Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Drei Punkte zuletzt sind Bürkle zu wenig
Handball, 2. Bundesliga: HBW Balingen-W. - SG BBM Bietigheim (Fr., 19.45 Uhr) - Rückrundenstart in Essen am Dienstag
BALINGEN - Fast könnte man meinen, Weihnachten sei für Handballprofis ein Fremdwort. Bevor sie nämlich die Möglichkeit bekommen, gedanklich vom handballerischen Alltag etwas Abstand zu gewinnen, müssen sie noch zwei Mal auf die Platte. Dabei treffen die Gallier von der Alb im letzten Heimspiel des Jahres und zum Abschluss der Hinspielrunde am heutigen Freitagabend, um
19.45 Uhr in der Sparkassenarena auf die SG BBM Bietigheim. Bereits vier Tage später, am 2. Weihnachtsfeiertag beginnt die Rückrunde mit dem Auswärtsspiel in Essen.
Erste Priorität genießt aber zunächst das Heimspiel gegen den Tabellenzweiten aus Bietigheim. Nach den Heimniederlagen gegen den Bergischen HC und vor einer Woche beim Tabellendritten, dem VfL Lübeck-Schwartau, zählt gegen den Zweiten des Tableaus, die SG BBM Bietigheim, nur ein Sieg. „Die Gier, die Punkte hier zu behalten, muss gegen Bietigheim unheimlich groß sein“, sagt HBW-Trainer Jens Bürkle. Doch er weiß: Gegen den Tabellenzweiten wird es ganz schwer. Wahrscheinlich entscheidet am Ende der Wille. Grundsätzlich ist der Sportwissenschaftler mit den Fortschritten seiner Mannschaft zufrieden, aber er ärgert sich natürlich darüber, dass trotz der Leistungssteigerung aus den vergangenen drei Spielen unterm Strich nur zwei Punkte stehen. Kleinigkeiten hatten gegen den Bergischen HC und auch gegen den VfL Lübeck-Schwartau den Ausschlag gegeben. Das soll sich am Freitagabend ändern. „Dazu brauchen wir aber wieder das Publikum, das uns nach vorne treibt, damit wir endlich auch mal einen der Größeren schlagen können“, weiß Bürkle, dass
100 Prozent seiner jungen Truppe nicht ausreichen werden, um vor Weihnachten zwei Punkte zu holen.
Darauf angesprochen, was den Tabellenzweiten aus Bietigheim in dieser Saison auszeichnet, muss der HBW-Coach nicht lange überlegen. „Viel wird von unserem Rückzug abhängen“, erklärte er, dass die SG die schnellste Mannschaft der Liga sei. „Die spielen mit einem sehr, sehr hohen Tempo. Das ist schon Erstliga reif, mit welcher Gier sie den Ball nach vorne spielen“, zollt er dem Tempogegenstoß über die Außen und der zweiten Welle die hinterherkommt, größten Respekt. Wichtig sei am Freitagabend, dass seine Mannschaft im Angriff möglichst wenig Fehler mache, um Bietigheim dieses schnelle Spiel nicht einfach zu machen.
König: Comeback nach Verletzung
Maßgeblichen Anteil am derzeitigen Erfolg Bietigheims haben auch drei Spieler mit HBW-Vergangenheit. Zum einen Robin Haller, der von der Jugend an bis 2006 im Perspektivkader, aber auch in der ersten Mannschaft zum Zuge kam. Ihn kennen die Handballfreunde in Balingen noch als Allrounder, der mit Ausnahme der Position im Tor fast überall eingesetzt werden kann. Zwischen den Pfosten steht mit Jürgen Müller ebenfalls ein Ex-HBW-Spieler. Auch er begann seine Karriere in der JSG und schaffte es über den Perspektivkader in den erweiterten Kreis des Bundesligateams. Mit „Krake“, so der Spitzname von Müller, hat Bietigheim zu Beginn dieser Saison einen Torhüter mit internationaler Erfahrung verpflichtet. Von Balingen aus führte der Weg des Schrambergers über den HSV Handball zum SC Magdeburg und von dort nach Schweden zu Ystads IF. Über den TV Bittenfeld und Eintracht Hagen kam er schließlich nach Bietigheim.
Nur einen einzigen Wechsel in seiner Karriere hat mit Felix König der nächste Spieler mit HBW-Vergangenheit in seiner Vita stehen. Nach einer schier endlosen Verletzungszeit, in der man sogar schon über das Ende seiner sportlichen Laufbahn nachgedacht hatte, suchte „Flixer“in gegenseitiger Absprache mit den HBW-Verantwortlichen zu Beginn dieser Saison eine neue Herausforderung und landete schließlich bei der SG BBM Bietigheim. Dort hat er sich sehr schnell integriert, genießt das volle Vertrauen seines Trainers und hat in den letzten Wochen dem SG-Angriff in vielen Phasen auf der Rückraummitte seinen Stempel aufgedrückt.
Alle drei, vor allem der aus Weilstetten gebürtige König, haben in Balingen noch viele Freunde und Bekannte. Diese Freundschaften und Bekanntschaften, werden am Freitagabend für 60 Minuten auf Eis gelegt. Müller, Haller und König kommen nicht zu einem Kaffeekränzchen in die Balinger Sparkassenarena, sondern sie kommen, um die Punkte mit nach Bietigheim zu nehmen. Das möchten Strobel und Co. mit allen Mitteln verhindern, um sich zum einen für die guten Spiele endlich mal zu belohnen und zum anderen, den Anschluss an die vorderen Plätze nicht zu verlieren.