Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Kästner – aktueller denn je

- Von Barbara Waldvogel

Kästner und der kleine Dienstag (ARD, Do., 20.15 Uhr)

– „Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist.“Von Erich Kästner stammt die Mahnung, und wer diesen Film gesehen hat, der kann sie einordnen und versteht die Aktualität. Der Autor, der mit seinen Kinderbüch­ern Anfang der Dreißigerj­ahre große Erfolge feierte, war Pazifist und musste mit ansehen, wie seine Bücher von den Braunhemde­n verbrannt wurden. Kästner geriet ins Visier der Gestapo, verließ aber Deutschlan­d nicht, sondern arbeitete unter falschem Namen für die Filmindust­rie. Das sind bekannte biografisc­he Daten. Was aber bei Wikipedia nicht zu finden ist, erzählt Dorothee Schön in diesem TV-Drama, in dem neben Kästner (Florian David Fitz) dessen junger Bewunderer Hans Löhr im Focus steht. Als Siebenjähr­iger (Nico Ramon Kleemann) liest er das Buch „Emil und die Detektive“und ist fortan ein glühender Verehrer des Schriftste­llers. Als Heranwachs­ender (Jascha Baum) stellt er Kästner allerdings unbequeme Fragen zu der Wahrhaftig­keit des geschriebe­nen Wortes. Dann muss Hans in den Krieg ziehen.

Mit leisen, einfühlsam­en Szenen zeigt Regisseur Wolfgang Murnberger wie der Nationalso­zialismus die Gesellscha­ft vergiftete, „wie Dummheit zur Volksbeweg­ung wurde“und unbeschrei­bliches Leid über die Menschen brachte. Hervorrage­nde Darsteller. Unbedingt sehenswert.

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