Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Vereinsmitglieder führen Wirtshaus Greutle selbst
Dank der Ehrenamtlichen können die Blochinger wieder im eigenen Ort einkehren – Pächter wird weiter gesucht
BLOCHINGEN - Das frisch sanierte Wirtshaus Im Greutle einfach leer stehen lassen – das kommt für die Mitglieder des FC Blochingen nicht infrage. Weil das Vorstandsteam bislang immer noch keinen neuen Pächter gefunden hat, nachdem der alte nach kurzer Zeit aufgegeben hatte, betreibt der Verein das Wirtshaus nun übergangsweise selbst. An vier Tagen in der Woche hat das Vereinsheim geöffnet, auch eine kleine Speisekarte wird von den Ehrenamtlichen angeboten.
„Blochingen hat 900 Einwohner und kein einziges Lokal mehr“, sagt Dietmar Lehleiter, Vorsitzender des Fördervereins des FC Blochingen. Das vereinseigene Wirtshaus sei in der Vergangenheit bei bestimmten Anlässen zur einzigen Anlaufstelle im Ort geworden. „Wo sollen sich die Menschen nach einer Beerdigung treffen und wo die Senioren, die nicht mal eben mit dem Auto nach Scheer oder Mengen fahren können?“, fragt er. Nicht nur die Fußballer, auch die Sänger vom Männergesangverein Frohsinn Blochingen und die Musiker des Musikvereins würden nach den wöchentlichen Proben gern noch einkehren. Hinzu kommen Weihnachtsfeiern oder Stammtische.
Kein Nachfolger in Sicht
Um das einzige Wirtshaus im Ort aufzuwerten, hatte der FC Blochingen tief in die Vereinskasse gegriffen. Nachdem das langjährige Pächterehepaar Heinemann aufgehört hatte, war das Gebäude generalsaniert und mit neuster Technik ausgestattet worden. Der neue Pächter hatte aber nach der Neueröffnung im Frühjahr dieses Jahres nur knapp drei Monate durchgehalten. Obwohl es seine Fühler in alle Richtungen ausgestreckt haben, konnte das Vorstandsteam um den Vereinsvorsitzenden Roland Erath bisher keinen Nachfolger finden.
„Deshalb haben wir beschlossen, das Wirtshaus für eine Übergangszeit in Eigenregie zu betrieben“, sagt Erath. Von Donnerstag bis Sonntag hat das Greutle jetzt seit Mitte November wieder geöffnet. In der Küche stehen zwei Vereinsmitglieder mit Gastronomie-Erfahrung. Sie bieten eine kleine Speisekarte an, sodass die Gäste weder auf ihr Schnitzel noch auf den Zwiebelrostbraten verzichten müssen. Die Senioren haben am Donnerstag auf eigenen Wunsch Pizza bekommen. „Den normalen Betrieb schaffen die beiden an manchen Tagen allein“, sagt Lehleiter. Werden noch Küchenhelfer oder weitere Servicekräfte gebraucht, springen weitere Vereinsmitglieder aus einem Pool an Freiwilligen ein. Die Absprache erfolgt über eine Gruppe des Nachrichtendienstes Whatsapp.
„Donnerstags und sonntags gibt es selbst gebackenen Kuchen von den Frauen des Vereins“, sagt Lehleiter. Müssen Salate für ein Beerdigungsessen vorbereitet werden, kommen Helferinnen am Tag zuvor vorbei. „Im Moment hat es sich ganz gut eingependelt und wir haben auch einige Gäste“, fasst Roland Erath zusammen. Dass man samstagsabends zum Essen vorbeikommen kann, müsse sich im Ort aber noch ein wenig herumsprechen.
Die vorläufige Konzession der Stadt Mengen läuft noch bis Ende Januar. Wenn bis dahin immer noch kein neuer Pächter gefunden wurde, müssen die Vereinsmitglieder entscheiden, ob sie das Übergangskonzept noch weiterführen wollen. „Ewig können wir das nicht durchhalten“, weiß Erath. Insgesamt zahle der Verein eher drauf: Ihm fehlen die Pachteinnahmen, mit denen auch die Sanierung refinanziert werden sollte. Es musste eine Grundausstattung an Geschirr angeschafft werden und die normalen Fixkosten gestemmt werden.