Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Sägewerk in Hettingen brennt nieder
Alle vier Anwohner können sich retten – Es entsteht ein Schaden von rund 500 000 Euro
HETTINGEN - Das Hettinger Sägeund Hobelwerk in Familienbesitz ist am Sonntagmorgen, 9. Juli, völlig abgebrannt. Zwölf Stunden nach Ausbruch des Brandes kann die Feuerwehr sich bis auf regelmäßige Kontrollgänge zurückziehen. Zunächst ist die Brandursache unklar. Später teilt die Polizei mit, es sei ein technischer Defekt gewesen. Die vier Anwohner können sich retten. Mit fünf Feuerwehren und gut 90 Feuerwehrleuten aus dem Kreisgebiet wird der Großbrand gelöscht. Nach ersten Schätzungen beläuft sich der Schaden auf rund 500 000 Euro.
Sägewerk und Wohnhaus sind nur durch eine kleine Straße getrennt. Seniorchef Walter Knaus und seine Frau wohnen im Obergeschoss des Hauses. Um 0.30 Uhr schaut Knaus noch hinaus in Richtung Sägewerk, sagt er im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Es ist nichts Ungewöhnliches zu sehen. 20 Minuten später brennt das Sägewerk lichterloh. Schnell verlassen er und seine Frau die Wohnung. Knaus nimmt einen Gartenschlauch und spritzt geistesgegenwärtig seine Frau an der Tür nass und sagt ihr, in Richtung Ort zu rennen. Er selbst rennt hinterher, verbrennt sich jedoch am Arm, sodass er nach Eintreffen des Krankenwagens ins Krankenhaus gebracht werden muss. Zusammen mit seiner Frau kann er dieses nach ambulanter Versorgung wieder verlassen. Die beiden Bewohner der anderen, weniger betroffenen Haushälfte, können sich ohne Verletzung retten.
Fensterscheiben sind gesprungen
„Es war ein Inferno“, fasst der Hettinger Feuerwehrkommandant Marc Fritz den Brand zwölf Stunden nach dem Ausbruch zusammen: „Die größte Sorge gilt immer den Personen.“Zuerst ist die Hettinger Feuerwehr vor Ort, wenig später kommen die Feuerwehren aus Veringenstadt, Gammertingen, Sigmaringen und Bad Saulgau hinzu. Nachdem sicher ist, dass alle Personen draußen sind, löschen sie zuerst das Wohnhaus von der anderen Seite des Bahndamms. Die Fensterscheiben sind durch die Nähe des Hauptbrandes in der Sägehalle gesprungen. Danach versuchen sie, den Brand im Sägewerk einzudämmen. Der Sägemehlturm wird intensiv geflutet. Auch in ihm hat sich Feuer entzündet.
Es ging alles so schnell, war die einhellige Meinung am nächsten Morgen. Viele Einwohner sind zum Zeitpunkt des Brandes noch nicht im Bett, denken beim ersten seltsamen Geräusch, ob bei der Hochzeit, die in der Laucherttalhalle gefeiert wird, ein Feuerwerk abgebrannt wird.
Die Koordination von fast 100 Feuerwehrleuten samt DRK-Einsatzwagen ist nicht einfach, so Marc Fritz: „Wir haben unser Bestes gegeben.“ Die Gammertinger stellen ein Kommandozelt auf. Um 8 Uhr am Morgen heißt es Wachablösung und Übergabe. Marc Fritz ist ununterbrochen im Einsatz und meint, er selbst habe derart viel Adrenalin im Blut, dass er ohnehin nicht schlafen könne. Er wolle noch am Abend beim Historienspiel in Inneringen als Akteur auftreten.
Das DRK ist in der Nacht mit Bereitschaften und dem Rettungsdienst zur Sicherstellung der Atemschutzgeräteträger im Einsatz.