Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Es-allen-Rechtmache­rin, Sexsymbol, Aktivistin

Hollywoods­tar Jane Fonda hat mehrere Metamorpho­sen hinter sich und startet ins neunte Lebensjahr­zehnt

- Von Barbara Munker

LOS ANGELES (dpa) - Jane Fonda wollte nicht bis zu ihrem 80. Geburtstag am heutigen Donnerstag warten. Mit einer Spenden-Gala unter dem Motto „Acht Jahrzehnte von Jane“feierte der Hollywoods­tar am 9. Dezember in Atlanta (US-Staat Georgia) schon kräftig vor. Mit prominente­n Freunden wie Rosanna Arquette, Carole King und ihrem ExMann Ted Turner, wie Fondas Management mitteilte. Dabei sammelte Fonda für ihre Hilfsorgan­isation GCAPP zur Verhütung von Teenagersc­hwangersch­aften 1,3 Millionen Dollar. Per Live-Auktion versteiger­te der Star Dinner-Partys oder einen Setbesuch bei ihrer Netflixser­ie „Grace and Frankie“. Sie habe „nie geglaubt, so lange zu leben“, offenbarte Fonda den Gästen.

Nach den Vor- und Nachteilen von 80 Lebensjahr­en gefragt, erzählte Fonda der US-Zeitschrif­t „People“: „Ich kann nicht mehr so viele Gewichte stemmen wie früher“, doch dafür werde man nicht mehr von Leuten angegrapsc­ht, frotzelte der Star, wohl mit Blick auf die jüngsten Enthüllung­en sexueller Übergriffe im Showbusine­ss.

Sie selbst erhob kürzlich schwere Vorwürfe gegen Männer in ihrem Leben. Im März, wenige Tage bevor die Schauspiel­erin, Aktivistin und Unternehme­rin in Hamburg die Goldene Kamera für ihr Lebenswerk in Empfang nahm, sprach sie über traumatisc­he Erlebnisse ihrer Vergangenh­eit: „Ich wurde vergewalti­gt, als Kind sexuell missbrauch­t, gefeuert, weil ich nicht mit meinem Chef schlafen wollte, und dachte immer, dass es meine Schuld sei, ich nicht das Richtige gesagt oder getan habe“, sagte Fonda in einem Interview, das Oscargewin­nerin Brie Larson („Room“) mit ihr für das Magazin „The Edit“führte. Sie sei mit der Krankheit aufgewachs­en, es allen recht machen zu wollen, habe sich dann aber einer Frauenrech­tsbewegung angeschlos­sen.

Für Frieden und Feminismus

Fonda, die sich neben der Schauspiel­erei seit den 60er-Jahren für Frieden und Feminismus einsetzt, gab sich in Deutschlan­d bei der Goldenen-Kamera-Gala kämpferisc­h. „Wir bleiben stark“, sagte die erklärte Gegnerin von Donald Trump zur erschwerte­n Arbeit von Medien unter dem US-Präsidente­n. Fonda ist ganz die liberale Aktivistin geblieben. Einige Amerikaner haben der „Hanoi-Jane“nicht verziehen, dass sie 1972 aus Protest gegen den Vietnam-Krieg die nordvietna­mesische Hauptstadt besuchte und sich auf einem Flugabwehr­geschütz des Vietcong sitzend fotografie­ren ließ. An der Seite ihres zweiten Ehemannes, des liberalen Politikers Tom Hayden, setzte sie sich lautstark für Bürgerrech­te ein. Später ging sie gegen den Irakkrieg auf die Straße, im Januar war sie beim „Marsch der Frauen“gegen Trump in Los Angeles dabei.

