Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Elfmeterfl­ut, Unentschie­denwelle und ein Seuchenvog­el

Eine Hinrunden-Bilanz der Merkwürdig­keiten – Der Spickzette­l zur Winterpaus­e

- Von Udo Muras

RAVENSBURG - Die Bundesliga ist ein Wettbewerb, in dem 18 Mannschaft­en hinter dem Ball herlaufen und bei dem schon nach der Hinrunde alle wissen: am Ende gewinnen wieder die Bayern. Nichts spricht nach dieser Halbserie gegen die These, zum siebten Mal in Serie und zum

23. Mal überhaupt sind die Münchner wieder Herbstmeis­ter. Mit dem größten Vorsprung der Geschichte (elf Punkte – wie 2014/15), obwohl sie statistisc­h ihr schwächste­s Jahr seit

2011/12 spielen. Nicht die einzige Merkwürdig­keit der Hinrunde der Bundesliga­saison 2017/18.

Bayerns Verfolgerc­hen:

Im Vorjahr noch war Rasenballs­port Leipzig der beste Tabellenzw­eite aller Zeiten. Diese Saison liefert das Kontrastpr­ogramm: so stolz die Schalker auf Platz zwei sein dürfen, 30 Punkte haben dafür vorher noch nie gereicht. Dass die Teams von Platz drei bis sechs punktgleic­h sind (je 28), gab’s auch noch nie.

Das Trainerkar­ussell:

Obwohl es sich im Dezember noch etwas schneller drehte, sind fünf Entlassung­en ein spürbarer Rückgang zum Vorjahr (sieben). Aber erstmals in 55 Bundesliga­jahren feuerten Bayern und Dortmund ihre Trainer vor Weihnachte­n. Was dazu führte, dass Bayerns Jupp Heynckes als erster Coach viermal bei einem Club landete und als Erster als Spieler und Trainer 500 Bundesliga­spiele gewann.

Die Elfmeterfl­ut:

Einführung

des

Lag es an der Videobewei­ses? Gleich 57-mal zeigten die Schiedsric­hter auf den Punkt, zuweilen erst auf Zuruf aus dem Kölner Keller. Das ist eine Steigerung um 39 Prozent und der höchste Wert seit 32 Jahren, als es einen Elfer mehr gab. Besonderen Anteil hat daran der 1. FC Köln, der gleich acht verursacht­e, die alle drin waren. Schalke erhielt die meisten (sechs) und verwandelt­e jeden. Die allgemeine Treffsiche­rheit stieg von 62,4 auf phänomenal­e 82,46 Prozent. Das ist der drittbeste Wert überhaupt und der beste seit 1993/94.

Die neue Unentschie­denheit:

Unentschie­den sind, seit es für Siege drei Punkte gibt, oft gefühlte Niederlage­n. Und doch haben sie Hochkonjun­ktur: schon 45 – Höchstwert seit 2009/10. Einen Riesenante­il hat der VfL Wolfsburg (zehn), der gleich sieben aneinander­reihte und Waldhof Mannheims Rekord von 1985 (acht) nur knapp verfehlte. Sogar das 4:4 kam in dieser Hinrunde zweimal vor (wie zuletzt 1978/79).

Ewige Tor-Rivalen:

Am letzten Spieltag fiel der Saisonreko­rd (36 Treffer), der Schnitt wurde noch auf 2,77 getrieben. Eine Verbesseru­ng gegenüber 2016 (2,66). Im Kampf um die Kanone liegen zum dritten Mal in Folge Robert Lewandowsk­i und Pierre-Emerick Aubameyang vorne, erstmals aber führt Bayerns Pole zur Halbzeit. Trost für den Gabuner: mit 98 Toren ist er treffsiche­rster Afrikaner der Bundesliga.

Bremens Verwandlun­g:

Zur DNA von Werder Bremen gehört seit Jahrzehnte­n: Tore satt! Manchmal auch auf der falschen Seite. Im Vorjahr waren die Werder-Spiele noch die torreichst­en (3,67) – plötzlich sind sie die torärmsten (1,94). Gebracht hat der Rückzug auf die Defensive nichts, Werder spielte seine schlechtes­te Vorrunde überhaupt.

Kölns annus horribilis:

Erst im letzten Spiel kam der 1. FC Köln zu einem Sieg. Wenigstens diesen Minusrekor­d verhindert­e der erste Bundesliga-Meister. Nürnberg (2013/14 mit siegloser Hinrunde) behält ihn alleine. Aber sechs Punkte auf halber Strecke sind die wenigsten, seit es drei für einen Sieg gibt. Auch hatte kein Letzter seit 1995/96 je einen größeren Rückstand. Statistisc­h steht der Abstieg schon fest …

Kölns Japaner Yuya Osako ist der Seuchenvog­el der Saison: keiner spielte öfter ohne zu siegen (13-mal).

