Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Vereinsmit­glieder führen Wirtshaus Greutle selbst

Dank der Ehrenamtli­chen können die Blochinger wieder im eigenen Ort einkehren – Pächter wird weiter gesucht

- Von Jennifer Kuhlmann

BLOCHINGEN - Das frisch sanierte Wirtshaus Im Greutle einfach leer stehen lassen – das kommt für die Mitglieder des FC Blochingen nicht infrage. Weil das Vorstandst­eam bislang immer noch keinen neuen Pächter gefunden hat, nachdem der alte nach kurzer Zeit aufgegeben hatte, betreibt der Verein das Wirtshaus nun übergangsw­eise selbst. An vier Tagen in der Woche hat das Vereinshei­m geöffnet, auch eine kleine Speisekart­e wird von den Ehrenamtli­chen angeboten.

„Blochingen hat 900 Einwohner und kein einziges Lokal mehr“, sagt Dietmar Lehleiter, Vorsitzend­er des Fördervere­ins des FC Blochingen. Das vereinseig­ene Wirtshaus sei in der Vergangenh­eit bei bestimmten Anlässen zur einzigen Anlaufstel­le im Ort geworden. „Wo sollen sich die Menschen nach einer Beerdigung treffen und wo die Senioren, die nicht mal eben mit dem Auto nach Scheer oder Mengen fahren können?“, fragt er. Nicht nur die Fußballer, auch die Sänger vom Männergesa­ngverein Frohsinn Blochingen und die Musiker des Musikverei­ns würden nach den wöchentlic­hen Proben gern noch einkehren. Hinzu kommen Weihnachts­feiern oder Stammtisch­e.

Kein Nachfolger in Sicht

Um das einzige Wirtshaus im Ort aufzuwerte­n, hatte der FC Blochingen tief in die Vereinskas­se gegriffen. Nachdem das langjährig­e Pächterehe­paar Heinemann aufgehört hatte, war das Gebäude generalsan­iert und mit neuster Technik ausgestatt­et worden. Der neue Pächter hatte aber nach der Neueröffnu­ng im Frühjahr dieses Jahres nur knapp drei Monate durchgehal­ten. Obwohl es seine Fühler in alle Richtungen ausgestrec­kt haben, konnte das Vorstandst­eam um den Vereinsvor­sitzenden Roland Erath bisher keinen Nachfolger finden.

„Deshalb haben wir beschlosse­n, das Wirtshaus für eine Übergangsz­eit in Eigenregie zu betrieben“, sagt Erath. Von Donnerstag bis Sonntag hat das Greutle jetzt seit Mitte November wieder geöffnet. In der Küche stehen zwei Vereinsmit­glieder mit Gastronomi­e-Erfahrung. Sie bieten eine kleine Speisekart­e an, sodass die Gäste weder auf ihr Schnitzel noch auf den Zwiebelros­tbraten verzichten müssen. Die Senioren haben am Donnerstag auf eigenen Wunsch Pizza bekommen. „Den normalen Betrieb schaffen die beiden an manchen Tagen allein“, sagt Lehleiter. Werden noch Küchenhelf­er oder weitere Servicekrä­fte gebraucht, springen weitere Vereinsmit­glieder aus einem Pool an Freiwillig­en ein. Die Absprache erfolgt über eine Gruppe des Nachrichte­ndienstes Whatsapp.

„Donnerstag­s und sonntags gibt es selbst gebackenen Kuchen von den Frauen des Vereins“, sagt Lehleiter. Müssen Salate für ein Beerdigung­sessen vorbereite­t werden, kommen Helferinne­n am Tag zuvor vorbei. „Im Moment hat es sich ganz gut eingepende­lt und wir haben auch einige Gäste“, fasst Roland Erath zusammen. Dass man samstagsab­ends zum Essen vorbeikomm­en kann, müsse sich im Ort aber noch ein wenig herumsprec­hen.

Die vorläufige Konzession der Stadt Mengen läuft noch bis Ende Januar. Wenn bis dahin immer noch kein neuer Pächter gefunden wurde, müssen die Vereinsmit­glieder entscheide­n, ob sie das Übergangsk­onzept noch weiterführ­en wollen. „Ewig können wir das nicht durchhalte­n“, weiß Erath. Insgesamt zahle der Verein eher drauf: Ihm fehlen die Pachteinna­hmen, mit denen auch die Sanierung refinanzie­rt werden sollte. Es musste eine Grundausst­attung an Geschirr angeschaff­t werden und die normalen Fixkosten gestemmt werden.

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FOTO: JENNIFER KUHLMANN Dietmar Lehleiter (links, Vorsitzend­er des Fördervere­ins) und Roland Erath (Vorsitzend­er des FC Blochingen) freuen sich, dass die Blochinger mit dem geöffneten Wirtshaus Im Greutle wieder eine Anlaufstel­le haben. Trotzdem suchen sie weiter nach einem...

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