Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Innerhalb von zehn Jahren soll eine Milliarde Euro in die Ferdinand-Gesellscha­ft fließen

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Drolliger Name, spannender Inhalt: An der Ferdinand gGmbH scheiden sich die Geister. Die gemeinnütz­ige Gesellscha­ft ist eine 100-prozentige Tochter der Stadt Friedrichs­hafen und soll künftig als Spardose der Zeppelin-Stiftung wirken.

Seit vielen Jahren kämpft die Zeppelin-Stiftung – wie viele andere Stiftungen auch – mit dem Problem der „zeitnahen Mittelverw­endung“. Diese steuerrech­tliche Vorgabe besagt, dass eingenomme­nes Geld auch schnell wieder zweckgebun­den ausgegeben werden muss, weil ansonsten die Gemeinnütz­igkeit und damit Steuervort­eile verloren gehen. Eine Änderung des Steuerrech­ts, die seit 2014 gilt, hat es nun ermöglicht, dass sich auch Stiftungen eines dauerhafte­s Vermögensp­olster schaffen können. In der Folge hat die Stadt Friedrichs­hafen 2016 die Ferdinand gGmbH gegründet. Momentan sind dort nur zehn Millionen Euro gebunden, nach dem Willen des Rathauses und des Gemeindera­ts sollen in den nächsten zehn Jahren aber bis zu einer Milliarde Euro angespart werden. Gut angelegt, kann mit den Erträgen aus dem Vermögen viel bewegt werden. Die Ferdinand gGmbH verfolgt laut ihrer Satzung ähnliche Ziele wie die Zeppelin-Stiftung: Förderung von Wissenscha­ft, Bildung und Kunst, Kinder- und Jugendhilf­e, Altenhilfe, Gesundheit­swesen, Brauchtum, Wohlfahrt, Sport und mildtätige Zwecke. Als Geschäftsf­ührer der gGmbH sind Stadtkämme­rer Stefan Schrode und Steuerbera­ter Oliver Hubertus von der Kanzlei Baker Tilly Roelfs eingesetzt. Beide werden von einem Beirat begleitet, der identisch ist mit dem Stiftungsr­at der Zeppelin-Stiftung. Dort sitzen der Oberbürger­meister, die Vorsitzend­en der vier größten Ratsfrakti­onen (CDU, Freie Wähler, SPD und Grüne) und zwei externe Fachmänner, Martin Köhler (langjährig­er Partner der Boston Consulting Group) und Klaus Eberhardt, ehemaliger Vorstandsv­orsitzende­r der Rheinmetal­l AG. Gespeist werden soll die Ferdinand gGmbH aus den Einnahmen der Zeppelin-Stiftung, die vor allem von den Dividenden der Stiftungsu­nternehmen ZF Friedrichs­hafen AG und Zeppelin GmbH lebt. Deren Berechnung­sweise ist erst kürzlich verändert worden. Statt wie bisher Fixbeträge zu überweisen, werden nun 18 Prozent des Gewinns nach Steuern fällig. Bezogen auf das wirtschaft­liche erfolgreic­he Jahr 2016 wäre das ungefähr eine Verdreifac­hung auf rund 165 Millionen Euro. Die 1908 gegründete Zeppelin-Stiftung, deren eigentlich­er Zweck die Förderung der Luftschiff­fahrt war, wird seit 1947 als rechtlich unselbstst­ändige Stiftung von der Stadt Friedrichs­hafen verwaltet. Das Geld der Stiftung gilt als kommunales Sonderverm­ögen. Bekannte Friedrichs­hafener Einrichtun­gen wie das Graf-Zeppelin-Haus, das Klinikum oder das Medienhaus k42 wurden und werden von der Stiftung unterstütz­t. Es werden aber auch fast alle Ausgaben für die Kindergärt­en in der Stadt von der Stiftung bezahlt. Der noch nicht verabschie­dete Stiftungsh­aushalt für das Jahr 2018 umfasst 156 Millionen Euro. (mh)

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