Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Piloten prüfen Tarifberei­tschaft bei Ryanair

Erste Verhandlun­gen mit Gewerkscha­ften überhaupt – teilweise enttäusche­nd

- Von Christian Ebner

DUBLIN/FRANKFURT (dpa) - Erstmals in ihrer Firmengesc­hichte hat die irische Billig-Fluggesell­schaft Ryanair mit Gewerkscha­ftsvertret­ern verhandelt. Damit wurden europaweit koordinier­te Streiks der Piloten zunächst verhindert.

Am Mittwoch trafen sich Firmenvert­reter in Dublin mit einer Delegation der deutschen Pilotengew­erkschaft „Vereinigun­g Cockpit“(VC), ohne dass zunächst Ergebnisse bekannt wurden. Zuvor hatte sich die irische Gewerkscha­ft „Impact Trade Union“enttäuscht gezeigt über ihre Gespräche mit dem Management vom Vortag.

Ryanair sei nicht bereit gewesen, die irische Gewerkscha­ft schriftlic­h anzuerkenn­en, kritisiert­e Pressespre­cher Bernard Harbor. Man habe jetzt dem Unternehme­n eine Reihe von Vorschläge­n unterbreit­et und erwarte bis Donnerstag­mittag eine Antwort. Mitglied der Gewerkscha­ft ist die irische Pilotenver­einigung IALPA. Ryanair sagte zu, bis Donnerstag schriftlic­h auf Vorschläge zu antworten und sprach selbst von guten Gesprächen.

Zweifel an der Ernsthafti­gkeit

Die VC hatte Ryanair vorab vor Trickserei­en gewarnt. Man müsse herausbeko­mmen, ob das Unternehme­n wirklich Tarifverha­ndlungen anstrebe, sagte VC-Vorstand Markus Wahl in Frankfurt. „Es kann auch sein, dass sie sich nur über die Weihnachts­tage retten wollen.“Für diesen Fall müsse den Iren klar sein, dass Streiks vor Weihnachte­n durchaus noch möglich seien, betonte Wahl. Er persönlich rechne allerdings damit, dass man Fortschrit­te erziele und einen weiteren Termin vereinbare.

Die deutschen Ryanair-Piloten wollten eigentlich an diesem Mittwoch gemeinsam mit Kollegen aus Irland, Italien und Portugal streiken. Sie hatten sich dafür europaweit koordinier­t und die Streiks nach dem überrasche­nden Gesprächsa­ngebot abgesagt.

Die Gewerkscha­ften kritisiere­n unter anderem die Einsatzpla­nung, Entlohnung und Beschäftig­ungsmodell­e bei dem stark wachsenden Billigflie­ger. Die Billig-Airline hatte es bislang grundsätzl­ich abgelehnt, Gewerkscha­ften als Vertreter ihrer Beschäftig­ten anzuerkenn­en. Bislang hatte die Fluggesell­schaft stets nur mit lokalen Piloten-Komitees an europaweit verteilten Stationen gesprochen. Nach der grundsätzl­ichen Erklärung Ryanairs, auch zu Gesprächen mit Gewerkscha­ften der Flugbeglei­ter zu sprechen, verlangte die deutsche Gewerkscha­ft Ufo am Mittwoch einen konkreten und verbindlic­hen Termin im Januar.

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FOTO: DPA Die Flugzeuge des irischen Luftfahrtu­nternehmen­s Ryanair starten auch über die Feiertage. Mit der Bereitscha­ft zu Gesprächen über Tarifverei­nbarung hat die Fluglinie angedrohte Streiks verhindert.

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