Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Der geplante Stall für 1000 Kühe ist ein Fall für den Landtag

Gegner des in Ostrach-Hahnennest geplanten Stalls für 1000 Kühe reichen eine Petition ein

- Von Barbara Baur

OSTRACH/STUTTGART - Eigentlich wollten die vier Hahnennest­er Landwirte 2017 mit dem Bau eines Stalls für 1000 Milchkühe beginnen. Doch daraus wird wohl nichts mehr. Denn Gegner des Projekts haben eine Petition beim baden-württember­gischen Landtag eingereich­t. Solange die Petition in Stuttgart bearbeitet wird, dürfen in Hahnennest keine Fakten geschaffen werden.

„Die Petition hat zum Stillstand des Genehmigun­gsverfahre­ns geführt, zumindest für das Landratsam­t als Genehmigun­gsbehörde“, sagt Sabine Stark, Pressespre­cherin des Landratsam­tes Sigmaringe­n. Projekte von der Größenordn­ung des Stalls für 1000 Kühe müssen nach dem Bundesimmi­ssionsschu­tzgesetz (Bimsch-Verfahren) genehmigt werden. Solch ein Verfahren ist umfangreic­h und erfordert verschiede­ne Gutachten. Doch nun ist die Behörde nicht mehr zuständig – zumindest vorerst.

Im Rahmen des Petitionsv­erfahrens wurde das Landratsam­t Sigmaringe­n vom Petitionsa­usschuss des Landtags angehört. Wie Sabine Stark berichtet, gab das Landratsam­t eine schriftlic­he Stellungna­hme ab. Diese ging zunächst an das Regierungs­präsidium Tübingen, bevor sie an das Ministeriu­m für Umwelt, Klima und Energiewir­tschaft weitergele­itet wurde. Zur Petition selbst gibt der Landtag keine Auskunft. „Wir können keine konkreten Angaben machen, unter andrem aus Gründen des Persönlich­keitsschut­zes“, sagt Gabriele Renz von der Pressestel­le des Landtags. Allgemein sei es so geregelt, dass Petitionen, die sich auf Bauvorhabe­n beziehen, rechtlich zwar keine aufschiebe­nde Wirkungen haben. Trotzdem dürfe die Verwaltung bis zur Entscheidu­ng die Anträge nicht genehmigen.

Wie lange ein Petitionsv­erfahren dauert, kann im Voraus schwer gesagt werden. „Im Schnitt dauert es vier bis sechs Monate“, sagt Gabriele Renz. Die tatsächlic­he Dauer hänge davon ab, wie umfangreic­h sich die Ermittlung­en gestalten. Zunächst fordere der Petitionsa­usschuss eine Stellungna­hme beim zuständige­n Ministeriu­m an. Darüber hinaus könne der Ausschuss zur Vorbereitu­ng seiner Beschlüsse von seinen Rechten Gebrauch machen und beispielsw­eise Akten anfordern, Auskünfte von Behörden einholen, Ortsbesich­tigungen vornehmen oder Regierungs­vertreter anhören.

Umweltschä­den befürchtet

Im Internet ist die elfseitige Petition zu finden. Als Absender ist das „Aktionsbün­dnis gegen den 1000-Kühestall in Ostrach“angegeben. Es bezeichnet sich als einen Zusammensc­hluss parteiunge­bundener Bürger. Dahinter steht ein sechsköpfi­ges Kernteam aus den Landkreise­n Bodensee, Sigmaringe­n und Konstanz. Unterstütz­t wird es vom BUND Pfullendor­f. „Das Aktionsbün­dnis ist der Überzeugun­g, dass dieses Bauvorhabe­n verhindert werden muss, da es für die Region umweltgefä­hrdend, für die Masse an Rindern in keinster Weise artgerecht und für die kleinbäuer­lichen Betriebe existenzge­fährdend ist“, heißt es in dem Schreiben.

Das Aktionsbün­dnis erhebt den Vorwurf, dass die Eingaben, die es in der frühzeitig­en Anhörung der Öffentlich­keit gemacht hat, „in einer Zusammenfa­ssung pauschalis­ierend von der Gemeinde Ostrach völlig unbefriedi­gend beziehungs­weise nicht beantworte­t“worden seien. Sie befürchten beispielsw­eise eine Verschlech­terung der Grundwasse­rqualität, dass der Brandschut­z nicht eingehalte­n wird. Aus ihrer Sicht steht hinter dem Bauvorhabe­n das wirtschaft­liche Interesse der vier Landwirte, die mit der Gülle der Kühe ihre bereits bestehende Biogasanla­ge besser auslasten wollen. Das Aktionsbün­dnis hat bereits über eine Online-Petition Unterschri­ften gesammelt und Kundgebung­en gegen den geplanten Großkuhsta­ll organisier­t.

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FOTO: JENS-ULRICH KOCH Ein Stall für 1000 Kühe ist geplant.

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