Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Leuchtende Kinderauge­n als Belohnung

Round-Table-Gruppe fährt mit Weihnachts­päckchenko­nvoi nach Bulgarien

- Von Christoph Wartenberg

SIGMARINGE­N - 1756 Geschenkpä­ckchen, 36 Stunden Non-Stopp-Fahrt, 5654 Kilometer in sieben Tagen, das sind nur einige Zahlen von der Aktion „Weihnachts­päckchenko­nvoi“, an der sich die Round-Table Gruppierun­gen aus Sigmaringe­n in diesem Jahr erstmals beteiligt haben. In Kindergärt­en, Schulen, sozialen Einrichtun­gen oder auch Familien wurden Geschenke gesammelt, die dann per Lastzug an bedürftige Kinder in Südosteuro­pa geliefert wurden. Ehrenamtli­cher Projektlei­ter der Aktion in Sigmaringe­n war Dennis Ramsperger.

Seit sechs Jahren organisier­t die Round-Table-Familie bundesweit diese Päckchenak­tion. Die Sigmaringe­r Gruppierun­g ist dabei zum ersten Mal mit nach Bulgarien gefahren. „Man will ja nicht nur darüber reden, sondern auch mal sehen, wie das abläuft“, sagt Ramsperger. Nachdem die Päckchen gepackt waren, wurden sie von vier Teams in zwei vom Autoverlei­h Buchbinder zur Verfügung gestellten und zwei privaten Wagen in den Einrichtun­gen abgeholt. Im Autohaus Ramsperger wurden die Päckchen aus der ganzen Region vom Schwarzwal­drand bis zum Bodensee gesammelt und dann in Umzugskart­ons gepackt, die für Europalett­en genormt sind. 16 Kartons passen auf eine Palette. Von Sigmaringe­n ging es dann in einem

40-Tonner-Lastzug, dessen Zugmaschin­e von Volvo und dessen Auflieger von Kögel zur Verfügung gestellt wurden, zum Zentrallag­er nach Koblenz. Dort wurden die Lastzüge mit weiteren Paletten aufgefüllt. Vom deutschlan­dweiten Sammelpunk­t in Hanau bei Frankfurt fuhr der Konvoi dann nach Osteuropa. Insgesamt 28 40-Tonner-Lastzüge, sechs Reisebusse, sechs Begleitfah­rzeuge, 237 Helfer und 132 000 Päckchen, alle Fahrzeuge aus Deutschlan­d, machten sich auf den Weg. Die Lastzüge fahren im Konvoi, weil das gegenüber normalen Frachttran­sporten rechtliche Vorteile und Erleichter­ungen bietet. Fünf Fahrzeuge fuhren über Polen in die Ukraine, der Rest nach Arat in Rumänien, wo man sich dannn weiter aufteilte in Richtung Moldawien und Bulgarien.

„Wir sind nach Bulgarien in die Region von Varna gefahren“, erzählt Ramsperger, „ein 40-Tonner, ein Sprinter und zehn Helfer.“Neben Dennis Ramsperger hat sein Onkel Rolf Ramsperger den Lastzug gesteuert. Bis Arat gibt es einwandfre­ie Autobahnen, dann geht es über die Karpaten und von dort aus in Bulgarien hauptsächl­ich 800 Kilometer über Landstraße­n. „Die sind teilweise sehr fertig“, sagt Ramsperger.

Round-Table-Gruppen vor Ort helfen bei Organisati­on

„Wir waren ausschließ­lich im Hinterland, so 50 bis 100 Kilometer um die größeren Städte unterwegs“, sagt Ramsperger. Sechs bis neun Einrichtun­gen wurden täglich besucht. Die Round-Table-Gruppen vor Ort in Varna hatten die Aktion vorab organisier­t, die Kindergärt­en und Schulen mit bedürftige­n Kindern ausgewählt. Die Päckchen sind nach Mädchen und Jungen sowie nach drei Altersklas­sen gekennzeic­hnet. Die Geschenke dürfen auch gebraucht sein, müssen aber komplett, sauber und intakt sein. Es gibt auch eine Reihe von überschüss­igen Päckchen, die zum Ausgleich dienen, wenn ein Päckchen zu karg ausfällt oder gar nicht passt.

„Wenn wir beim Auspacken dabei sind, dann ist das emotional sehr berührend“, sagt Ramsperger. Zunächst geht es sehr disziplini­ert zu, die Kinder warten, bis sie auspacken dürfen, aber dann ist die Freude offensicht­lich riesengroß, wie man auf einem kleinen Video sehen kann, das Ramsperger zeigt. „Was ganz erstaunlic­h ist, ist, wie sich die Kinder auch über ganz profane Dinge freuen können, Zahnbürste­n oder Zahnpasta rufen helle Begeisteru­ng hervor“, erzählt Ramsperger. Die Hilfe für die Kinder könne nicht direkter ankommen, betont er.

Insgesamt hat die Aktion für die Sigmaringe­r einen Vorlauf von einem dreivierte­l Jahr gebraucht. Es ist ja nicht allein mit den Geschenken getan. Sponsoren müssen gesucht werden, eine Tankfüllun­g für einen 40-Tonner kann bis zu 1500 Euro kosten. Und dann kommt noch die ganze Arbeitszei­t hinzu. Als ehrenamtli­cher Projektlei­ter hat Ramsperger zwei Wochen Urlaub opfern müssen, und er ist bei der Aktion ja nicht alleine unterwegs gewesen.

 ?? FOTO: PRIVAT ?? Weihnachts­mann Rolf Ramsperger freut sich genauso wie der kleine Junge in einem bulgarisch­en Dorf.
FOTO: PRIVAT Weihnachts­mann Rolf Ramsperger freut sich genauso wie der kleine Junge in einem bulgarisch­en Dorf.
 ?? FOTO: CHW ?? Dennis Ramsperger
FOTO: CHW Dennis Ramsperger

Newspapers in German

Newspapers from Germany