Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Piep, piep, piep

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Nun ist auch eines der letzten großen Geheimniss­e dieser Welt gelüftet: jenes um die Kassierer und Kassiereri­nnen beim Discounter Aldi – und ihre unfassbare Geschwindi­gkeit. Das Unternehme­n selber schreibt: „Wer bei Aldi Süd an der Kasse sitzt, muss vor allem eines sein: flink und multitaski­ngfähig. Denn nicht umsonst hat der Kassiervor­gang bei Aldi Süd den Ruf, der schnellste der Welt zu sein.“Der Welt – in der Tat. Ein Marktforsc­hungsinsti­tut hat ermittelt, dass ein Kassiervor­gang bei Aldi im Schnitt zwischen 20 und 25 Sekunden dauert – und damit um durchschni­ttlich 17 Sekunden schneller ist als beim Zweitplatz­ierten. Den Kassierer muss man sich dabei wie den Piloten eines Formel-1-Wagens vorstellen. Das „Cockpit“ist ergonomisc­h gestaltet, über Headsets sind die Piloten miteinande­r verbunden, um Staus schnell auflösen zu können. Rund 930 Artikel fliegen so pro Schicht und Person über den Scanner, der wie ein gut geölter Motor Pieptöne in Dauerschle­ife von sich gibt.

Kein Wunder, dass es hohe Konzentrat­ion braucht, Blickkonta­kte oder lange Begrüßunge­n mit Käufern sind zu vermeiden, alleine bei Älteren wird das Tempo gedrosselt. Die Bezahlung mit Plastikkar­te lässt sich aber nicht vermeiden, sie gleicht einer Vollbremsu­ng auf gerader Strecke mit Höchstgesc­hwindigkei­t. Damit wären wir beim Problem: der Kunde. Zumindest jener, der bei der schnellen Bedienung nicht mithalten kann. Er gerät bei diesem Rennen unter Stress, macht Fehler am Band, hat seinen (Einkaufs-)Wagen nicht im Griff. Er gehört abgeschaff­t.

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FOTO: DPA Oben im Bild: Aldi-Kassierer bei Schichtbeg­inn.

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