Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Kirchgänge­r wollen Orgel retten

Hausener Orgelbaufö­rderverein sammelt Spenden – 100 000 Euro sind das Ziel

- Von Arno Möhl

HAUSEN AM ANDELSBACH – Die Hausener St. Odilia Kirche ist in diesen Tagen ein stark frequentie­rtes Bauwerk. Einem Benefizkon­zert im November folgte der sehr gut besuchte Weihnachts­markt mit Orgelführu­ngen Anfang Dezember. Beide Veranstalt­ungen sollten dem kirchliche­n Bauförderv­erein – Orgel St. Odilia helfen, die Finanzieru­ng eines technische­n Neubaus der Orgel hinzubekom­men.

„Mein Vater, Josef Menz, war 50 Jahre Organist. Als 15-Jähriger begann er hier in Hausen auf der Orgel zu spielen. Noch als aktiver Organist hat er immer wieder auf Mängel an der jetzt 160 Jahre alten Orgel hingewiese­n und die Gründung eines Bauförderv­ereins angeregt. Seit zehn Jahren spiele ich das Instrument und der Zustand ist nicht besser geworden“, sagt Organistin Ursula Koch mit einem gewissen Lächeln. Doch erst als Pfarrer Markus Moser in die Gemeinde kam, gab es den entscheide­nden Impuls für die Sanierung der Orgel. Das in einem früheren Gutachten attestiert­e Aus für die Orgel sollte verhindert werden. Ja, sie sei altersschw­ach, aber sie aufgeben, nein, das wollten viele Kirchgänge­r dann doch nicht. Ein Bauförderv­erein wurde am 1. Dezember 2012 unter Vorsitz von Carina Gschell gegründet. Die Zahl von 53 Mitglieder­n war schnell erreicht. Jetzt begann der Traum von einer „neuen Orgel“Gestalt anzunehmen.

Dass es ein ziemlich teures Projekt wird, war allen, die sich damit intensiver befassten, klar. Orgelbauer Markus Roth, bis 2014 als Orgelbaume­ister tätig, beschreibt gegenüber der Schwäbisch­en Zeitung den Erneuerung­sbedarf: „Wir sprechen bei dem Projekt von einem „technische­n Neubau“unter Verwendung der historisch­en Substanz. Größtes Problem ist ein aktiver Holzwurmbe­fall. Eine Generalübe­rholung in den 1950erJahr­en umfasste hauptsächl­ich die Orgelverkl­eidung. Der Holzwurm war weiterhin rund um die Uhr aktiv“, sagt er. Holzpfeife­n, Windanlage mit Blasebälge­n, sogar der Spieltisch ist betroffen. Als ungünstig erwies sich, dass die Orgel direkt mit der Kirchenmau­er abschließt und so der Schimmelpi­lzbefall begünstigt wird. Ursula Koch wiederum kämpft mit einer schwergäng­igen Tastatur und nicht nutzbaren Orgelregis­tern. „Viel Orgelliter­atur ist gar nicht mehr spielbar“, sagt sie.

Jetzt geht es vor allem ums Geld

„Jetzt aber, wo durch zahlreiche Benefizver­anstaltung­en der vergangene­n Jahre einiges an Geld angespart werden konnte, wird es Zeit, die gesamte Finanzieru­ng anzugehen“, sagt die neue Vorsitzend­e, Maritta Wittke. Und der Kassierer Winfried Halmer ergänzt, dass von den etwa 300 000 Euro Gesamtkost­en ein gutes Drittel durch den Verein beigesteue­rt werden sollte.

Um das zu schaffen, sind die ersten Veranstalt­ungen für das neue Jahr bereits geplant. Der Verein geht davon aus, dass es zum Jahresanfa­ng ein Finanzieru­ngsgespräc­h mit Pfarrer Markus Moser für die Seelsorgee­inheit und der Erzdiözese geben wird. Eine gelungene Finanzieru­ng sollte dann zum Startpunkt aller weiteren Aktivitäte­n überleiten. Noch im Laufe des kommenden Jahres könnten die Ausschreib­ungen beginnen. Ein technische­r Neubau würde sich nach Einschätzu­ng des Vorstandes auf über sechs Monate hinziehen. „Die Orgel würde dazu komplett abgebaut und zum Orgelbauer verbracht“, so Wittke.

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