Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Super-Martin“am Boden

- Von Andreas Herholz ●» politik@schwaebisc­he.de

Für die Demoskopen ist es ein ganz und gar rätselhaft­es Phänomen. Erst gab es den Hype um den SPD-Chef und Kanzlerkan­didaten Martin Schulz, den rasanten, steilen Aufstieg, der die Sozialdemo­kraten in den Meinungsum­fragen schnell auf Augenhöhe mit der Union brachte und sie kurze Zeit vom Erfolg bei der Bundestags­wahl träumen ließ. Dann aber erlebten sie und ihr Vorsitzend­er schließlic­h einen tiefen Absturz.

Ende 2017 ist der einstige Hoffnungst­räger der deutschen Sozialdemo­kratie, Mister 100 Prozent und „Super-Martin“, nun wieder auf dem Boden und in den Augen von zwei Dritteln der Deutschen der „Verlierer des Jahres“. Da ist es nur ein schwacher Trost, dass gleich auf den Plätzen zwei und drei dieser Umfrage CSU-Chef Horst Seehofer und die CDU-Vorsitzend­e Angela Merkel folgen und sich das Votum offenkundi­g vor allem auch gegen die Volksparte­ien und großen Wahlverlie­rer richtet.

Mögen die Delegierte­n des SPDParteit­ages Martin Schulz gerade erst im Amt des Vorsitzend­en bestätigt und Rivalen wie Vizechef Olaf Scholz abgestraft haben – wie ein Mann der Zukunft wirkt Schulz längst nicht mehr. Nach der Wahlschlap­pe hat der SPD-Chef seiner Partei mit seiner voreiligen Festlegung auf den direkten Gang in die Opposition einen schlechten Dienst erwiesen und Geister gerufen, die er jetzt womöglich nicht mehr los wird. Die Genossen sind tief gespalten zwischen Regieren und Opponieren. Und ausgerechn­et jetzt fehlt es in der Partei an klarer und entschloss­ener Führung.

Längst nicht alle in der SPD-Spitze trauen es Schulz offenbar noch zu, die Sozialdemo­kraten aus dem tiefen Tal herauszufü­hren. Der frühere SPD-Chef und geschäftsf­ührende Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel lässt jedenfalls keine Gelegenhei­t aus, um zu zeigen, dass er sich noch immer für den besseren Parteivors­itzenden und nichts von Schulz’ Zick-Zack-Manövern hält.

Auf den „Verlierer des Jahres“2017 und seine Partei wartet ein stürmische­r Start ins Jahr 2018.

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