Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Herrlich erhitzt die Gemüter
Nach der Schwalbe des Leverkusener Trainers ermittelt der DFB
MÖNCHENGLADBACH (dpa/SID) Heiko Herrlich wollte am liebsten in jenem Erdboden versinken, auf den er kurz zuvor so theatralisch gefallen war. „Ich schäme mich für die Aktion und ich möchte mich dafür entschuldigen“, sagte der Trainer von Bayer Leverkusen nach seiner peinlichen Schwalbe und versuchte zu retten, was kaum noch zu retten war. Nicht zum ersten Mal fiel Herrlich mit einer, höflich ausgedrückt, ungeschickten Aktion auf. Nun droht ihm eine Strafe, der Kontrollausschuss des DFB wird die Aktion „überprüfen“.
Von einer „oscarreifen Einlage“sprach Borussia Mönchengladbachs Vizepräsident Rainer Bonhof, Herrlich zeigte immerhin Reue. „Das ist im Affekt passiert. Ich muss es mit meinen 46 Jahren schaffen, stehenzubleiben, ganz klar. Ich wollte da sicher keine Rote Karte fordern“, sagte der Bayer-Coach. Herrlich war in der 75. Minute des Pokalfights in Gladbach (1:0) nach einer leichten Berührung von Gladbachs Mittelfeldspieler Denis Zakaria plötzlich wie vom Blitz getroffen zu Boden gegangen.
Ausgerechnet Herrlich also, der die Borussia 1995 als Spieler nach einem unrühmlichen Wechseltheater in Richtung Dortmund verlassen hatte und in der Gladbacher Fangemeinde noch immer als „Verräter“gilt. Nach seinem „Ausrutscher“flog prompt ein gut gefüllter Becher von der Haupttribüne in seine Richtung. „Das hätte ich nicht machen brauchen, das war Blödsinn“, sagte Herrlich. Ein Strafe droht dennoch. Es bestehe der Verdacht, dass Herrlich sich „unsportlich verhalten“habe, teilte der DFB mit. Herrlich sei zu einer Stellungnahme aufgefordert worden.
Zugutekommen dürfte Herrlich seine schnelle Einsicht, noch auf dem Rasen umarmte er Zakaria. Der zunächst fassungslose Gladbacher gab an, er habe Herrlich „nicht groß berührt“, sich aber dennoch vorsorglich entschuldigt: „Ich habe vor jedem Menschen Respekt. Das war ein bisschen Emotion und ein bisschen Komödie. So ist halt Fußball.“Schiedsrichter Manuel Gräfe ahndete die Szene in der 75. Minute vor der Trainerbank nicht.
Im Nachgang der spannenden und sehr intensiv geführten Pokalpartie, die der überragende Leon Baily (70.) entschied, war eine andere Szene vor der Pause wesentlich umstrittener. Leverkusens Kai Havertz hätte für seinen zweiten Schlag im Luftduell mit Matthias Ginter eine Gelb-Rote Karte sehen müssen und wurde zur Pause auch vorsichtshalber ausgewechselt. Gladbachs Trainer Dieter Hecking sprach von einer klaren Fehlentscheidung des Schiedsrichters. „Da gibt es keine zwei Meinungen. Ich weiß nicht, ob wir mit elf gegen zehn verloren hätten.“