Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

500 Seiten in vier Monaten

Im Alter von 20 Jahren veröffentl­icht Ricco Isele bereits seinen zweiten Roman

- Von Simon Siman

THALHEIM - Er ist gerade erst dabei seine Fachhochsc­hulreife zu erlangen und hat schon zwei Romane geschriebe­n. Ricco Isele ist 20 Jahre alt. Unter dem Pseudonym Richard Isenheim hat der Schüler aus Thalheim im April dieses Jahres seinen ersten Roman, „Es war einmal im Herbst“, veröffentl­icht.

Kurz darauf entscheide­t er sich dazu, eine Fortsetzun­g zu schreiben. Vier Monate später sind die gut 500 Seiten bereits geschriebe­n und erscheinen nun unter dem Titel „Winter-Vermächtni­s“, als Teil zwei der geplanten Trilogie. Der dritte Teil soll zeitlich vor dem ersten spielen und ist auch schon bereits so gut wie fertig geschriebe­n, verrät Isele im Gespräch mit der SZ. Seine Bücher veröffentl­icht der Schüler über die Self-Publishing-Plattform „BoD“(Books on Demand).

„Winter-Vermächtni­s“spielt im Frühjahr 1980 und setzt die Geschichte von Psychiater Dr. Spiegeltha­l fort, der den Lesern bereits aus dem ersten Roman bekannt ist. Nachdem sein Freund Jamie auf tragische Weise stirbt, fragt sich der Psychiater, inwiefern er eine Mitschuld an dem Tod trägt. Die Handlung knüpfe zwar an den ersten Teil an, jedoch könnten beide Teile auch unabhängig voneinande­r gelesen und verstanden werden, sagt Isele.

Die Geschichte­n sind frei erfunden

„Es ist in erster Linie ein Entwicklun­gs-Roman, der sich mit der Frage nach der Schuld beschäftig­t, aber auch gesellscha­ftskritisc­h ist“, beschreibt der Jungautor sein Zweitwerk. Der zweite Teil der geplanten Trilogie komme dabei – passend zu den Wintermona­ten – eher ruhiger daher, wie er sagt; im Gegensatz zu dem actiongela­denen ersten Teil.

Dennoch habe er auch versucht, mehr Humor in den zweiten Teil zu bringen als in den ersten. Trotz seines jungen Alters hat Ricco Isele bereits viel erlebt. Die schwermüti­gen Themen von Verlust und Schuld, die er in seinen Büchern verarbeite­t, kommen nicht von ungefähr. Vor zwei Jahren starb sein Vater. Ricco Isele war damals 18 Jahre alt. Die Frage nach der Schuld stelle sich jedoch lediglich der Protagonis­t seines Romans. Er selber fühle sich unbefangen, sagt der Autor.

Die Handlungen aller drei Teile seien frei erfunden und nicht autobiogra­fisch zu verstehen. Dennoch würden Romane niemals frei von persönlich­en Eindrücken und Inspiratio­nen geschriebe­n, sagt Isele. Seit seinem 14. Lebensjahr schreibt Isele. Über alles, was ihn so beschäftig­t. Damals zog er gerade mit seinen Eltern aus dem Großraum Stuttgart in den Landkreis Sigmaringe­n. Zuerst nach nach Heudorf, und später nach Thalheim.

Der ehemalige Ethiklehre­r übernimmt das Lektorat

Seine erste Geschichte spielt allerdings im London des 18. Jahrhunder­ts. Eine Zeit, die ihn besonders fasziniere, sagt er. Ganze vier Jahre lang schreibt er, bevor er sich systematis­ch seinem Erstlingsr­oman zuwendet. Heute schreibe er täglich zwei Stunden. Zusätzlich zu seinem Unterricht an der Fachhochsc­hule und seiner Arbeit. Die Geschichte­n habe er dabei immer vorher schon vollständi­g im Kopf, sagt er. Den ersten Roman habe er einfach runtergesc­hrieben. Für das jetzige Nachfolgew­erk habe er, genauso wie für den dritten Teil, im Vorfeld ein Exposé angefertig­t und anschließe­nd kreuz und quer geschriebe­n; bis die Geschichte erzählt war.

Iseles Romane entstehen fast vollständi­g in Eigenregie: Von der Idee, über die Planung und das Schreiben, bis hin zur Formatieru­ng und Gestaltung des Covers. Lediglich beim Lektorat erhalte er Hilfe von seinem ehemaligen Ethiklehre­r. Ein Mann, der nicht nur mit seinem Unterricht bleibenden Eindruck bei ihm hinterlass­en habe. Philosophi­e und Ethik beschäftig­en den jungen Mann.

Im Gespräch zeigt sich Ricco Isele vielseitig interessie­rt. „Ich habe zwei Stärken: Auf der einen Seite bin ich naturwisse­nschaftlic­h interessie­rt und orientiere mich an Forschung. Zum anderen beschäftig­e ich mich mit Philosophi­e und Literatur.“Ob er das Schreiben in Zukunft profession­ell betreiben will, schließt er nicht aus. „Kunst lebt auch davon, dass sie beachtet wird. Von daher lege ich nicht alle meine Eier in einen Korb“; sagt Isele reflektier­t. Zunächst möchte er nach seiner Fachhochsc­hulreife Chemie studieren.

 ?? FOTO: SIMON SIMAN ?? Ricco Isele ist 20 Jahre alt und hat unter dem Pseudonym „Richard Isenheim“bereits seinen zweiten Roman, „Winter-Vermächtni­s“, veröffentl­icht.
FOTO: SIMON SIMAN Ricco Isele ist 20 Jahre alt und hat unter dem Pseudonym „Richard Isenheim“bereits seinen zweiten Roman, „Winter-Vermächtni­s“, veröffentl­icht.

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