Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Zur Person Diplomat
Er ist der Einzige, der in zwei Bundesländern an der Regierungsspitze stand. Bernhard Vogel (CDU) blickt auf mehr als 23 Jahre Amtszeit zurück, die längste eines Ministerpräsidenten: von 1976 bis 1988 in Mainz als rheinland-pfälzischer Regierungschef, 1992 startete der Bruder des früheren SPD-Vorsitzenden Hans-Jochen Vogel in Thüringen eine zweite politische Karriere. Mehr als vier Jahrzehnte gehörte er dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken an. ZdK-Präsident war er von 1972 bis 1976.
Sein Leben ist von Selbstdisziplin und Pflichtbewusstsein geprägt. Vogel ist mehr als die Summe seiner politischen Siege und Niederlagen. Der begeisterte Bergsteiger und Zigarrenraucher besticht mit seinem stets freundlichen und humorvollen Umgang. Verletzende Äußerungen sind ihm fremd. Selbst dann, wenn er Kritik übt, geschieht das mit Respekt vor dem anderen und oft verwoben mit einem Lob für das Gegenüber.
Der gebürtige Göttinger studierte ab 1953 in Heidelberg und München Politik, Geschichte, Soziologie und Volkswirtschaft. Nach einer wissenschaftlichen Tätigkeit in Heidelberg wurde Vogel 1963 Mitglied des Stadtrates der Neckarstadt. Von
1965 bis 1967 saß er im Bundestag.
1967 übernahm er das Amt des Kultusministers in Mainz.
1976 wurde er zum Ministerpräsidenten gewählt. Sein Rücktritt 1988 nach einem CDUinternen Führungsstreit leitete den bis heute anhaltenden Machtverlust der Christdemokraten in dem Land ein. Von
1992 bis 2003 war Vogel Ministerpräsident in Thüringen. Er ist Ehrenpräsident der CDUnahen Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), die er lange leitete.
Der Junggeselle lebt in Speyer und ist seit 2002 dort Ehrenbürger. Heute feiert Vogel seinen 85. Geburtstag. Diesmal ist es allerdings anders als an seinem 80. Geburtstag: Es gibt keine Empfänge der CDU. Denn Vogel reist, wie er sagte, in den Tagen rund um den Geburtstag „auf eine Insel“. (KNA/AFP/dpa)