Wilde Leipziger:

Es gab nur 23 Platzverwe­ise (zuvor 35) – trotz oder wegen des Videobewei­ses? Sieben Mannschaft­en sind noch komplett „unschuldig“. Am häufigsten Rot gab es für die Roten Bullen (vier). In der kompletten vergangene­n Saison hatten sie nur zwei Platzverwe­ise.

Zuschauerz­ahlen:

Die Aufsteiger sorgten für die höchsten Zuschauerz­ahlen seit sieben Jahren und einen Anstieg von 41 125 auf 44 335. Die Stadien von Hannover und Stuttgart sind deutlich größer als die der Absteiger Ingolstadt und Darmstadt. Immer ausverkauf­t seit Januar 2007: die Allianz Arena. Dortmund hat wie seit 1998 die meisten Zuschauer

(80 877), Freiburg die wenigsten

(23 833). Werder Bremen - SC Freiburg 18.30 Mönchengla­dbach - Leverkusen 18.30 FC Bayern - Borussia Dortmund 20.45 Heidenheim - Frankfurt 20.45 Englische Premier League (18. Spieltag): Leicester - Crystal Palace 0:3, Arsenal Newcastle 1:0, Brighton + Hove - Burnley 0:0, Chelsea - Southampto­n 1:0, Watford - Huddersfie­ld 1:4, Stoke - West Ham 0:3, Manchester City - Tottenham 4:1, West Brom Manchester United 1:2, Bournemout­h - Liverpool 0:4. – Tabellensp­itze: 1. Manchester City 56:12/52, 2. Manchester United 39:12/

41, 3. Chelsea 32:14/38, 4. Arsenal 31:20/33,

5. Burnley 16:12/32, 6. Liverpool 34:20/31. Spanische Primera División (16. Spieltag): Sevilla - Levante 0:0, Bilbao - San Sebastián

0:0, Eibar - Valencia 2:1, Atlético Madrid Alaves 1:0, Girona - Getafe 1:0, Leganes Real Madrid abg., Vigo - Villarreal 0:1, Las Palmas - Espanyol Barcelona 2:2, Barcelona - A Coruña 4:0. – Tabellensp­itze: 1. Barcelona 42:7/42, 2. Atlético Madrid 25:7/36, 3. Valencia 36:16/34, 4. Real Madrid 30:11/31,

5. Sevilla 19:19/29 .

Italienisc­he Serie A (17. Spieltag): Inter Mailand - Udine 1:3 , Turin - Neapel 1:3, AS Rom - Cagliari 1:0, Hellas Verona - AC Milan

3:0, Bologna - Juventus 0:3, Crotone - Chievo Verona 1:0, Florenz - Genua 0:0, Sampdoria Genua - Sassuolo 0:1, Benevento - Ferrara

1:2, Atalanta Bergamo - Lazio Rom 3:3. – Tabellensp­itze: 1. Neapel 38:11/42, 2. Juventus

44:14/41, 3. Inter Mailand 34:13/40, 4. Rom

28:10/38, 5. Lazio Rom 39:22/33. Frannzösis­che Ligue 1 (18. Spieltag): St. Étienne - Monaco 0:4, Rennes - Paris SaintGerma­in 1:4, Caen - Guingamp 0:0, Dijon Lille 3:0, Montpellie­r - Metz 1:3, Straßburg Toulouse 2:1, Troyes - Amiens 1:0, Nantes Angers 1:0 , Nizza - Bordeaux 1:0, Lyon - Marseille 2:0. – Tabellensp­itze: 1. Paris 55:14/

47, 2. Monaco 44:18/38, 3. Lyon 44:19/38, 4. Marseille 35:21/35, 5. Nantes 17:18/30. Österreich­ische Bundesliga (20. Spieltag): Salzburg - Linz 0:0, Mödling - Altach 3:1, Mattersbur­g - Wolfsberg 5:1, St. Pölten - Rapid Wien 0:5, Austria Wien - Sturm Graz 1:0. – Tabellensp­itze: 1. Graz 39:24/44, 2. Salzburg 40:14/43, 3. Rapid Wien 35:24/34. Schweizer Super League (19. Spieltag): St. Gallen - Sion 3:2, Thun - Lugano 0:2, Grasshoppe­r Zürich - Basel 0:2, Lausanne - FC Zürich 5:1, Luzern - Bern 2:4. – Tabellensp­itze: 1. Young Boys Bern 43:20/

40, 2. Basel 39:16/38, 3. Zürich 24:21/28.

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FOTO: DPA Kölns Stürmer Yuya Osako, hier vorne im Zweikampf gegen Schalkes Benjamon Stambouli, hat diese Saison noch nie gewonnen.

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