Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Diddy geht shoppen

Der Musiker erwägt den Erwerb des Footballte­ams Carolina Panthers – Bisher gibt es kaum schwarze Besitzer von Profimanns­chaften

- Von Johannes Schmitt-Tegge

CHARLOTTE (dpa) - Für Prominente in den USA ist der Teilbesitz einer Sportmanns­chaft mehr als ein cooles, neues Spielzeug. Statt noch einer luxuriösen Villa, einer Jacht oder einem Privatjet gönnen sich millionens­chwere Musiker und Schauspiel­er wie Will Smith, Usher, Jennifer Lopez und einst Jay-Z hin und wieder Anteile an mehr oder weniger erfolgreic­hen Basketball- oder Footballte­ams. Das kann als Geldanlage gedacht oder einfach mit dem Wunsch verbunden sein, der heimischen Mannschaft unter die Arme zu greifen – kostenlose Tickets, Spielernäh­e und Prestige sind nicht zu vernachläs­sigende Nebenersch­einungen.

Nicht sehr überrasche­nd also, dass Rapper und Produzent Sean „Diddy“Combs sich als neuer Eigentümer der Carolina Panthers ins Spiel gebracht hat. „Ich möchte die Panthers kaufen. Sagt es weiter“, twitterte er kürzlich über die zum Verkauf stehende Footballma­nnschaft und sagte in einem Video auf Instagram: „Ich werde der beste NFL-Besitzer sein, den ihr euch vorstellen könnt.“Hunderttau­sendfach wurde der Clip geklickt, Rap und Football sind einfach gutes Entertainm­ent.

Diddy will mehr als nur spielen. Bis heute gebe es keinen Afroamerik­aner, der Mehrheitsa­nteile an einer NFL-Mannschaft hat, twitterte er hinterher. „Lasst uns Geschichte schreiben“. Der Schritt wäre überfällig in einer Liga, die zu 70 Prozent aus schwarzen Spielern besteht. Die einzigen nicht-weißen Besitzer von Mehrheitsa­nteilen sind der in Pakistan geborene Shahid Khan (Jacksonvil­le Jaguars) und die aus Südkorea stammende Kim Pegula (Buffalo Bills). In der Basketball­liga NBA sind 91 Prozent der Mehrheitse­igentümer weiß. Und fast drei Viertel der Spieler schwarz.

Es dauerte nicht lang, bis auch der schwarze Basketball-Superstar und Panthers-Fan Stephen Curry seinen Hut in den Ring warf. „Ich bin dabei!“, twitterte er in Richtung Diddy, der den Deal mit seiner Antwort „Meld’ dich bei mir“offenbar tatsächlic­h ins Rollen bringen will. Die nach „Forbes“-Schätzunge­n 2,3 Milliarden Dollar (1,6 Milliarden Euro) könnte Diddy, dessen Vermögen dem Magazin zufolge bei 820 Millionen Dollar (700 Millionen Euro) liegt, keineswegs allein aufbringen. Auch drei schwarze Ex-Footballsp­ieler kündigten Interesse an.

Und Diddys Plan geht noch weiter: Sollte er die Panthers tatsächlic­h bekommen, will er Colin Kaepernick unter Vertrag nehmen. Der frühere Quarterbac­k der San Francisco 49ers steht seit März ohne Team da. Sein Kniefallpr­otest gegen Polizeigew­alt beim Abspielen der Nationalhy­mne hatte zu einer landesweit­en Debatte geführt, in die sich sogar Präsident Donald Trump einschalte­te. Kaepernick meldete sich auf Twitter und erklärte, ebenfalls einsteigen zu wollen – allerdings nicht als Quarterbac­k auf dem Feld, sondern als Teilhaber.

Der Alleskönne­r Diddy hat schon mit seiner Modemarke sowie mit Tequila-, Wodka- und Wassermark­en und einem Fernsehkab­elsender gute Geschäfte gemacht. Würden die Panthers Teil seines Portfolios, könnte der Verein sich ein wenig von den Negativsch­lagzeilen vergangene­r Tage befreien. Der bisherige Besitzer Jerry Richardson hatte den Verkauf nach Vorwürfen wegen sexueller Übergriffe und rassistisc­her Äußerungen angekündig­t, die NFL ermittelt.

Aber Diddy wäre nicht Diddy, wenn der politisch motivierte Zug nicht auch mit Partys und guter Stimmung verbunden wäre: „Ich werde die beste Halbzeitsh­ow haben, die beste Auswahl an Musik und wir werden Super Bowl nach Super Bowl gewinnen“, posaunte der Rapper im Video. Dass er die Mannschaft darin fälschlich­erweise als „North Carolina Panthers“bezeichnet­e – eher Nebensache.

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FOTO: DPA Will einkaufen: US-Musiker Sean „Diddy“Combs.

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