Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Feinschliff zum Weihnachtsbraten
Richard Freitag geht zufrieden in die kurze Feiertagspause – und als Favorit in die 66. Vierschanzentournee
ENGELBERG (SID/dpa) - Richard Freitag schwang seine Tasche mit dem Siegerpokal und dem Gelben Trikot in den Teambus, dann brauste er aus Engelberg in Richtung neuer Wahlheimat Oberstdorf davon. Nach dem dritten Saisonerfolg hatte die deutsche Skisprunghoffnung keine Zeit zu verlieren. Von wegen Weihnachtsferien: Bis zum Auftakt der Vierschanzentournee hat Bundestrainer Werner Schuster reichlich Trainingseinheiten angesetzt – Feinschliff holen für den Angriff auf den ersten deutschen Gesamtsieg seit 2002.
„Ich wünsche mir, dass bei der Tournee in Deutschland bei den Fans und dann auch in Österreich so richtig die Post abgeht. Wenn die ganzen Fahnen wehen, dann wird das super“, sagte Freitag. Die Grundlage für ein rauschendes Schanzenfest zwischen dem Auftakt am 30. Dezember vor Freitags Oberstdorfer Haustür und dem Finale in Bischofshofen am 6. Januar hat „der Ritsch“mit einer vor Saisonbeginn nicht für möglich gehaltenen Serie schon gelegt. Platz eins, Platz zwei, eins, zwei, eins: Freitags Platzierungen kamen in einer Folge, die bei der Tournee zum ganz großen Coup führen könnte. „Ich hoffe, dass es endlich wieder mit einem deutschen Tourneesieg klappt“, sagte der heutige Eurosport-Experte Sven Hannawald in Engelberg. „Aber ich weiß auch, dass die Tournee immer wieder ihre eigenen Geschichten schreibt.“Hannawald gewann im Winter 2001/02 sämtliche vier Springen von Oberstdorf bis Bischofshofen, seit seinem Grand Slam war die deutsche Tourneehistorie aber von mehr oder weniger großen Enttäuschungen durchzogen. Erstmals seit Martin Schmitt 2000 geht nun in Freitag ein Deutscher als Gesamtweltcup-Führender in Oberstdorf an den Start. „Das Gelbe Trikot beflügelt, schließlich ist er der beste Beweis, dass man sehr stabil springt“, sagte Sven Hannawald.
Freitag, der im Weltcup-Ranking deutlich vor Teamkollege Andreas Wellinger an der Spitze liegt und schon mehr Punkte (550) gesammelt hat als in der kompletten Vorsaison (507), weiß aber, dass er nur die ersten Schritte zu möglicherweise historischen Leistungen gemacht hat.
„Auch Ritschi macht noch Fehler. Deshalb müssen wir weitertrainieren, damit die Substanz da ist“, sagt Bundestrainer Schuster. Immerhin: „Bis Heiligabend werden wir nicht durchspringen, wir machen schon eine kleine Pause.“So darf auch Richard Freitag kurz loslassen. „Ich freue mich darauf, einige Tage mit der Familie und Freunden abzuschalten“, sagte er. „Es gibt natürlich ein schönes Gefühl, wenn du am 24. zufrieden in den Weihnachtsbraten beißen kannst.“