Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Leuchtende Kinderaugen als Belohnung
Round-Table-Gruppe fährt mit Weihnachtspäckchenkonvoi nach Bulgarien
SIGMARINGEN - 1756 Geschenkpäckchen, 36 Stunden Non-Stopp-Fahrt, 5654 Kilometer in sieben Tagen, das sind nur einige Zahlen von der Aktion „Weihnachtspäckchenkonvoi“, an der sich die Round-Table Gruppierungen aus Sigmaringen in diesem Jahr erstmals beteiligt haben. In Kindergärten, Schulen, sozialen Einrichtungen oder auch Familien wurden Geschenke gesammelt, die dann per Lastzug an bedürftige Kinder in Südosteuropa geliefert wurden. Ehrenamtlicher Projektleiter der Aktion in Sigmaringen war Dennis Ramsperger.
Seit sechs Jahren organisiert die Round-Table-Familie bundesweit diese Päckchenaktion. Die Sigmaringer Gruppierung ist dabei zum ersten Mal mit nach Bulgarien gefahren. „Man will ja nicht nur darüber reden, sondern auch mal sehen, wie das abläuft“, sagt Ramsperger. Nachdem die Päckchen gepackt waren, wurden sie von vier Teams in zwei vom Autoverleih Buchbinder zur Verfügung gestellten und zwei privaten Wagen in den Einrichtungen abgeholt. Im Autohaus Ramsperger wurden die Päckchen aus der ganzen Region vom Schwarzwaldrand bis zum Bodensee gesammelt und dann in Umzugskartons gepackt, die für Europaletten genormt sind. 16 Kartons passen auf eine Palette. Von Sigmaringen ging es dann in einem
40-Tonner-Lastzug, dessen Zugmaschine von Volvo und dessen Auflieger von Kögel zur Verfügung gestellt wurden, zum Zentrallager nach Koblenz. Dort wurden die Lastzüge mit weiteren Paletten aufgefüllt. Vom deutschlandweiten Sammelpunkt in Hanau bei Frankfurt fuhr der Konvoi dann nach Osteuropa. Insgesamt 28 40-Tonner-Lastzüge, sechs Reisebusse, sechs Begleitfahrzeuge, 237 Helfer und 132 000 Päckchen, alle Fahrzeuge aus Deutschland, machten sich auf den Weg. Die Lastzüge fahren im Konvoi, weil das gegenüber normalen Frachttransporten rechtliche Vorteile und Erleichterungen bietet. Fünf Fahrzeuge fuhren über Polen in die Ukraine, der Rest nach Arat in Rumänien, wo man sich dannn weiter aufteilte in Richtung Moldawien und Bulgarien.
„Wir sind nach Bulgarien in die Region von Varna gefahren“, erzählt Ramsperger, „ein 40-Tonner, ein Sprinter und zehn Helfer.“Neben Dennis Ramsperger hat sein Onkel Rolf Ramsperger den Lastzug gesteuert. Bis Arat gibt es einwandfreie Autobahnen, dann geht es über die Karpaten und von dort aus in Bulgarien hauptsächlich 800 Kilometer über Landstraßen. „Die sind teilweise sehr fertig“, sagt Ramsperger.
Round-Table-Gruppen vor Ort helfen bei Organisation
„Wir waren ausschließlich im Hinterland, so 50 bis 100 Kilometer um die größeren Städte unterwegs“, sagt Ramsperger. Sechs bis neun Einrichtungen wurden täglich besucht. Die Round-Table-Gruppen vor Ort in Varna hatten die Aktion vorab organisiert, die Kindergärten und Schulen mit bedürftigen Kindern ausgewählt. Die Päckchen sind nach Mädchen und Jungen sowie nach drei Altersklassen gekennzeichnet. Die Geschenke dürfen auch gebraucht sein, müssen aber komplett, sauber und intakt sein. Es gibt auch eine Reihe von überschüssigen Päckchen, die zum Ausgleich dienen, wenn ein Päckchen zu karg ausfällt oder gar nicht passt.
„Wenn wir beim Auspacken dabei sind, dann ist das emotional sehr berührend“, sagt Ramsperger. Zunächst geht es sehr diszipliniert zu, die Kinder warten, bis sie auspacken dürfen, aber dann ist die Freude offensichtlich riesengroß, wie man auf einem kleinen Video sehen kann, das Ramsperger zeigt. „Was ganz erstaunlich ist, ist, wie sich die Kinder auch über ganz profane Dinge freuen können, Zahnbürsten oder Zahnpasta rufen helle Begeisterung hervor“, erzählt Ramsperger. Die Hilfe für die Kinder könne nicht direkter ankommen, betont er.
Insgesamt hat die Aktion für die Sigmaringer einen Vorlauf von einem dreiviertel Jahr gebraucht. Es ist ja nicht allein mit den Geschenken getan. Sponsoren müssen gesucht werden, eine Tankfüllung für einen 40-Tonner kann bis zu 1500 Euro kosten. Und dann kommt noch die ganze Arbeitszeit hinzu. Als ehrenamtlicher Projektleiter hat Ramsperger zwei Wochen Urlaub opfern müssen, und er ist bei der Aktion ja nicht alleine unterwegs gewesen.