Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Codekanin Sauer: „Was ist das Wichtigste an Weihnachten?“
„Gottes Licht scheint für das Volk, das im Finstern wandelt“
Sind es die Geschenke, Zeit mit der Familie, ein gutes Essen, eine schön geschmückte Wohnung? Oder könnten wir auch Weihnachten feiern ganz ohne Geschenke, mit Brot und Käse, in einer kleinen Hütte mit ein paar lieben Menschen, nur einem Papierstern am Fenster und einer Kerze?
Die Geburt Jesu Christi sah wohl eher so aus wie in der zweiten Beschreibung: Geboren in einem zugigen Stall bei den Tieren, die Eltern in diesen Tagen heimatlos und wenig wohlhabend, man kann auch sagen: arm. Und doch ist da etwas Unglaubliches passiert: In diesem Stall kam Gott zur Welt, das Licht, das im Dunkeln scheint für das Volk, das im Finstern wandelt. Die biblischen Texte und Weihnachtslieder versuchen in vielfältiger Weise zu beschreiben und zu erfassen, was doch unbeschreiblich ist: Gott mitten unter uns.
Doch was soll der aufgeklärte Mensch des 21. Jahrhunderts damit anfangen? Wie kommt das Licht in das Dunkel der heutigen Zeit? Für mich geht es an Weihnachten immer wieder darum im Alten Neues zu entdecken. In den alten Geschichten und Texten von der Zukunft Gottes angerührt zu werden und so im Hier und Jetzt Gottes Spuren zu finden.
Das große Licht, das im Finstern scheint, können wir damals wie heute nicht machen. Wir versuchen die Dunkelheit zu verdrängen mit hellem Weihnachtsschmuck, aber das geht nicht. Gott selbst muss eingreifen und sprechen: Es werde Licht. Wenn das geschieht und von diesem großen Licht ein heller Schein in unsere Herzen fällt, dann wird die Freude groß und der Jubel laut sein. Machen kann man das nicht. Auch nicht mit einem gut gefüllten Kühlschrank oder wunderbarer Weihnachtsdekoration.
Etwas kann man aber machen: sich für die Botschaft der Engel öffnen und sein Herz anrühren lassen von Licht und Hoffnung, Liebe und Freundlichkeit. Das ist unsere Aufgabe an Weihnachten. Wo Menschen sich ohne Angst begegnen und füreinander interessieren, auch wenn sie ganz verschieden sind. Wo einer dem anderen weiterhilft. Wo einer etwas verschenkt, ohne darauf zu warten, selbst etwas geschenkt zu bekommen. Wo einer seine Schwäche zeigt und dem anderen dadurch erlaubt, auch einmal schwach sein zu dürfen. Überall dort finden wir Gott. Da wird es licht und hell. Darum – egal wo und wie Sie Weihnachten feiern, ich wünsche Ihnen diesen hellen Schein von Gottes Licht in Ihrem Herzen, der auch andere erwärmt. Denn dann wird wirklich wahr, was wir feiern: Gott mitten unter uns.