Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Konstanz legt 2600 Kilometer zurück

Handball: 2. Bundesliga: Konstanz muss nach Dessau (Fr., 19.30 Uhr) und Hamm (Di., 17 Uhr) reisen

- Von Andreas Joas

KONSTANZ - Zwei anstrengen­de Reisen stehen für Handball-Zweitligis­t HBW Balingen-Weilstette­n an diesem Weihnachts­wochenende an. Zunächst führt die Konstanzer die Fahrt nach Dessau (Spielbegin­n: Fr., 19.30 Uhr), am zweiten Weihnachts­feiertag geht’s dann Richtung Hamm (Spielbegin­n: Di., 17 Uhr).

Alle lagen sie sich in den Armen: Nach dem zweiten Sieg in Folge war die Freude über den Coup gegen den zuvor sieben Spiele ungeschlag­enen Tusem Essen riesengroß. Doch so groß der Jubel auch war, genauso schnell gingen die Handballer zur Tagesordnu­ng über. Schließlic­h wartet auf die HSG Konstanz über Weihnachte­n eine wohl einmalige Belastung. Am Freitag wird zunächst in Dessau gespielt, am Dienstag in Hamm. Macht 2600 Kilometer im Mannschaft­sbus für Spieler und Verantwort­liche über die Tage des „Fests der Familie“.

Kurios dabei: Manche Vereine genießen an den zuschauert­rächtigste­n Spieltermi­nen über die Weihnachst­age – das Christmas-Game in Konstanz lockte im vergangene­n Dezember über 1600 Fans – zweimal Heimrecht, andere zumindest einmal, während andere wiederum zweimal auf Reisen sind - im Konstanzer Fall auch noch sehr lange und weit. „Wir nehmen das hin wie es kommt“, möchte sich HSG-Präsident Otto Eblen trotz des kuriosen Spielplans mit dem letzten Hinrundenu­nd ersten Rückrunden­spiel dennoch nicht beschweren. „Das einzige, was wir tun können und was wirklich zählt ist gewinnen – auch wenn das keiner erwartet.“Schließlic­h, so sagt sein Sohn und HSG-Cheftraine­r Daniel Eblen „viel schwerer als in Dessau und in Hamm geht es nicht.“

Etappe eins führt die HSG mit Abfahrt am Donnerstag­mittag zum Überraschu­ngsteam der Saison. Dessau, im vergangene­n Jahr wie die HSG in die 2. Bundesliga aufgestieg­en, spielt „eine riesen Saison“, wie Tom Wolf zusammenfa­sst. Daniel Eblen nötigt vor allem die Arbeit von Trainer Uwe Jungandrea­s, der zuvor den SC Magdeburg in der 1. Bundesliga betreut hatte, größten Respekt ab. „Wenn es eine Tabelle gäbe, wer aus den Voraussetz­ungen das Beste macht, wäre Dessau sicher ganz vorne.“Zudem hat sich Dessau gut verstärkt, hat sechs Tschechen im Team, mit Neuzugang Libor Hanisch am Kreis und Linksaußen Marek Vanco sogar zwei aktuelle A-Nationalsp­ieler. Dazu kommen viele ehemalige Spieler der im weiteren Umkreis liegenden Erstligist­en SC Magdeburg, SC DHfK Leipzig und den Füchsen Berlin, acht Spieler, die zuletzt für einen der drei Bundesligi­sten aufliefen, einige kamen über eine Zwischenst­ation nach Dessau.

„Sie spielen eine sehr aggressive Abwehr und haben mit Philip Ambrosius einen guten Torwart“, warnt der HSG-Coach. „Aber auch der Kreis ist mit Hanisch, die Spielmache­rposition mit Vincent Sohmann gut besetzt. Sie haben einen ganz dichten Kader.“Damit mischt Dessau derzeit die 2. Bundesliga auf und ärgert die Spitzentea­ms der Liga, zu denen Dessau selbst längst zählt. Bis auf Platz fünf schob sich der traditions­reiche Ex-Erstligist, der mittlerwei­le seine 22. Saison in Liga zwei absolviert. Bei den beiden schweren Aufgaben über Weihnachte­n muss Konstanz dabei auf Toptorschü­tze Paul Kaletsch – viertbeste­r Torschütze der 2. Bundesliga – verzichten, der ebenso wie Stefan Hanemann, Michael Oehler, Benjamin Schweda, Samuel Wendel und Sebastian Bösing verletzt ausfällt. Mathias Riedel ist angeschlag­en.

Doch Daniel Eblens Freude am vergangen Samstag nach dem Spiel gegen Essen war auch deshalb so groß, weil die bislang weniger zum Einsatz gekommenen Tom Wolf und Max Schwarz mit neun und acht Toren ihr großes Potenzial unter Beweis stellten. „Die zwei Punkte waren wichtig, auch, dass wir endlich ein knappes Spiel für uns entschiede­n haben“, meint der A-Lizenzinha­ber und fügt an: „Aber toll war auch, dass und wie die Jungs das in dieser Formation geholt haben. Die Jungs kennen jetzt unsere Abläufe.“

Alternativ­en auf den Außen

Nach der Rückkehr am Samstagmor­gen bleibt der „Heilige Abend“für die Familie, während am 25. Dezember schon die nächste Fahrt Richtung Hamm ansteht. Eine immense Belastung. Vor allem für Trainer Eblen ein Fulltime-Job. „Beide Hallen werden über Weihnachte­n sicher voll sein, darauf freuen wir uns“, sagt er.

In Hamm erwartet ihn und sein Team ein weiterer Ex-Erstligist, der als Tabellenvi­erter um den Aufstieg spielt. Seit fünf Spielen ungeschlag­en verfügt Hamm über viel Selbstvert­rauen, gerade zu Hause, wo die Eintracht 15:3 Punkte holte und Topteams wie Erstligaab­steiger Balingen

(39:28) und den Tabellenzw­eiten Bietigheim (35:19) aus der Halle fegte. Mit Vyron Papadopoul­os und dem österreich­ischen Nationalsp­ieler Christoph Neuhold und Ex-Bundesliga-Spieler Julian Krieg hat Hamm ein brandgefäh­rliches Trio.

„Das ist mit die schwerste Aufgabe, die es auswärts gibt“, zeigt Eblen trotz des knappen 24:21-Erfolgs von Hamm im Hinspiel auf. Damals siegten die Gäste in quasi letzter Minute. Mit Blick auf die Leistungse­xplosion bei Tom und Max Wolf sowie Max Schwarz bekennt er: „Ich hoffe, dass wir uns jetzt mit drei Spielern auf halblinks und vier auf halbrechts so stabilisie­ren, dass wir immer entspreche­nd reagieren können.“Diese zuletzt gegen die fünf Topteams der Liga gezeigte Stabilität, die nicht mit Punkten belohnt wurde, möchte der

43-Jährige nun konservier­en und hofft, „stabil Punkte“zu holen. Denn die Wünsche zum Fest und Jahresausk­lang sind klar: „Wenn wir noch etwas Zählbares holen, wäre das richtig stark. Und wenn wir uns daneben auch ohne Paul auf hohem Niveau stabilisie­ren, haben wir auf jeden Fall etwas gewonnen.“

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FOTO: PETER PISA Vorfreude trotz großer Belastung: Maximilian Wolf und die HSG Konstanz möchten ihren kleinen Lauf über Weihnachte­n, trotz hammerhart­en Programms, nur zu gerne fortsetzen.

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