Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Lehrersuche per Anzeige
Bürgermeister: Ministerium und Schulamt tun zu wenig für Lehrerversorgung.
VERINGENSTADT - Die Lehrersuche per Anzeige der Stadt Veringenstadt ist erfolgreich gewesen. Eine Lehrerin wurde gefunden und inzwischen auch schon eingestellt. Trotzdem sind die Unzufriedenheiten bei weitem nicht alle ausgeräumt. Bürgermeister Armin Christ hat das Gefühl, die Verantwortlichen verstecken sich hinter Paragraphen, statt das Problem des großen Mangels an Grundschullehrern endlich anzupacken. Die Antwort auf sein entsprechendes Schreiben ans Kultusministerium sei ebenfalls unbefriedigend.
Unzufrieden ist Christ aus mehreren Gründen: So habe er den Schulamtsleiter Gernot Schultheiß gebeten, die Lehrerin Kathrin Hauptmann ein paar Wochen früher einzustellen, damit sie sich einarbeiten könne. „Dann hat es geheißen, eine Woche wäre möglich, aber schließlich hat sich auch daran niemand gehalten“, sagt Christ verärgert und enttäuscht. Aber nicht genug damit. Die Lehrerin hat einen Angestelltenvertrag lediglich für dieses Schuljahr erhalten. „Das geht so nicht“, sagt Christ. Wenn solch ein Lehrermangel herrsche, dürfe man doch nicht so mit den Leuten umgehen. „Es brennt hinten und vorn, aber die haben es immer noch nicht kapiert“, sagt der Bürgermeister in Richtung Kultusministerium. „Sehenden Auges lassen sie die Krise zu“, schimpft er weiter.
Armin Christ hat vor allem die Sorge, dass sich die Lehrerin im Sommer umorientieren könnte und die Schule im Herbst erst recht eine Lehrerin zu wenig hat. Kathrin Hauptmann aus Inneringen ist ausgebildete Gymnasiallehrerin und könnte als solche eventuell eine Stelle in der Region bekommen. Damit sie als Grundschullehrerin arbeiten kann, müsste sie hingegen eine Weiterbildung machen.
„Ich fühle mich wohl an der Schule und die Arbeit gefällt mir sehr gut“, sagt Kathrin Hauptmann gegenüber der „Schwäbischen Zeitung“. Sie wäre auch bereit, die Weiterbildung anzugehen, damit sie als Grundschullehrerin fest angestellt werden kann. Aber auf die Frage, ob sie auch an der Veringer Grundschule bleiben würde, wenn sie eine Stelle als Gymnasiallehrerin bekomme, sagte sie vorsichtig: „Ich habe nicht ohne Grund ein Studium zur Gymnasiallehrerin gemacht.“
Schreiben vom Ministerium
Was Bürgermeister Christ auch wieder ärgert, ist die Tatsache, dass es nicht sicher ist, ob es überhaupt eine entsprechende Fortbildung gibt im nächsten Jahr. „Als Chef einer Verwaltung würde ich in solch einer Situation sagen, der Frau geben wir einen ordentlichen Vertrag und setzen alles daran, sie zu halten“, sagt er. Aber nichts dergleichen passiere. So gesehen ist auch das Antwortschreiben aus dem Kultusministerium unbefriedigend. „Es wäre nichts passiert, wenn wir uns nicht auf die Lehrersuche gemacht hätten“, betont Christ. Das sei die Botschaft, die er dem Schreiben entnehme.
Schulamtsleiter Schultheiß erläutert, warum die Behörde nicht so vorgehen könne, wie sich der Bürgermeister das vorstellt. Die Gesetzeslage und die gängige Praxis seien nun mal so, dass die Behörde während des Schuljahres nur befristete Verträge abschieße und die auch nur dann beginnen, wenn die Stelle, wie in diesem Fall durch Mutterschutz, frei werde. Die Behörde müsse immer auch darauf achten, keine Präzedenzfälle zu schaffen.
Unterschiedliche Sichtweisen zwischen ihm und Christ gibt es auch zu der angepeilten Lösung, für den Fall, dass keine Lehrerin gefunden worden wäre: Die Schüler hätten ab Dezember in die Gammertinger Schule wechseln sollen. Für den Bürgermeister wäre dies der Anfang vom Ende der Veringer Grundschule. Schultheiß weist hingegen darauf hin, dass das Schulamt sich doch auf die von Veringenstadt vorgeschlagene Lösung mit der Lehrersuche per Anzeige sofort eingelassen habe. „Damit haben wir ein klares Signal gesetzt: Wir stehen zu dieser Schule“, betont Schultheiß. Er wolle keinen Kleinkrieg anzetteln, sondern gemeinsam an einem Strang ziehen.
Der Bürgermeister sagt hingegen, sein Verhältnis zum Schulamtsleiter sei inzwischen ziemlich abgekühlt. Dieser will sich im kommenden Jahr vor Ort ein Bild davon machen, wie sich die Lehrerin Hauptmann als Grundschullehrerin eingelebt hat und wie sie bei Schülern, Kollegen und Eltern ankommt. Vielleicht kann der Schulamtsleiter bei diesem Besuch ja das Vertrauen der Veringer zurückgewinnen, das offenbar im Laufe der vergangenen Monate abhanden gekommen ist.