Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Hund tötet 72-Jährige in Frohnstetten
Zeugen können dem Opfer der Attacke nicht helfen – Ortschaft steht unter Schock
FROHNSTETTEN - Im beschaulichen Stettener Ortsteil Frohnstetten ist seit dem 30. Mai vieles nicht mehr wie vorher. An diesem Dienstagabend beißt ein Hund an der Amerikastraße eine 72-jährige Fußgängerin tot. Um kurz nach 20 Uhr attackiert der Kangal die Passantin auf einem Fußweg und verletzt sie durch seine Bisse tödlich. Zwar verständigt eine Zeugin sofort den Rettungsdienst, doch dieser hat ein massives Problem: Niemand kann sich der auf dem Boden liegenden Verletzten nähern, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Als der Hund endlich von seinem Opfer ablässt, kommt jede Hilfe zu spät.
Kurz darauf umstellen Polizisten das Gebäude, das von der freiwilligen Feuerwehr ausgeleuchtet wird. Den aggressiven Hund, der die Frau angefallen hat, erschießen die Polizeibeamten. Auf dem Grundstück befinden sich zu diesem Zeitpunkt noch ein weiterer Hund derselben Rasse sowie ein kleinerer Mischlingshund. Da nicht bekannt ist, ob sich die Hundehalterin in dem verschlossenen Haus befindet, lässt die Polizei von zwei ortsansässigen Jägern auch diese Tiere erlegen, um das Gebäude gefahrlos betreten zu können. Doch dort finden sie nur mehr als 20 Katzen. Die Tierhalterin kehrt am Unglückstag gegen 23.30 Uhr ins Haus zurück, das sie ihren Angaben zufolge morgens gegen 7 Uhr verlassen hat.
Auf dem Rathaus gehen vor der tödlichen Attacke mehrfach Beschwerden über die vielen Tiere in dem Haus ein. Das Veterinäramt macht sich vor Ort ein Bild und kommt zu dem Ergebnis, dass eine artgerechte Haltung der Tiere gegeben ist. Nachbarn und Anwohner können das nicht nachvollziehen, beschweren sich über den heftigen Gestank. Außerdem habe die Besitzerin ihre Tiere oft tagelang allein gelassen, sagen einige.
Bei der Gemeinde sind lediglich zwei ihrer drei Hunde gemeldet. Dass von den Tieren auch nur ansatzweise eine Gefahr ausgehen könne, habe in der Verwaltung niemand gewusst und es wohl auch nicht wissen können, da die Rasse nicht als Kampfhunderasse eingestuft ist. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, Anklage wurde bislang nicht erhoben.