Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Die Handelslandschaft verändert sich
Die Sportboutique, Liehner und Boos schließen ihre Geschäfte
SIGMARINGEN - Die Einkaufsstadt Sigmaringen wird ordentlich durcheinander gewirbelt: Mit Haushaltswaren Boos, der Sportboutique und der Hofbuchhandlung Liehner geben drei namhafte Geschäfte auf.
Haushaltswaren Boos schließt Ende Mai sein Geschäft. Die vier Inhaber hören altershalber und weil sie keinen Nachfolger haben auf. Die Firma gehörte Marianne FesterBoos, Ulrich Fester sowie Werner und Gerlinde Boos zu gleichen Teilen. Den Schlussstrich zu ziehen, fällt den Inhabern schwer. „Wenn man etwas gerne tut, dann beendet man dies ungern“, sagt Ulrich Fester, der nach seinem Ausscheiden aus der Bundeswehr in das Geschäft eingestiegen ist. Er war der Herr der Zahlen im Hintergrund. Seine Frau kümmerte sich um die Porzellanabteilung, Werner Boos um die Haushaltswaren und Gerlinde Boos um die Spielwaren. Die Firmengeschichte beginnt 1938, als Boos’ Vater die Firma Bisinger am Marktplatz übernimmt. Fast 80 Jahre später gehen die Lichter aus. Die Immobilie wird an Investor Ertekin verkauft. Sie soll umgebaut und an die Buchhandlung Osiander vermietet werden.
Ende November verkauft die Hofbuchhandlung Liehner ihre Firma an das Filialunternehmen mit Sitz in Tübingen. Zum 1. März 2018 wird Liehner durch Osiander ersetzt. Die Mitarbeiter werden übernommen, eine neue Filialleiterin wird die Buchhandlung führen, die bis Ende 2019 an der Antonstraße 37 in dem Gebäude von Andreas Schmauder bleibt.
Das älteste Geschäft Sigmaringens
Liehner ist vermutlich das älteste Geschäft in Sigmaringen. Vor 209 Jahren ist die Buchhandlung von den Gebrüdern Herder gegründet worden (1808). In Familienbesitz befindet sie sich seit 1833. Inhaberin Karola Flemig entscheidet sich nach dem Tod ihres Mannes Günter Bruttel zum Verkauf der Buchhandlung.
Die Sportboutique in der Marstall-Passage schließt ihr Geschäft Ende Oktober. Grund: Das Sportgeschäft habe sich zuletzt nicht mehr rentiert, die Späh-Gruppe aus Scheer jährlich einen fünfstelligen Betrag draufgelegt. Inhaber Alfred Späh spricht „von einer emotional schwierigen, aber wirtschaftlich vernünftigen Entscheidung“. Elf Mitarbeiter verlieren ihre Stelle. Das Fürstenhaus als Eigentümer der Marstallpassage sucht nach einem Nachmieter. Spätestens nach der Absage des Modehändlers H&M ist klar: Die Suche wird Zeit in Anspruch nehmen.