571/92 79 10 oder unter den Mail-Adressen www.notare-deuringer-huber.de und kanzlei@notare-deuringerh­uber.de zu erreichen.

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ARCHIVFOTO: IST
 ?? ARCHIVFOTO: IGNAZ STÖSSER ?? Die Räumlichke­iten des Gammerting­er Notariats im Erdgeschos­s des markanten Gebäudes (links) in der Hohenzolle­rnstraße werden voraussich­tlich geraume Zeit leerstehen. Laut Bürgermeis­ter Holger Jerg ist noch keine Nachnutzun­g geplant.
ARCHIVFOTO: IGNAZ STÖSSER Die Räumlichke­iten des Gammerting­er Notariats im Erdgeschos­s des markanten Gebäudes (links) in der Hohenzolle­rnstraße werden voraussich­tlich geraume Zeit leerstehen. Laut Bürgermeis­ter Holger Jerg ist noch keine Nachnutzun­g geplant.

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