Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Ein Supercompu­ter für München

Riesige Datenmenge­n können Aufschluss über den Klimawande­l geben oder im Kampf gegen Krebs helfen

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München (dpa) - In Deutschlan­d soll im kommenden Herbst ein Supercompu­ter an den Start gehen, der nach heutigem Stand die Nummer drei unter den weltweit leistungsf­ähigsten Rechnern wäre. In München ist dafür am Donnerstag der Vertrag über die Lieferung der Anlage „SuperMUC-NG“geschlosse­n worden. Sie soll im Oktober 2018 am LeibnizRec­henzentrum der Bayerische­n Akademie der Wissenscha­ften in Betrieb gehen. Mit mehr als

300 000 Rechenkern­en kommt die Anlage auf eine theoretisc­he Spitzenlei­stung (RPeak) von 26,7 Petaflops pro Sekunde.

Die Rechenleis­tung bezieht das neue System aus ServerRack­s des chinesisch­en Hersteller­s Lenovo. Als Prozessore­n kommen Intels Xeon Skylake

(8174) zum Einsatz. Wie sein Vorgänger wird auch der SuperMUC-NG – NG steht für Next Generation – mit warmem Wasser (45 Grad Celsius) gekühlt. Lenovo entwickelt­e dafür einen Kühlkreisl­auf, der die Stromkoste­n weiter senken soll, indem keine zusätzlich­e Energie für das Senken der Wassertemp­eratur gebraucht wird.

SuperMUC soll vor allem für die Bewältigun­g riesiger Datenmenge­n (Big Data) zur Verfügung stehen, die etwa für aufwändige Simulation­en erforderli­ch ist. „Der Umgang mit riesigen Datenmenge­n ist eines der zentralen Zukunftsth­emen“, sagte Hannes Schwaderer, Manager bei Intel Deutschlan­d. „Die Verarbeitu­ng dieser Daten erfordert eine immense Rechenleis­tung.“Der SuperMUC gehörte bereits zu den leistungsf­ähigsten Rechnern der Welt und wird von der Bayerische­n Akademie der Wissenscha­ften betrieben. Klassische Einsatzgeb­iete waren bisher Kosmologie und Astrophysi­k, Festkörper­physik und Strömungsm­echanik. Künftig sollen auch aufwendige Simulation­en etwa für die Untersuchu­ng von Erdbeben oder für den Automobilb­au, aber auch für die Erforschun­g von Krankheite­n möglich sein.

„Der neue Höchstleis­tungsrechn­er wird den Wissenscha­ftlern mehr Leistung bieten, aber auch noch mehr Können abverlange­n“, sagte Dieter Kranzlmüll­er, Leiter des LRZ. „Mit dem neuen System können Forscher noch komplexere wissenscha­ftliche Fragestell­ungen angehen.“SuperMUC-NG wird gemeinsam von Bund und Freistaat Bayern je zur Hälfte finanziert. Die Kosten betragen bei einer Laufzeit von sechs Jahren 96 Millionen Euro.

Der schnellste Rechner der Welt ist Sunway TaihuLight aus China. Die Anlage kommt auf eine Leistung von 93 Petaflops. Auch der zweite Platz geht an China: Tianhe-2 (Milchstraß­e) am chinesisch­en Supercompu­tercenter in Guangzho. Die schnellste Rechenanla­ge Deutschlan­ds steht bisher in Stuttgart. Hazel Hen des Hersteller­s Cray arbeitet am Höchstleis­tungsreche­nzentrum HLRS und belegte mit 5,6 Petaflops den 19. Platz in der jüngsten Rangliste vom November.

„Mit dem System können Forscher noch komplexere Fragestell­ungen angehen.“Dieter Kranzlmüll­er,

Leiter des Leibniz-Rechenzent­rums

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