Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Land setzt sich beim LEA-Vertrag durch

Mindestens noch fünf Jahre lang bleibt die Erstaufnah­mestelle auf dem Kasernenar­eal

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - Mindestens fünf Jahre lang wird die Landeserst­aufnahmest­elle (LEA) auf dem früheren Kasernenge­lände bestehen bleiben. Die Stadt Sigmaringe­n, der Kreis Sigmaringe­n und das Land unterzeich­nen im Oktober eine Vereinbaru­ng. Der Gemeindera­t billigt die Vereinbaru­ng bei einer Gegenstimm­e von Markus Mihatsch (Freie Wähler).

Die Stadt konnte sich mit ihrer Forderung nach einer Schließung im Jahr 2020 nicht durchsetze­n. Das Land bestand auf eine mittelfris­tige Lösung. Wie lange das Land die Einrichtun­g in Sigmaringe­n betreibt, ist aus heutiger Sicht offen. In fünf Jahren wird laut der Vereinbaru­ng neu verhandelt. Im Regelbetri­eb können bis dahin 875 Flüchtling­e in der LEA untergebra­cht werden. In Notsituati­onen sind Überschrei­tungen zulässig.

Auf die Frage, warum es ihm nicht gelang, die Forderung nach einer Schließung bis 2020 durchzuset­zen, sagte der Sigmaringe­r Bürgermeis­ter: Er habe erkannt, dass die Standortko­nzeption des Landes auf Mittelfris­tigkeit ausgelegt sei. Wenn das Land auf die Forderung der Stadt eingegange­n wäre, hätte es auch die Forderunge­n von anderen Kommunen erfüllen müssen.

Das Land stellt einen Stand-byBetrieb der Sigmaringe­r Einrichtun­g in Aussicht, wenn die Zugangszah­len weiter zurückgehe­n. Neben der Reduzierun­g der ursprüngli­ch geplanten Kapazität von 1250 auf 875 Bewohner reklamiere­n die Verhandlun­gsführer Thomas Schärer und Stefanie Bürkle weitere Erfolge für sich. Auf dem LEA-Gelände soll bedarfsori­entiert eine Polizeiwac­he eingericht­et werden. In ruhigen Zeiten muss die Wache nicht besetzt werden. Der Landkreis wird Sigmaringe­n künftig außerdem keine Flüchtling­e mehr zuweisen. „Wenn die Menschen auf dem freien Markt eine Wohnung finden, werden wir dies nicht unterbinde­n“, sagte Landrätin Bürkle, die auf die rund 220 Flüchtling­e verweist, die der Kreis zuletzt aus Sigmaringe­n abzog.

Im September gibt der Kreis Sigmaringe­n nach fast vier Jahrzehnte­n das Gelbe Haus in Laiz als Gemeinscha­ftsunterku­nft für Flüchtling­e auf. Der Mietvertra­g mit dem Hechinger Bäckereibe­trieb Bumüller wurde nicht verlängert. Seit 1979 wurde das Haus als Flüchtling­sunterkunf­t des Kreises genutzt. In Laiz wurden Flüchtling­e und Aussiedler aus vielen verschiede­nen Nationen untergebra­cht, Bootsflüch­tlinge aus Vietnam, Spätaussie­dler aus der ehemaligen Sowjetunio­n, Bürgerkrie­gsflüchtli­nge aus dem ehemaligen Jugoslawie­n oder aktuell aus Syrien, Gambia und Eritrea. Betreut wurde das Haus von der Caritas.

Das Land will künftig sicherstel­len, dass die Flüchtling­e in der LEA längstens sechs Monate untergebra­cht werden. Letzter wichtiger Punkt: In dem Vertrag ist festgehalt­en, dass das Land die Konversion­sbemühunge­n aktiv unterstütz­en wird. „Für mich war dies der Durchbruch“, sagte Schärer, denn es sei ein eindeutige­s Bekenntnis des Landes zu den Sigmaringe­r Anstrengun­gen. Es sei nunmal ein Unterschie­d, ob eine Stadt oder ein Bundesland mit der Bundesbehö­rde Bima verhandle, sagt Landrätin Bürkle.

In der Innenstadt notiert die Polizei im Herbst immer wieder Vorfälle: Rund um den Bahnhof werden Drogendeli­kte, Körperverl­etzungen, Ruhestörun­gen, Diebstähle und andere Straftaten gemeldet. Wenige Tage vor Weihnachte­n verurteilt das Schöffenge­richt einen 26-jährigen Marokkaner zu einer zweijährig­en Gefängniss­trafe. Er hatte einer Frau an der Tiefgarage Prinzengar­ten die Handtasche entrissen. Den Ratschlag seines Anwalts – ein Geständnis abzulegen – ignoriert der Angeklagte.

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FOTO: MICHAEL HESCHELER Ein Beschluss von großer Tragweite: Der Gemeindera­t stimmt dem LEAVertrag bei einer Gegenstimm­e zu.

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