Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
NS-Vergangenheit ist Gegenstand der Diskussion
Der aus Meßkirch stammende Erzbischof Conrad Gröber ist Fördermitglied der SS
MESSKIRCH (chw) - Die Fakten sind nicht neu: Die Verstrickungen des aus Meßkirch stammenden Freiburger Erzbischofs Conrad Gröber mit den Nationalsozialisten sind vielen bekannt. Dies wird aber jahrzehntelang kaum zum Gegenstand öffentlicher Diskussionen gemacht.
Ein Beitrag in der Schwäbischen Zeitung löst eine Kontroverse aus, bei der sich Kritiker und Verteidiger Gröbers gegenüberstehen. Die Benennung eines Altenheims und einer Straße nach dem umstrittenen Erzbischof stehen zur Debatte. Im kommenden Jahr soll deshalb in Meßkirch eine Tagung zu Conrad Gröber stattfinden.
Im Buch „NS-Belastete aus Südbaden“weist Autor Wolfgang Proske auf die Zusammenarbeit Gröbers mit den Nazi-Herrschern hin und betont: „Gröber war ein Teil der nationalsozialistischen Propaganda-Maschinerie“. Der Erzbischof habe geholfen, die Nazi-Herrschaft in Südbaden durchzusetzen. „Er hat sich selbst für die nationalsozialistische Regierung instrumentalisiert, er wurde nicht dazu aufgefordert“, sagt der Historiker. Im Volksmund gilt Gröber als „Brauner Conrad“, Proske hat dies mit eindeutigen Beweisen belegt.
Proske fordert auch, dass die Stadt Meßkirch Gröber die Ehrenbürgerwürde entzieht. Verteidigt wird Gröber von Martin Heidegger, dem Neffen des ebenfalls belasteten Martin Heidegger, der sagt, es sei die Angst vor dem Kommunismus gewesen, die Gröber in die Arme der Nazis getrieben habe. Auch der Lokalhistoriker Armin Heim nimmt Gröber in Schutz, begrüßt aber die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Verantwortung des Erzbischofs, der immerhin auch förderndes Mitglied der SS gewesen ist.
Wie viele Intellektuelle wendet sich Gröber später vom Nationalsozialismus ab, was ihn allerdings noch lange nicht zum Widerstandskämpfer macht, als den er sich nach dem Krieg stilisiert.