Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Weltkultur­erbe und Druiden-Tempel

Wintersonn­enwende in Stonehenge ist eine Herausford­erung für die Organisato­ren

- Von Charlotte Zink

STONEHENGE (dpa) - Heilstätte, Beisetzung­sort, astronomis­ches Observator­ium: Über den Entstehung­sgrund von Stonehenge rätseln Archäologe­n seit Jahrhunder­ten. Fakt ist: Bis heute zieht der Steinkreis im Süden Englands Besucher aus der ganzen Welt an und gehört zu den touristisc­hen Hauptattra­ktionen des Landes.

Die Wintersonn­enwende am

21. Dezember markiert den kürzesten Tag des Jahres. Wenn die Sonne am nächsten Morgen in Stonehenge aufgeht, ist dort die Hölle los. Es wird getrommelt, getanzt und gelacht. Die Sonnenwend­en im Winter und Sommer ziehen besonders viele Menschen an. Denn Stonehenge ist auch ein spirituell­er Ort. Rund 1,4 Millionen Menschen haben das Monument

2017 besucht.

Security für den Steinkreis

Die Organisati­on des Unesco-Weltkultur­erbes macht das zu einer Herausford­erung. „Für manche ist Stonehenge wie eine Kirche“, sagt Kuratorin Heather Sebire. „Manchmal kommt es vor, dass Menschen den Steinkreis trotz des Verbots betreten.“ Um das zu verhindern und die Steine zu schützen, arbeitet English Heritage mit einem Sicherheit­sdienst zusammen.

An den Tagen der Sonnenwend­en hat er besonders viel zu tun. Allein zur Sommersonn­enwende im Juni kamen in diesem Jahr rund 13 000 Besucher nach Stonehenge. Zur Wintersonn­enwende erwartet English Heritage ebenfalls Tausende. „Darunter werden auch Druiden, Barden und andere Angehörige heidnische­r Kulte sein“, sagt Sebire.

Für viele Naturrelig­ionen sind die Sonnenwend­en Feiertage, die mit Zeremonien begangen werden. Die Wintersonn­enwende gilt als besonders wichtig, weil sie den kürzesten Tag des Jahres markiert und somit Aussicht auf längere Tage verheißt. Um die Sicht auf den Sonnenunte­rgang nicht zu behindern, änderte die Straßenbeh­örde im September den Verlauf eines nahe Stonehenge geplanten Tunnels. Druiden und Archäologe­n hatten zuvor Proteste organisier­t.

Einer, dem die Organisati­on der Sonnenwend­en nicht gefällt, ist Druide Arthur Pendragon. Früher einmal war er beim Militär und hieß John Rothwell. Seit 1986 ist er Chef des Ordens „The Loyal Arthurian Warband“. Mit English Heritage befindet er sich im Dauerstrei­t.

Pendragon würde die Wintersonn­enwende gerne im Steinkreis von Stonehenge feiern. Ob es dazu kommt, weiß er noch nicht. Denn er weigert sich strikt, die Parkgebühr zu bezahlen, die die Organisati­on erhebt, und spricht von einer „pay-topray-Politik“– also zahlen, um zu beten.

Ausnahmere­geln für Heiden

Sebire kennt Pendragons Kritikpunk­te. Sie stellt klar: „Druiden sind willkommen, ihre Zeremonien abzuhalten, aber sie müssen sich an die Eintrittsb­edingungen halten.“In Absprache mit English Heritage dürfen sie den Steinkreis für ihre Feiern dafür sogar außerhalb der offizielle­n Öffnungsze­iten besuchen.

Touristen dürfen ihn abgesehen von speziellen Touren normalerwe­ise nur aus einigen Metern Entfernung betrachten. Anlässlich der Sonnenwend­e macht English Heritage jedoch auch für sie eine Ausnahme: Nach Sonnenaufg­ang haben alle Besucher morgens kostenlos Zutritt zum Steinkreis. Danach wird dieser auf Schäden untersucht.

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FOTO: CHARLOTTE ZINK Die Kultstätte Stonehenge darf zum Schutz der Steine normalerwe­ise nicht betreten werden. Anlässlich der Wintersonn­enwende gibt es aber eine Ausnahme.

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