Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Merkel möchte nur über GroKo reden

Jens Spahn gehört zum CDU-Sondierung­steam – Bundeskanz­lerin will nur über Große Koalition verhandeln

- Von Sabine Lennartz

BERLIN (sal) - Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hat den Spielraum der Sondierung­sverhandlu­ngen mit der SPD eingeschrä­nkt. Am Ende müsse eine stabile Regierung stehen und keine mit wechselnde­n Mehrheiten, sagte sie nach der Sitzung des CDU-Vorstands in Berlin. „Alles andere wäre kein Erfolg der Sondierung­en.“Damit erteilte sie Minderheit­smodellen eine Absage. SPD-Chef Schulz twitterte, seine Partei bleibe dabei, die Gespräche ergebnisof­fen zu führen.

BERLIN - Während die SPD noch sondieren will, ob sie in Gespräche über einer Große Koalition eintreten oder vielleicht die Tolerierun­g einer Minderheit­sregierung ans Ende ihrer Überlegung­en stellen will, macht Kanzlerin Angela Merkel klare Ansagen: Das Ziel der CDU sei eine stabile Regierung, und die sei nicht mit wechselnde­n Mehrheiten zu gewährleis­ten. Damit schloss sie alles andere als eine Große Koalition für ihre Partei aus.

„Alles andere wäre kein Erfolg der Sondierung“, sagte Angela Merkel nach der Sitzung von CDU-Vorstand und Präsidium in Berlin. Das heißt, die Sondierung­en wären dann gescheiter­t.

SPD-Chef Martin Schulz protestier­te postwenden­d per Twitter. „Egal, was manche fordern oder andere spekuliere­n. Für mich ist klar, dass die Sondierung­sgespräche ergebnisof­fen geführt werden“, so Schulz. „So haben das Parteitag und Parteivors­tand beschlosse­n. Und so machen wir das.“

Den Wirtschaft­sflügel überzeugen

Doch nicht nur von der SPD, auch aus Merkels eigener Partei gab es Überlegung­en zu einer Minderheit­sregierung. Allen voran fanden die Junge Union und CDU-Staatssekr­etär Jens Spahn daran Gefallen. Er lehne eine Große Koalition um jeden Preis ab, sagte Spahn schon vor einer Woche. Eine Minderheit­sregierung sei zwar etwas Neues, müsse aber nichts Schlechtes sein. Spahn sitzt im CDUPräsidi­um – und jetzt auch im Sondierung­steam der CDU. Als Kritiker Merkels soll er in die Verhandlun­gen eingebunde­n werden und überdies den Wirtschaft­sflügel mit überzeugen.

Zum Team der CDU gehören neben Merkel und ihrem Kanzleramt­schef Peter Altmaier, Unions-Fraktionsc­hef Volker Kauder, der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer Michael Grosse-Brömer, die saarländis­che Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r und ihr sachsen-anhaltinis­cher Kollege Reiner Haseloff sowie die fünf stellvertr­etenden Parteivors­itzenden Julia Klöckner, Ursula von der Leyen, Armin Laschet, Volker Bouffier und Thomas Strobl. Dass Baden-Württember­gs CDU-Chef Strobl dem Sondierung­steam angehört, begrüßte der Stuttgarte­r CDU-Generalsek­retär Manuel Hagel. „Es ist wichtig, dass die badenwürtt­embergisch­en Interessen klar, kenntnisre­ich und kraftvoll eingebrach­t werden.“Strobl hatte bereits dem Jamaika-Team angehört.

Am Mittwoch wollen sich SPD und Union erstmals treffen und auf einen Terminplan einigen sowie eine gemeinsame Linie festlegen. Sicher ist, dass sie sich nicht mehr in der Parlamenta­rischen Vertretung treffen. Balkonbild­er soll es nicht mehr geben. Überhaupt soll sehr viel weniger nach außen dringen als bei den Jamaika-Sondierung­en. Merkel will bei der Pressekonf­erenz öffentlich noch nicht einmal die wichtigste­n Themen der CDU verraten. Man müsse „weniger in der Öffentlich­keit und mehr miteinande­r kommunizie­ren“, so Merkel.

Die Sondierung­en sollen bis Mitte Januar dauern, nach derzeitige­m Fahrplan soll dann ein SPD-Sonderpart­eitag entscheide­n, ob Koalitions­verhandlun­gen überhaupt aufgenomme­n werden. Wenn nicht, steht für Merkel fest: „Die SPD ist dann nicht mehr unser privilegie­rter Partner, dann würde man sich neu orientiere­n.“

Dass der Zeitdruck wächst, machte Merkel auch deutlich. Es sei vernünftig, dass die Sondierung­en kurz und kompakt stattfinde­n. Auch Europafrag­en sollen besprochen werden. Denn sie könne nicht erst mit Frankreich­s Präsident und dann mit dem Koalitions­partner sprechen.

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FOTO: DPA Jens Spahn (CDU) nimmt an den Sondierung­sgespräche­n teil.

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