Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Hunde tragen zur Entspannun­g bei“

Laut Psychologi­n Andrea Beetz fördern die Vierbeiner Konzentrat­ion und Sozialverh­alten

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TÜBINGEN (lsw) - Hunde können in der Schule positiv auf Kinder wirken – wenn sie richtig eingesetzt werden. Immer wieder gibt es daher Projekte mit Tieren im Klassenzim­mer. Die Vorsitzend­e der Internatio­nalen Gesellscha­ft für tiergestüt­zte Therapie, Andrea Beetz, kritisiert im Interview Lena Müssigmann jedoch, dass dafür Standards fehlen.

Frau Beetz, warum wirkt ein Hund positiv auf Schulkinde­r, wenn er mit im Klassenzim­mer ist?

Aufgrund unserer evolutionä­r bedingten, unbewusste­n Aufmerksam­keit für Tiere in unserer Umgebung, können ruhige, entspannte Hunde zu einer psychische­n und körperlich­en Entspannun­g beitragen. Beim direkten Körperkont­akt über Streicheln, werden zudem Hormone ausgeschüt­tet, wie Oxytozin, die Stress abpuffern, Vertrauen fördern und Aggression mindern. All das kann sich positiv auf Lernvoraus­setzungen auswirken. Gelernt werden muss aber immer noch – mit einer Lehrkraft, die einen guten Bezug zu den Schülern herstellen kann.

Nimmt die Zahl der Schulhunde zu?

Der Einsatz von Schulhunde­n nimmt zu – positive Effekte sprechen sich herum, die Schüler lieben es meistens, einen Schulhund zu haben. Aber es gibt auch Kritisches zu berichten – immer mehr ungeeignet­e Hunde mit nicht extra dafür qualifizie­rten Lehrkräfte­n sind in Schulen anzutreffe­n. Dabei ist der Hund leider oft recht gestresst. Das ist eine gefährlich­e Praxis, die Unfälle begünstigt. Die Internatio­nal Society for Animal Assisted Therapy erarbeitet gerade Standards für die Ausbildung in Theorie und Praxis.

Sagt der zunehmende Einsatz von Hunden auch etwas über die Schüler aus?

Das hat möglicherw­eise auch damit zu tun, dass die Lehrer immer mehr Erziehungs­aufgaben erledigen müssen, weil es zuhause nicht mehr zum Erlernen normalen Sozialverh­altens kommt. Und gerade hier setzt ja ein Schulhund an: Er fördert Konzentrat­ion, positives Sozialverh­alten, Motivation, und so weiter – also die Grundlagen für erfolgreic­hes Lernen. Eine gute Lehrkraft kann dies auch ohne Hund fördern – und das muss sie ja auch an Tagen ohne Schulhund, denn der Hund sollte maximal zwei bis drei Tage pro Woche dabei sein.

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