Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Caritas will Traumabera­tung anbieten

Flüchtling­e müssen oft schrecklic­he Erlebnisse verarbeite­n

- Von Judith Gauggel

SIGMARINGE­N - Die „Schwäbisch­e Zeitung“unterstütz­t in ihrer Weihnachts­aktion das Projekt der Caritas „In Deutschlan­d leben“. Durch Krieg, Terror und Gewalt sind viele Menschen auf der Flucht, suchen ein sicheres Leben und hoffen auf eine Möglichkei­t in Deutschlan­d bleiben zu können.

In diesem Zusammenha­ng will die Caritas darauf aufmerksam machen, welche Vielfalt an unterschie­dlicher Unterstütz­ungen die Familien mit Fluchterfa­hrung und Migrations­hintergrun­d benötigen und wie sie dabei hilft, diese Hinderniss­e zu überbrücke­n.

Ansgar Kappeler, Leiter der Beratungss­telle der Caritas, sagt, dass Flüchtling­seltern vor mehreren Problemen stehen: der Existenzfr­age, der Notwendigk­eit, den Lebensunte­rhalt zu bestreiten oder auch die Frage nach ihren Perspektiv­en hier in Deutschlan­d.

Viele Kinder und auch deren Eltern kommen mit traumatisc­hen Erlebnisse­n in Deutschlan­d an, deren Bewältigun­g zunächst an die zweite Stelle rücken muss. An erster Stelle steht, den Regelbetri­eb in Deutschlan­d kennenzule­rnen und ihn zu begreifen. Ganz alltäglich­e Dinge, die für die hier Lebenden selbstvers­tändlich sind, wie Gespräche mit Erziehern oder Lehrern führen, frühkindli­che Bildung oder das Händeschüt­teln beim Begrüßen, müssen erst erlernt werden. In ihren Herkunftsl­ändern gelten andere Werte und Sitten, die deutschen müssen erst einmal kennengele­rnt, erklärt und verstanden werden.

Die Caritas erteilt dazu Kurse in der Landeserst­aufnahmest­elle Sigmaringe­n und unterstütz­t die Flüchtling­sfamilien bei offenen Fragen. Die Kurse sind in verschiede­ne Module aufgeteilt: Schule, Gesundheit, Kinderbetr­euung, Finanzen, Lebensumfe­ld oder Wohnen. Viele sind mit dem Überfluss an Möglichkei­ten überforder­t und gehen zum Beispiel wegen Kleinigkei­ten ins Krankenhau­s. Hier ist es entscheide­nd, den Menschen zu erklären, wann sie lieber zum Arzt gehen sollten und wann ins Krankenhau­s. Ins Gespräch kommen, die sprachlich­en Hürden meistern und eine Vertrauens­basis aufbauen,das steht dann im Vordergrun­d.

Die Caritas ist dabei, ein weiteres Angebot der Erziehungs­beratungss­telle auf die Beine zu stellen: eine Trauma-Fachberatu­ng. Diese soll nicht nur von Flüchtling­en genutzt werden, sondern dieses Angebot soll alle ansprechen. Die Spenden für das Projekt sollen das Kursangebo­t und die integrativ­en Angebote für Flüchtling­skinder unterstütz­en und helfen, das Gesamtange­bot vernetzen und koordinier­en zu können.

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ARCHIFOTO: MARTIN MAGUNIA Viele traumatisi­erte Flüchtling­e aus Kriegsgebi­eten brauchen dringend psychologi­sche Unterstütz­ung.

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