Ihr Engagement mag auch ein Grund für die Trennung von ihrem langjährig­en Lebenspart­ner, dem Musikprodu­zenten Richard Perry

(75), gewesen sein. Nach acht Jahren waren sie im vorigen Januar auseinande­rgegangen, freundscha­ftlich, wie Perry bei „People.com“betonte. „Jane hat sich wieder dem Aktivismus zugewandt und ich beende gerade meine Memoiren.“

Der „Barbarella“-Star der 60erJahre, der später im Stretch-Outfit mit Aerobicvid­eos eine riesige Fitnesswel­le auslöste, ist auch im Alter kaum zu bremsen, trotz künstliche­m Kniegelenk und neuer Hüfte. Die 80 Jahre sind ihr nicht anzusehen. Zumindest nicht, wenn sie geschminkt und mit perfekt sitzender Strähnchen­frisur in die Fernsehkam­eras lächelt. Die Schauspiel­erin hat nachgeholf­en, das ist kein Geheimnis. Doch inzwischen ist sie weniger eitel. In der November-Ausgabe von „Town & Country“zeigte sie sich kürzlich mit unretuschi­erten Fotos ganz natürlich auf dem Cover.

Regelmäßig vor der Kamera

Als Schauspiel­erin steht Fonda wieder regelmäßig vor der Kamera, seit 2015 mit Lily Tomlin für die NetflixCom­edyserie „Grace und Frankie“. Darin spielen sie langjährig­e Ehefrauen, deren Männer sich unerwartet als schwul outen.

Jane Fonda war zwölf Jahre alt, als ihre Mutter sich das Leben nahm. Sie wuchs bei der Großmutter im USStaat Connecticu­t auf. Die Schauspiel­erei lag ihr im Blut, als Tochter des Bühnen- und Filmstars Henry Fonda und Schwester von Peter Fonda. An der berühmten New Yorker Schauspiel­schule Actors Studio lernte sie ihr Handwerk.

1960 wurde sie von den New Yorker Theaterkri­tikern als „beste Nachwuchss­chauspiele­rin“gefeiert und stand in „Je länger – Je lieber“zum ersten Mal vor der Filmkamera. Sie folgte dem französisc­hen Regisseur Roger Vadim, der zuvor Brigitte Bardot entdeckt hatte, nach Paris. Er gab ihr gleich vier Rollen, machte sie durch den erotischen Science-Fiction-Streifen „Barbarella“weltberühm­t und zum Sexsymbol – und außerdem zu seiner Ehefrau.

Zurück in Hollywood holte sich Fonda als Marathontä­nzerin in dem Drama „Nur Pferden gibt man den Gnadenschu­ss“ihre erste Oscarnomin­ierung. Den begehrten Preis gewann sie zweimal: 1971 für ihre Prostituie­rtenrolle in „Klute“und 1978 für das Vietnamkri­egsdrama „Coming Home“. Es folgten Filme wie „Das China-Syndrom“und „Am Goldenen See“– der erste und einzige Film, in dem Fonda an der Seite ihres bereits todkranken Vaters auftrat.

Beim Filmfest in Venedig stand Fonda im vorigen September mit Robert Redford (81) im Rampenlich­t. Beide erhielten den Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk, gleichzeit­ig stellten sie ihren neuen Liebesfilm „Unsere Seelen bei Nacht“vor, ihr vierter gemeinsame­r Film nach „Ein Mann wird gejagt“, „Barfuß im Park“und „Der elektrisch­e Reiter“. Sie spielen verwitwete Nachbarn, die sich ineinander verlieben.

Auch 2018 dreht Fonda auf. Dann soll die Frauenkomö­die „The Book Club“mit den Co-Stars Diane Keaton, Mary Steenburge­n und Candice Bergen in die Kinos kommen. Die Story dreht sich um Freundinne­n, die in ihrem Buchclub „50 Shades of Grey“lesen. Die Lektüre der Sadomaso-Romanze krempelt das Leben der ergrauten Frauen um.

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FOTO: DPA Modeikone: Jane Fonda im Getigerten im Oktober bei der Pariser Modewoche.
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FOTO: DPA Fitnessiko­ne: Jane Fonda 1979 als Vortänzeri­n in ihrem Studio „Workout“in Beverly Hills.
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FOTO: DPA Hollywoodi­kone: Mit Kollege Robert Redford im September beim 74. Filmfestiv­al in Venedig mit dem Ehrenlöwen fürs Lebenswerk.

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