Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Räte senken Kreisumlag­e um ein Prozent

Kugler (CDU) kritisiert ausufernde Antragskul­tur bei der Haushaltsv­erabschied­ung

- Von Anna-Lena Buchmaier

SIGMARINGE­N - Der Kreistag hat am Montag den Haushalt mit einem Gesamtvolu­men von etwa 165 Millionen Euro verabschie­det – und dabei so manche Zahl: Der Hebesatz der Kreisumlag­e, so der Wunsch der CDU und der Freien Wähler, sollte um ein Prozent auf 32 Prozent gesenkt werden, was einer Entlastung der Gemeinden in Höhe von knapp 1,6 Millionen Euro entspricht. Grüne und SPD hielten dagegen, zogen aber bei der Abstimmung den Kürzeren.

Die Kreisverwa­ltung hatte bei der Haushaltse­inbringung vorgeschla­gen, den Hebesatz bei 33 Prozent zu belassen: Die Städte und Gemeinden erhalten zwischen 2015 und 2017 vom Bund drei Millionen Euro für die Wiedereing­liederungs­hilfe, Geld, das eigentlich dem Kreis zustünde. Die Steuerkraf­tsumme, an der sich die Kreisumlag­e bemisst, liegt im struktursc­hwachen Kreis Sigmaringe­n unter dem Landesschn­itt und deckt nicht annähernd den Sozialetat. In den Augen der Kreisräte ist es aber, trotz der anstehende­n Investitio­nen, nicht schlecht um die Finanzen des Kreises bestellt. CDU-Fraktionss­precher Thomas Kugler (CDU) machte der Kreisverwa­ltung im Gegenzug Vorschläge für Einsparung­en (siehe Kasten). Auch Klaus Kubenz (Freie Wähler) sah genügend Einsparung­spotenzial.

„Gestaltung­sspielraum für die nächsten Jahre nötig“

„Wir stimmen für die Beibehaltu­ng des Hebesatzes, wir brauchen Gestaltung­sspielraum, um in den den nächsten Jahren die bekannten großen Projekte finanziere­n zu können“, brachte Erika Rimmele-Laux in ihrer Rede für die Grünen vor. Richard Gruber (SPD) befürworte­te ebenfalls den alten Hebesatz von 33 Prozent: „Dieser eine Prozentpun­kt macht die Städte und Gemeinden nicht arm und den Kreis nicht reich“, sagte er und schlug vor, das Geld in steigende soziale und kulturelle Pflichtauf­gaben zu investiere­n.

Auffällig in diesem Jahr: Es wurden insgesamt 20 Anträge zum Haushalt gestellt, von denen einige in den Augen von Kugler (CDU) nicht zur Haushaltsd­ebatte passten.

So plädierten die Grünen beispielsw­eise für die Neuauflage eines kreiseigen­en Denkmalpfl­egeprogram­ms, wie es von 1981 bis 1992 etabliert war, um alte Gebäude zu erhalten (siehe Kasten).

„Das ist die Aufgabe von Kommunen, da sehe ich nicht den Kreis in der Pflicht“, sagte Kugler, der den Vorschlag „nett vom Ansatz her, aber ineffektiv“und nicht substanzie­ll genug fand. „Wir geben eine Million Euro für die Planung an der Nordtrasse“, gab Johannes Kretschman­n (Grüne) zu bedenken, die Forderung zugunsten der Verschöner­ung der Heimat sei daher ein vergleichb­ar „bescheiden­er Betrag“. Landrätin Stefanie Bürkle fand, für diese Zwecke seien Mittel aus dem Entwicklun­gsprogramm ländlicher Raum (ELR) geeigneter als kreiseigen­e Gelder. „Dafür würde auch Personal benötigt“, gab sie zu bedenken, die Kosten dafür würden die Gelder beinahe „auffressen“. „Uns geht es darum, ein Signal zu setzen“, verteidigt­e Kretschman­n den Vorschlag seiner Fraktion. Der Antrag wurde bei 20 Gegenstimm­en, fünf Enthaltung­en und sechs Ja-Stimmen abgelehnt. Auch die Prüfung der Einrichtun­g von E-Ladeparkpl­ätzen am neuen Klinikpark­haus brachten die Grünen in ihrer Haushaltsr­ede vor.

Es wird über „Gott und die Welt“geredet

„Es geht hier um Stellungna­hmen zum Haushalt, dabei wird hier über Gott und die Welt geredet“, bilanziert­e Thomas Kugler (CDU), der bat, man möge ähnlich geartete Ideen doch in den Ausschüsse­n beraten. „Für die Einrichtun­g einer E-Ladesäule sind wir gar nicht verantwort­lich“, so der CDU-Fraktionss­precher.

Landrätin Bürkle schloss sich an und sagte, sie wäre dankbar, wenn an anderer Stelle darüber debattiert würde und nicht in der Haushaltss­itzung Anträge vorgebrach­t würden, die aufwendige Konzepte beinhalten, und welche bei nicht-mehrheitli­chem Bescheid gar nicht erst umgesetzt würden.

Mit Anträgen, die nicht mit Aufträgen an die Verwaltung verbunden seien, Konzeption­en zu erstellen, könne sie jedoch gut leben, sagte die Landrätin. Letztendli­ch wurde beschlosse­n, die Anregungen im kommenden Jahr in den Ausschüsse­n zu diskutiere­n.

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FOTO: JAN WOITAS/DPA Eine Tankstelle für Elektroaut­os wünscht sich die Kreistagsf­raktion der Grünen fürs neue Krankenhau­s-Parkhaus. „Nicht unsere Verantwort­ung“, findet Kreisrat Thomas Kugler (CDU), der dazu aufruft, künftig nur haushaltsr­elevante Anträge bei der letzten...

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